Ein offener Brief von einer alten griechischen Frau an die Bundeskanzlerin

Von Humanicum

In Griechenland verfasste eine 86-jährige Frau einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, der den Schmerz und die Mühen eines ganzen Lebens reflektiert. Daraus spricht auch das Unverständnis einer Frau, die mit beiden Füssen in der harten Realität eines rechtschaffenden Arbeiterlebens stand, und die eine abstrakte Ausbeuterwirtschaft nicht versteht. Auch versteht sie nicht, was am Verhalten der Banken und der deutschen Politik ehrenhaft sein soll. Wir auch nicht.

Die 86-jährige Griechin Poppi Konti gab ihren auf Deutsch geschriebenen Brief bereits am 07. Februar 2011 (also vor den letzten heftigen Entwicklungen) bei der deutschen Botschaft in Athen ab und bat, das Schreiben offiziell an das Amt der deutschen Kanzlerin weiterzuleiten. Eine Antwort steht weiter aus.

POPI KONTIS
Athen, den 7/2/2012
100 Alexandras Allee
ATHEN 11472 – GRIECHENLAND

Frau Merkel,

Ich bin eine 86-jährige GRIECHIN und Sie können sich sicher vorstellen, dass ich im Laufe meiner Jahre etliche politische und Kriegsereignisse erleben musste.

Wir sind leider ein Volk, das immer unter fremder Vormundschaft oder Einfluss sein musste, und das, weil unsere Politiker mal dem einen Einfluss, mal dem anderen untertan waren, je nach persönlichen Interessen, und das bis heute noch. Sie denken immer noch nur an Ihr persönliches und nicht an Griechenlands Interesse.

Ich kenne nichts von Politik, aber Ihr Benehmen gegenüber Griechenland und den Griechen ist unerhört. Sie vergessen, dass unter den Reichsten der Welt viele Griechen sind, die mit NICHTS begonnen haben und geworden sind, was sie sind!

Um nur einige zu erwähnen, nur nach dem 2. Weltkrieg haben wir zwei Nobelpreise, einen weltberühmten Dirigenten, D. Mitropoulos, Komponisten, die sogar Oskars bekommen haben, und viele Wissenschaftler überall in der Welt. Auch berühmte Schauspieler (Katina Paxinou, Irini Pappas, Melina Merkouri) und eine Maria Kallas, und das Wichtigste, die griechische Handelsmarine, die erste in der Welt.

All das haben die FAULEN Griechen erreicht !!!

Und dann sehe ich Sie, Frau Merkel, im Fernsehen triumphierend einander küssen (Hinweis: in anderen Quellen lautetet es “… wie sie sich triumphierend umarmen …”) und Griechenlands Zukunft bestimmen und verurteilen !!!

Und dann denke ich: Deutschland schuldet Griechenland (Sie wissen schon, aber ich lege hier eine Kopie des NATIONALEN VEREINS ZUR RÜCKZAHLUNG DER SCHULDEN DEUTSCHLANDS GEGENÜBER GRIECHENLAND und das Interview von Prof. Albrecht Ritschel im Spiegel vom 04.10.2011 bei, in dem er sagt: “Wenn die Griechen wollen, können sie sogar unsere Unterhosen nehmen”).

Also, Frau Merkel: Wir schulden KEINEM! Sie schulden uns, und BITTE BEZAHLEN SIE unsere angeblich “angepassten” SCHULDEN! (Anmerkung: in anderen Quellen lautet es “… zahlen Sie uns die angeblich verjährten Schulden …”)

Ach, ja: bitte können Sie mir sagen, wie auf einmal ganz Europa und besonders wir im Süden verschuldet sind? – Man sagt, die Banken seien schuld (?). In Griechenland gibt es im Moment 500.000 Obdachlose und Hungernde, die täglich auf öffentliche Speisungen von der Kirche, dem Staat und anderen Organisationen angewiesen sind.

Aber NEIN, FRAU MERKEL! SCHLUSS mit der Erpressung der Griechen.

GRIECHENLAND stirbt nie, und es wird wie immer überleben! Und merken Sie sich: wir verzeihen, aber wir vergessen nicht!

Mit freundlichen Grüßen
(Anmerkung: in anderen Quellen lautet es “Eine wütende griechische Bürgerin”)

Poppi Errikou Konti

so long gedankensindfreier