Die Menschen
Kurzum – sie sind sympathisch. Das ist einfach so. Man kann einem Jamaikaner einfach nicht böse sein. Nicht, dass es während unserer Reise dazu einen Grund gegeben hätte. Aber man muss es einfach nochmal betonen.
Wir sind auf der Suche nach dem Reiseführer Wolde Kristos in Bluefields. Eigentlich liegen wir auch gut in der Zeit, denn wir sind heute Morgen zeitig in Negril losgefahren und haben auch wie geplant nur zwei Stunden gebraucht. Aber jetzt haben wir schon zweimal das Ortsschild passiert doch von ihm und seiner kleinen Agentur ist absolut nichts zu sehen. Also entscheiden wir uns weiter entlang der Küstenstraße zu fahren, denn irgendwo muss er ja stecken. Wir kommen nach drei Kilometern im nächsten Ort Belmont an, doch stellen fest, dass wir zu weit sind. Mit dem Handy rufen wir Wolde an, der uns versichert direkt an der Straße zu stehen und uns zu winken, sobald er uns sieht. Wir beschreiben ihm noch einmal unser Auto und fahren zurück, vorbei an der kleinen Bude mit Hängematten, vorbei an dem Hotel, wo wir vorher schon 15 Minuten auf Wolde gewartet haben bis man uns sagte, dass wir am falschen Treffpunkt sind und es sich nicht um das Bluefields Bay Resort handelt sondern um das Bluefields Hotel. Man kenne aber Wolde und er sei sehr zuverlässig. Wir fahren erneut bis zum Ortsschild und zu einer kleinen offenen Halle mit Wellblechdach. Doch nichts ist zu sehen. Inzwischen leicht genervt, weil es ja nicht sein kann, dass man sich in diesem verschlafenen Ort verfehlen kann, blicke ich meine Tante an, die wiederum nur mit den Achseln zuckt und meint „Fahren wir halt nochmal langsam in die andere Richtung“. Also Wagen wenden und nochmal im Schneckentempo mit Ausschau nach Wolde in Richtung Belmont. Und nach weiteren 15 Minuten kehren wir unverrichteter Dinge zurück, schwitzend, verwirrt und etwas verloren. Das Telefon klingelt und ich bin kurz davor Wolde ordentlich die Meinung zu sagen, weil wir jetzt schon eine Stunde eine Strecke von 5 Kilometern hoch und runter fahren ohne auch nur annähernd den Ort zu finden, an dem er sich gerade aufhält. Doch Wolde erklärt mir noch einmal geduldig in seinem jamaikanischen Slang, dass doch alles no problem sei und er uns nun gesehen habe. Vollbremsung, wir befinden uns wieder am Eingang von Bluefields neben besagter Halle mit Wellblechdach. Und siehe da, tatsächlich kommt ein winkender und übers ganze Gesicht grinsender Mann mit Zahnlücke und Safari-Outfit auf uns zugeschlendert. Wir parken, steigen aus und werden erst einmal mit einer ausschweifenden Umarmung begrüßt.
"Ya mann, ju no dis is Tschamaika, no problem mann."
Ja Wolde, jetzt wo wir Dich endlich gefunden haben finden wir die Situation auch sogar schon wieder ein bisschen lustig :-)
Nicht nur mit Wolde erging es uns so, sondern generell mit allen Jamaikanern, mit denen wir im Laufe unserer Reise zu tun hatten. Egal ob die netten Ladys aus dem Palmview Guesthouse in Montego Bay, die uns gleich mit dem traditionellen Gericht „saltfish & ackee“ vetraut gemacht haben, Wolde mit seiner Begeisterung für den umweltverträglichen und menschennahen Tourismus, die geduldigen Frauen aus der Papiermachergemeinde in Port Antonio und der hilfsbereite Taxifahrer Clark, der uns aufopferungsvoll von A nach B gebracht hat, obwohl es draußen schon wie aus Kübeln geregnet hat.
Die Jamaikaner sind ein sehr entspanntes Karibikvolk mit einer aufregenden Kultur und Vergangenheit, zu Beginn immer etwas höflich und zurückhaltend, aber wenn sie erst einmal auftauen wirklich extrem hilfsbereit, sympathisch und lustig.
Wer also Jamaika wirklich kennenlernen will, der bucht keinen 14 tägigen Strandaufenthalt im Luxusresort, sondern eine Rundreise mit aufregenden Stopps und vielen Erlebnissen und Begegnungen – so wie wir es erleben durften!