Ein Präsident und seine Zeit

Ein Präsident und seine ZeitEr hetzt gegen Minderheiten und ethnische Gruppen, verabscheut Frauen und Homosexuelle - und empfindet das Zahlen von Steuern als wüsten Eingriff in die Freiheit des mündigen Menschen. Seine Rhetorik ist plump, schroff und beleidigend. Er ist ein Bulldozer. Wahrscheinlich nennt er seine Ausdünstungen Meinungsfreiheit. Was er zu sagen fähig ist, das sagt er eben. Er erinnert dabei an jene, die heute Deutschlands Straßen als besorgte Bürger bevölkern. Dieser Donald Trump ist also fürwahr keine Ausnahmeerscheinung in diesen Zeiten, sondern der folgenrichtige Typus, den die krisengeschüttelte westliche Welt jetzt an allen Plätzen hervorbringt. Einer, der es sich einfach macht, weil einfache Erklärungen jetzt allerorten zum neuesten Schlager werden. Komplexität ist ein Auslaufmodell in Gesellschaften, die es gewohnt sind, dass man ihnen das Denken abnimmt. Simplify your life eben.

Besorgte Bürger, Tea Party, Front Nationale. Wohin man auch guckt, überall krabbeln sie aus ihren Löchern, skandieren Parolen, wittern Sündenböcke und ergeben sich im Kulturkampf. An allen Ecken und Enden der westlichen Welt brennt es - und brennt etwas durch. Selbst kenne ich viele Leute in meinem Umfeld, die zwar nicht Parolen schwingen, aber durchaus offen sind für das Geseier, das da durchdringt von diesem neuen Schlag von »zoon politikons«. Was sich aufmacht, die Meinung dominieren zu wollen, ist nicht mehr der alte verstockte Konservatismus, der noch halbwegs kalkulierbar war, sondern ein Ableger ohne Anstand, Ideale und Benehmen. Dieser Pöbel reißt Themen an sich und stattet sie mit niedersten Beweggründen und Lösungsansätzen aus. Mit einem Populismus, den man über Jahre an die Stammtische verbannt hatte, werden sie Teil der Öffentlichkeit. Sozialdarwinistische, malthusische und rassistische Grundgedanken bestimmen ihre Agenda. Sie wissen nur nicht so genau, woher ihre Denke kommt. Denn sie sind keine Bildungsbürger. Schnappen nur Gedankenfetzen auf, entscheiden sich dabei jedoch immer für die radikalsten Aussagen, auch weil sie der Ansicht sind, dass nur noch radikale Schnitte den Frieden und den Wohlstand sichern können. Sie sind antimodernistisch. Nicht im Bezug auf Facebook oder Twitter. Diese Form des modernen Lebens lieben sie. Aber eine moderne Welt, in der Ethnien sich vermischen, die Welt kleiner wird, Kultur zur Multikultur emporsteigt, die ekelt sie an.

Trump ist nur der reiche Trampel dieser neuen Art von westlichen Bürger. Das Gesicht eines potenziellen Präsidenten in diesen »besorgten Zeiten«. Er vereint alle Elemente in sich, die der zum besorgten Bürger mutierte Stammtischbruder auch in sich trägt. Das kommt daher bei vielen gut an. Der klassische Konservatismus tritt zurück, muss mit diesem »Konservatismus von unten« konkurrieren, der sich als standhaft und sittsam ausgibt, der aber in Wirklichkeit die Saat der rechten Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte in sich trägt. Und das will wohl etwas bedeuten, wenn man den westlichen New Conservatism noch rechts überholen kann – nach all dem Thatcherismus, den Reaganomics und New Labour.
Dieser Mann und potenzielle Präsidentschaftskandidat ist das Gesicht einer Epoche, die völlig orientierungslos von Wirtschaftskrise zu Finanzkrise, von Haushaltskrise zu Währungskrise taumelt und eigentlich keine Vision vor Augen stehen hat, was in nächster Zukunft das Leben auf Erden besser machen sollte. Der Wohlstand als Massenphänomen wird abgeschmolzen. Wir reden von Wachstum und Konzerne akkumulieren tatsächlich beträchtlich, aber die Menschen leben in ökonomischer Unsicherheit, sind Verfügungsmasse, derer sich kein Manager verpflichtet fühlt. Andere sind arbeitslos und spüren, dass sie es bleiben werden, wenn die Agenda der westlichen Politik nicht umschwenkt und wieder Hoffnung und Verbesserung auf ihre Fahnen schreibt. Geld ist nicht alles. Politik muss auch Gefühle und Aufbruch transportieren. Und genau das tut sie nicht mehr. Sie ist Handlanger des puren Geldverdienens.
Trump transportiert auch keine neuen Gefühle. Er negiert ja nur. Ist ein Stinkstiefel. Wie all diesen besorgten Bürger auch. Das alles ist Reaktion, keine Hoffnungsträgerei. Manche verwechseln das nur miteinander. Das macht die Tristesse. Sie trübt den Blick. Trump wäre nur der US-Präsident einer Ära, die das politische Primat endgültig verabschiedet, Ideale aufgegeben und Regierung zu einer ausgetüftelten PR-Show gemacht hat. In einem Milieu gezielter Bildungsferne kann dieses Unkraut blühen. Antiintellektualismus liegt wieder im Trend. Man will einfache Erklärungen und Lösungen, etwas worüber man nicht nachdenken muss; Schwarz und Weiß halt, Eindimensionalität in der Darlegung der Weltgeschehnisse. Verdammen und hetzen sind einfacher als Reflexion. Das gelingt sogar dem Stammtisch. Wieso es sich so schwer machen? Warum nicht das Leben vereinfachen und solchen Parolen und solchen Rattenfängern nachlaufen? Trump ist kein Einbruch in eine vernünftige Zeit, kein potenzieller Unfall der Demokratie, sondern genau der Typus, der kommen musste, nach allem was geschah und geschieht.
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