Es hat gewiss seine Berechtigung, was Ewald Stadler hier anspricht. Jedoch frage ich mich, weshalb der fundamentalistische Romkirchler Stadler fälschlicherweise das Wort "pädophil" (kinderlieb) benutzt? Als Jurist müsste er den juristisch gängigen und darüber hinaus zutreffenden Fachbegriff "pädosexuell" kennen und auch benutzen. Bleibt zu hoffen, dass Stadler in Zukunft nach dem Grund seiner irreführenden Wortwahl gefragt wird.
Was die Sexualerziehung von Kindern angeht, so ist diese bei Leuten wie Beck oder Cohn-Bendit sicherlich ebenso falsch wie bei den Katholen aufgehoben.
Der sexuelle Kindesmissbrauch in der Kirche ist keine Erscheinung der Moderne, wie das die Kirche immer wieder in ihrer Verlogenheit behauptet. Wer anderer Ansicht ist, der sollte sich mit der eindrucksvollen und beweiskräftigen Fachliteratur zum Thema auseinander setzen. Der Kindesmissbrauch in der Kirche hat Tradition und zwar über die Jahrhunderte hinweg. Und allein der Umgang der Kirche mit ihren ertappten Mitgliedern beweist alles andere, als dass die Kirche im Kindesmissbrauch ein Verbrechen sieht. Darüber hinaus weiß jeder kundige Mensch, dass es einen auffälligen Zusammenhang zwischen streng religiöser Erziehung einerseits und das spätere Abgleiten in Sexualverbrechen andererseits gibt. Mit anderen Worten: Fast alle Sexualstraftäter hatten eine streng religiöse Erziehung zu erleiden, in der die Sexualität gemäß des freud- und lustfeindlichen Aberglaubens ihrer Eltern als "teuflisch" angesehen wurde. Es ist noch gar nicht so lange her, als man die Arme kleiner Jungen ans Bett fesselte, weil sie sich zuvor "versündigt" hatten, in dem sie sich an "unchristlicher Stelle" berührten.
Wer sich also der Sexualerziehung von Kindern widmet, sollte sich aus gutem Grund von beiden Extremen fernhalten. Es sollte der Grundsatz gelten, dass mit der sexuellen Aufklärung so früh wie möglich, aber nicht früher als nötig begonnen werden sollte.
Ein Kind, das danach fragt, wie die Kleinen in Mamas Bauch gelangen, sollte nicht damit abgespeist werden, dass es noch "zu jung" für solche Fragen sei. Wenn ein Kind danach fragt, ist es nicht mehr zu jung dafür, sondern interessiert am Thema und das Kind wird sich seine Antworten suchen. Ob diese dann kindgerecht sind und der Wahrheit entsprechen, sei dahingestellt.
Es gibt kaum eine dümmlichere Antwort als die mit dem Storch, wenn man sein Kind nicht zu einem leichtgläubigen und dümmlichen Wesen erziehen will.
Außerdem klären sich Kinder in den meisten Fällen untereinander auf. Wie blöd würde das eigene Kind dastehen, wenn es den anderen vom Storch erzählt und die anderen es bereits besser wissen? Wer will sein Kind einer solchen Schmach ausliefern?
Andererseits sollten Kinder, die sich noch nicht damit beschäftigen, in Ruhe gelassen werden, da sie noch kein Interesse am Thema haben. Daher halte ich den schulischen Sexualunterricht für bedenklich. Niemand kann vorher wissen und es deshalb auch nicht planen, wenn bei einem Kind das Interesse erwacht. Was für ein einzelnes Kind gilt, muss in dieser Sache erst recht für eine Gruppe Kinder gelten, da die Kinder sich nun einmal unterschiedlich entwickeln.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich längst aufgeklärt war, als zu meiner Schulzeit das Thema menschliche Sexualität im Biologie-Unterricht behandelt wurde. Das gleiche gilt für meine Mitschüler. Wir waren damals 14.
Hätte der Aufklärungsunterricht bereits im Alter von 10 Jahren stattgefunden, wären einige Mitschüler womöglich noch vor Erwachen ihres Interesses am Thema damit konfrontiert worden. Das wäre dann für diejenigen zu früh gewesen. Welcher Lehrer kann schon einschätzen, ob er Neugierde oder Ekel erzeugt, wenn er sich am Lehrplan und nicht an den Kindern auszurichten hat?