Es ist wieder soweit. Es ist an der Zeit, eine neue Schublade aufzumachen. Ich habe wundervolle Menschen, nach ihren Schubladen gefragt und heute habe ich, ja fast schon einen berühmten Ehrengast. Ihr kennt sicherlich alle Lisa vom wundervollen Blogmagazin Stadt, Land, Mama? Lisa, ist Journalistin und die Landmama. Sie hat 3 Kinder und schreibt auch über alle Themen, die Eltern, Mütter und Frauen bewegen und verarbeiten möchten. Heute, erzählt Sie mir und euch eine wirklich sehr berührende Geschichte über einen kleinen, weitgereisten Pappkarton und ich wünsche euch gute Unterhaltung.
Liebe Dani,
Du hast mich gefragt, ob ich Euch einmal mitnehmen kann, auf eine Reise in meinen Kopf, in meine Vergangenheit. Deine Blogparade zum Thema #schubladengeschichten ist etwas Besonderes, denn es geht nicht um den Gegenstand Schublade, sondern um das Nicht-Greifbare, das, was in unseren Köpfen passiert, wenn wir in Berührung kommen, der Gegenstand und wir. Ein Pappkarton mag nicht wertig sein, der ideelle Wert hingegen, kann unermesslicher Reichtum sein.
Ich habe auch so eine Kiste. Nein, mehrere sogar. Aber um diese eine hier soll es heute gehen.
Jemand, der mich nicht kennt, könnte denken, diese Kiste könnte auch mal entsorgt werden, aber NEIN. Das kann sie nicht. Denn es ist die Erinnerungskiste an die Babyjahre meiner Zwillinge. Dafür, dass ich Dinge nicht gut wegwerfen kann, fällt diese Kiste relativ klein aus, finde ich. Es sind also wirklich nur die allerwichtigsten Erinnerungsstücke drin.
Zunächst mal der Karton: Dieser Pappkarton hat die weite Reise von Australien bis nach Deutschland auf sich genommen, um meinen Kindern mit sehr süßen Kuscheltieren eine Freude zu machen. Am anderen Ende der Welt wohnte damals meine Lieblingscousine. Diejenige, die auch als Überraschungsgast plötzlich bei unserer Hochzeit in der Kirche stand. Angereist aus Down Under, 24 Stunden Flugreise – nur für unsere Hochzeit. Als ich sie in der Kirche sah und nicht damit rechnete, war denn auch gleich die Hochzeitsschminke durch Rührungstränchen getilgt.
Aber ich verliere mich. Ich will nur sagen: Sogar der Pappkarton ist mir heilig. Darin befinden sich, unschwer zu erkennen, die ersten Krabbelschuhe meiner Jungs. Die dunklen gehörten dem zwei Minuten jüngeren, die helleren dem älteren Sohn. Das ist deswegen wichtig, weil sich diese Farbwahl durch ihre ganze Kindheit zieht. Der eine meist heller angezogen, der andere dunkler. Das macht es uns heute auch einfacher, auf alten Fotos zu sagen, wer wer ist, denn bei eineiigen Zwillingen sehen wir Eltern im echten Leben zwar Unterschiede. Ohne Bewegungen, Stimme, Mimi, Gestik – sprich: auf Fotos – ist es aber doch manchmal schwierig zu sagen, ob nun der eine den Brei um den Mund kleben hat oder der andere.In einem kleinen Plastiktütchen befindet sich die blonde Locke vom ersten Friseurbesuch. Engelslöckchen.
Rechts über die Kiste gelegt, sieht man einen weißen Krankenhauskittel. Unsere Zwillinge waren sechs Monate alt, als wir beschlossen, mit unserer zweijährigen Tochter und den Jungen Urlaub auf Mallorca zu machen. Es sollte eine Entpannungsreise werden: Sechs Monate mit drei Kindern geschafft! Tschakka! Aber es kam anders. Unser Kleinster kämpfte fünf Tage lang mit teils über 40 Fieber. Klinik! Da ich beide Jungs stillte, musste der fitte Bruder natürlich mit. Und so lag ich da mit meinen beiden Babys, einer am Tropf in weißem Kittel, der andere quietschfidel. Immerhin schaute ich dabei auf Palmen… Mit diesem Krankenhausaufenthalt begann eine Zeit, an die ich mich kaum noch erinnere, so anstrengend war sie. Er hatte nichts Schlimmes gehabt, bloß einen Infekt, aber wir sollten in den nächsten zwölf Monaten noch viele weitere Male mit den Jungs im Krankenhaus landen, immer war irgendwas, ein Verdacht, ein Fieber, irgendwas. Als wäre es nicht so schon anstrengend genug gewesen mit drei Kindern in zwei Jahren. Fünf stationäre Krankenhausaufenthalte bis sie 18 Monate alt wurden. Dem Wahnsinn nah. Ab dann wurde es besser. Zum Glück…In der Kiste befinden sich noch zwei rote Shirts mit dem Aufdruck Best of 2008. Ein ZWILLINGE-Heft, in dem sie abgedruckt sind. Ein Geißbockecho, in dem sie mit FC Köln-Stramplern zu sehen sind (wenn sie das wüssten, sie sind die größten Werder Bremen-Fans, die es gibt mittlerweile).
Ein Füller im silbernen Etui, der für die Geschichten steht, die sie noch schreiben werden in ihrem Leben. Und eine handgeschriebene Liste mit jenen, die uns zur Geburt oder zur Taufe gratulierten. Dazu die Original-Karten der Gratulanten.
Man kann sich in solch einer Kiste verlieren. Stundenlang. Wenn ich mal aufräume und auf alte Fotalben stoße. Oder auf Tagebücher, dann ist es wirklich, also beame ich mich zurück in diese Zeit.Und obwohl so ein Büchlein, so ein Foto, so eine Pappkiste materiell nichts wert ist, so bedeutet sie für den Besitzer alles. Alles.
Danke, dass du mich daran erinnert hast!
Lisa
Liebe Lisa, wow da habt ihr einiges durchgemacht. Wie hast Du das geschafft? Ich muss ja gestehen, dass ich diese Kiste für den Prinzen noch nicht habe. Ich werde Sie aber auch irgendwann für ihn packen und möchte Sie dann an seinem 18. Geburtstag an ihn weitergeben. Ich beame mich aber auch immer sehr schnell in Zeiten zurück, wenn ich Fotos oder einen Body in Grösse 56 sehe. Da soll er mal reingepasst haben??
Ich danke Dir sehr, dass wir Einblicke in deine Erinnerungen haben durften und wir lesen uns.
Habt ihr bereits für eure Kleinen so eine Kiste gepackt? Habt ihr alle Karten zur Geburt oder zum 1. Geburtstag aufgehoben?? Stöbert ihr auch gerne in alten Erinnerungsstücken?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und freue mich schon auf die nächste Schubladengschichte.
Alle Fotos, wurden mir von Lisa, freundlicherweise zur Verfügung gestellt und die Bildrechte, liegen ausschließlich bei Ihr.
eure Glucke