Ein offener Brief an Florida Eis - Shirtstorm und Drohbriefe aufgrund von Allergenen in Eis

Mai 2017. Jona und ich sind auf dem Kirchentag. Eigentlich nichts Besonderes, nur eben mein erster Kirchentag seit 8 Jahren, da ich zwischenzeitlich immer arbeiten musste - eigentlich wollte ich zum Kirchentag nach Stuttgart, aber dann musste ich dringend bei der Arbeit vertreten und fuhr nicht.
Wir trafen am ersten Tag Roy von RoysynTV und gingen zusammen essen, auf dem Weg zurück zu  unser Unterkunft nach Lichtenberg ... Jona entdeckte Florida Eis und kaufte sich 2 Kugeln, ich war satt. Auf die Frage, ob alle Sorten vegan seien, sagte der Mitarbeiter "Ja, natürlich - alles ohne Milch." Infoblatt oder Auskunft zu den Sorten gab es nicht, es lagen nur Flyer aus und die Sorten wurden anscheinend auch gewechselt, da einige Sorten nicht mehr vorrätig waren. Ich ha
Am nächsten Tag ging es meinem Mann so schlecht, dass wir zu einem Hausarzt mussten - anscheinend war das Eis bzw. eine der beiden Kugeln doch nicht vegan gewesen. Damals dachten wir allerdings nicht daran, dass es das Eis gewesen sein könnte. Ja, das war im Nachhinein betrachtet ziemlich blauäugig.
Am Sonntag nach dem Kirchentag fuhren wir nach Spandau, da ich gerne auf meinem Blog über Florida-Eis berichten wollte. Das hatte ich auch bereits zu 3 weiteren Gastronomiebetrieben in Berlin gemacht.
Beim Lesen der Eiskarte fiel mir erst einmal die Kinnlade herunter. Nur die Fruchteissporten sind vegan. Ich habe selbst mal gekellnert und das über viele Jahre und muss daher gestehen: Sorbet ist meistens vegan, bei fast jeder Eisdiele. Dass auf den Pavillons dann missverständlicherweise Schlagwörter wie "vegan - glutenfrei - laktosefrei" aufgedruckt sind, obwohl es eben nur einige Sorten gibt, die eben vegan - glutenfrei - laktosefrei sind, empfinde ich als Etikettenschwindel.
Für mich liest sich das so, als würde man "vegan" auf ein Schokomüsli drucken, weil es ja Haferflocken und Rosinen enthält, die vegan sind, auch, wenn es eben nicht-vegan Bestandteile gibt.
Nach dieser Logik könnte man jedes Eiscafé als "vegan - glutenfrei - laktosefrei" bezeichnen, sofern es eben mindestens eine Sorte Sorbet hat und ehrlich gesagt wissen Allergiker und Veganer auch Bescheid, dass Sorbet eben oft für die verträglich ist.
Mich persönlich hat damals sehr, aber wirklich sehr geärgert, dass diese Worte vegan - glutenfrei - laktosefrei so selbstverständlich auf den Verkaufsstand gedruckt waren - denn für mich fühlt es sich ein wenig an wie Bauernfängerei.
Mitarbeiter können Fehler machen, das ist menschlich - manche Betriebe sind da humaner, manche schmeißen den Mitarbeiter bei so einem Fehler raus. Das obliegt nicht mir und ist auch nicht mein Zweck. Ich wollte nie Rache oder Diffamieren, aber ich möchte ehrlich kritisieren, ob es angebracht ist, mit vegan - glutenfrei - laktosefrei zu werben. Da könnte man auch werben, dass Salz vegan ist oder ein Gemüse .... mir erschließt sich der Sinn nicht, denn für mich assoziiere ich, dass bei den Worten vegan - glutenfrei - laktosefrei alle Produkte vegan, glutunfrei und laktosefrei sind.
Wir erkundigten uns beim Kellner und schilderten ihm, dass ein Mitarbeiter uns falsche Angaben gemacht hatte, Der Kellner reagierte freundlich, aber wenig verständnisvoll. Wir verließen das Eiscafé ohne etwas zu bestellen.
Fassen wir kurz zusammen:
  • Aufdruck vegan - glutenfrei - laktosefrei auf Verkaufsstand bei "Abend der Begegnung" war von uns falsch gedeutet, da es für uns hieß, dass jedes Eis dort vegan - glutenfrei - laktosefrei ist
  • Mitarbeiter gab uns falsche Informationen, dass eben alle Sorten vegan - glutenfrei - laktosefrei seien - es gab keinerlei Informationszettel oder Ausschilderung, welches Eis Allergene enthält
  • Jona hatte gesundheitliche Probleme aufgrund des Eiskonsums
  • in der Filiale in Spandau freundlicher Kundenservice, allerdings unsere Entscheidung, nichts dort zu essen oder darüber zu berichten, da uns 1. falsche Auskünfte gegeben wurden und 2. zumindest das "vegan - glutenfrei - laktosefrei" nicht für alle Eissorten gilt

Ein offener Brief an Florida Eis - Shirtstorm und Drohbriefe aufgrund von Allergenen in Eis

