Ein Rassist, Sexist und Homophober als Präsident der Menschenrechtskommission

Von Nu
Im brasilianischen Abgeordnetenhaus gibt es eine Kommission für Menschenrechte und Minderheiten. Zum Präsidenten dieser Kommission wurde vor kurzem der Pastor Marco Feliciano von der evangelikalen “Kirche der Versammlung”, einem Mitglied der Sozialchristlichen Partei Brasiliens (PSC), gewählt.
Pastor Feliciano stammt nach eigenen Angaben aus einer einfachen Familie aus Orlandia (Bundesstaat São Paulo). Er gibt an gelernter Buchhalter zu sein, mit 8 Jahren träumte er davon Bischof zu werden und mit 11 Jahren konvertierte er zum evangelischen Glauben. Er hatte den tiefen Wunsch in seinem Herzen, Gott näher kennen zu lernen und studierte deshalb an einer theologischen Hochschule namens FAETEL (bei Aufruf der Webseite erhält man die Meldung “Diese Website ist momentan als verdächtig eingestuft und kann Ihren Computer beschädigen”), danach bildete er sich am “Hosianna-Seminar” weiter, einer Bibelschule und machte dort den Doktor “Divinity Mestrado” (Göttliche Meisterschaft) in Theologie. Er schrieb in Folge 18 Bücher und ist zur Zeit Pastor-Präsident (Pastor Presidente) der evangelikalen Kirche “Assembleia de Deus Catedral do Avivamento” (Versammlung Gottes Kathedrale der Erweckung). Alles deutet auf eine Sekte mit Predigern hin, die ihre Schulung us-amerikanischen Evangelikalen verdanken. Vor kurzem wurde ein neuer “Tempel” eröffnet und bombastisch wird die Einweihung von der Sekte wie folgt beschrieben: “Der Himmel öffnete sich und Gott war bei der Einweihung dabei”.
Feliciano sitzt also im brasilianischen Parlament, das ihn unter “Pastor Marco Feliciano” in seinem Verzeichnis aufführt: “Beruf: Conférencier, Unternehmer, Pastor. Partei PSC (Sozialchristliche Partei)”. Er ist in Brasilien bekannt dafür, dass er die Bürger und Bürgerinnen schwarzer Hautfarbe als “Verdammte” bezeichnet und beim Gedanken an Schwule und Lesben ihm der Hals schwillt. Und ausgerechnet er ist vom brasilianischen Parlament nun zum Präsidenten der Kommission der für Menschenrechte und Minderheiten gewählt worden. Das nennt man den Bock zum Gärtner machen. Ausgekungelt wurde er von den Mehrheitsparteien in einer nicht öffentlichen Sitzung, weil angeblich bei einer öffentlichen Wahl Proteste drohten. Den Sitz hatte man seiner Partei zugestanden, die Feliciano nominierte und trotz der bestehenden Bedenken auch daran festhielt. Auch die Tatsache, dass gegen Feliciano in dieser Sache ein Strafverfahren beim Obersten Gerichtshof Brasiliens läuft, hielt sie nicht davon ab.
Ein Teil der Parlamentarier war über diese Wahl erzürnt und droht vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen, weil die Wahl in einer nichtöffentlichen Sitzung erfolgte. Noch wütender sind Teile der brasilianischen Gesellschaft, auch in der evangelischen Kirche in Brasilien. In einem offenen Brief schreiben 150 Pastoren: “Der Rahmen für die Wahl des Präsidenten der Kommission war deprimierend. Es geht hier nicht darum den kürzlich gewählten Präsidenten grundlos zu verurteilen, sondern man muss seine verschiedenen öffentlichen Kommentare über Schwarze, Homosexuelle und Indigene zur Kenntnis zu nehmen, die es Menschen, die sensibel für Menschenrechtsthemen sind, unmöglich machen seine Politik zu unterstützten.” Die Pastoren haben erklärt, dass sie eine Kampagne gegen die Wahl von Feliciano machen werden. In verschiedenen brasilianischen Städten kam es zu Demonstrationen gegen die Wahl. Feliciano beeindruckt das nicht. Er sagt, er respektiere die Demokratie, aber er werde dem Druck der Öffentlichkeit nicht weichen.
Die brasilianische Abgeordnete Jean Wyllys erklärt in einem Interview das widersprüchliche Verhalten des Parlaments: “Was wir zur Zeit in der Kommission für Menschenrechte und Minderheiten erleben, ist ein breites politisches Spiel im Kampf um Macht, in den die Parteien PT, PSDB und PMDB verwickelt sind. Es gibt einen kleinen Teil der Medien, die diesen Streit in der Kommission als Folklore darzustellen versuchen. Sie versuchen das als einen Streit zwischen mir und Marco Feliciano hinzustellen, indem sie behaupten, dass ich gegen ihn sei, weil er ein Christ ist. Aber mein Problem ist nicht die Tatsache, dass er evangelischer Pastor ist. Es geht um eine politische Frage: Es gibt eine Streit zwischen religiösen Fundamentalisten und fortschrittlichen Abgeordneten, die im Dialog mit den sozialen und linken Bewegungen stehen”. Nach Ansicht von Wyllys gibt es eine christliche Rechte, die stark mit dem konservativen Teil der brasilianische Gesellschaft, vor allem der Großgrundbesitzer, verbunden ist und deren Ziel es ist im Parlament eine Menschenrechtspolitik, die die Einbeziehung der Minderheiten zum Ziel hat, zu verhindern. Der Abgeordnete Bolsonaro, bekannt für die Verteidigung der Diktatur und seine Attacken gegen Schwarze und Homosexuelle, begrüßte das Ergebnis auf jeden Fall mit breitem Grinsen. Wyllys erklärt, dass 11 der 18 Mitglieder der Kommission Pastoren seien, davon kämen 6 von der christsozialen Partei. Diese Übermacht der Religiösen sei dem Verzicht der größten Parteien PMDB und PSDB auf ihre Sitze zu verdanken.
Informationsquelle
Deputados querem reverter domínio conservador na Comissão de Direitos Humanos – BrasilAtual