Photo by Brooke Lark on Unsplash


Was ich am 29. Mai dazu schriebEin offener Brief an Florida Eis - Shirtstorm und Drohbriefe aufgrund von Allergenen in Eis
Was ich allgemein zu Diskussionen auf  Facebook kenneEs war wirklich erschreckend für mich. Natürlich kenne ich Facebook als das asoziale Netzwerk. Wer dort Videos "pushen" will, bekommt eher dumme Kommentare wie "Sperma machen ist der beste Schleim" oder gar Hate und Dislikes. Und ob Minimalismus, Vegan-Gruppen oder Schmink- und Fashiongruppen: Ich verfolge das meiste nicht, weil bei den meisten Seiten alle aufeinander lostrollen.Man fragt z. B. "Inwiefern findet ihr, dass Ernährung und Minimalismus zusammengehören?" Einer sagt nein, es geht mir nur ums Aussortieren, andere meinen ja, nämlich so ... Aber viele bleiben dabei eben nicht sachlich.Welche Reaktionen ich auf die Florida-Eis Rezension bekommen habeAnscheinend biete ich viel Angriffsfläche. Bis heute bekomme ich dort als Kommentar, allerdings auch hier auf dem Blog, als Mail oder gar per Post (!) Drohbriefe/Drohmails und Beleidigungen. Ich solle mich nicht so anstellen und Veganerschlampe sind noch das Netteste, auch wegen des Kirchentages und meiner Haarfarbe oder als fette Kuh wurde ich beschimpft.
Auf der anderen Seite kamen seltsame Menschen auf mich zu und schrieben mir, dass sei alles Kalkül von Florida-Eis, sie wollen negative Bewertungen löschen lassen durch Hater-Bots. Mir persönlich erscheint das aber nicht so, diese fremden Menschen, die mich meinten beleidigten zu müssen,
Wie habe ich auf den Hate reagiert?
Anfangs habe ich noch versucht zu argumentieren und zu vermitteln, inzwischen blockiere ich die Leute gleich, sobald ich eine Beleidigung oder Drohung sehe. Aber mir macht es ehrlich gesagt Angst, dass viele erwachsene Menschen zwischen 30 und 60 mir derart hasserfüllte Nachrichten schreiben und sich schlimmer verhalten als manches Kindergartenkind. Ich meine, ich habe ein halbes Dutzend analoge Drohbriefe erhalten, die direkt auf diese Florida-Eis Bewertung verweisen.
Dass da mehrfach jemand sich hingesetzt und mir einen Brief geschrieben hat, weil er oder sie so böse auf mich waren, ist schon sehr erschreckend.
Ich weiß nicht, was ich von diesem Dampfablassen halten soll - diese Menschen sind vielleicht selbst Eltern oder Großeltern. Was gibst du deinen Kindern mit, wenn du selbst fremde Menschen im Internet beleidigst?
Ich war persönlich nicht verletzt, haters gonna hate, ich kenne diese fremden Menschen und ihre Weltsicht, ihre Erfahrungsspektrum nicht. Aber es hat mich nachdenklich gestimmt. Ganz unabhängig von Florida-Eis, das Unternehmen kann nichts für die Hater. In der letzten Folge Schulz und Böhmermann nannte Jan Böhmermann den Begriff "Die Erosion der Diskussionskultur". Und ich glaube, dieser Begriff, ob nun original von ihm oder irgendwo aus der Süddeutschen, trifft es auf den Punkt. Es wird nicht mehr nach Kompromissen aus verschiedenen Meinungen gesucht - die Notwendigkeit ist nicht mehr vorhanden, weil es in der digitalen Welt eben nicht Nachbarn, Freunde oder Klassenkameraden sind, mit denen diskutiert wird, sondern scheinbar Fremde, durch die die Hemmschwelle erheblich sinkt. Scheinbar führt es dazu, dass viele sich dazu berufen fühlen, kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen und unter Diskussionskultur zu verstehen, dass jeder diffamiert, der nicht der eigenen Meinung ist. Im Internet gelten ab einem gewissen Punkt die sozialen Normen nicht mehr und man versteckt sich gerne hinter einer scheinbaren Anonymität.
Für mich ist eine Aufgabe der Politik, für zukünftige Generationen klar festzulegen, dass ein Benehmen in der digitalen Welt heute und in Zukunft auch nicht anders sein sollte als im analogen Leben. Während ich Probleme bei den jetzt 11-16jährigen sehe, die anscheinend im Grundschulalter nicht so viel mit digitalen Medien und deren Werte und Normen gearbeitet haben, bin ich durchaus zuversichtlich, dass die aktuelle Grundschulgeneration bereits gut geschult wird über den Umgang mit digitalen Medien.
Was denke ich heute?Ich finde es ehrlich gesagt sehr erschreckend, dass ich aufgrund einer negativen Erfahrung mit diesem Unternehmen und einem Erfahrungsbericht mit dieser Situation bis heute Beleidigungen, Drohungen und ähnlich diffamierende Inhalte erhalte. Was ist bitte das Problem, das ich mit diesem Unternehmen, über das ich gerne in meinem Social Media Kanälen berichten wollte, eine einzige negative Erfahrung gemacht habe, die jetzt schon fast ein halbes Jahr her ist.
Was gibt es Fans des Unternehmens das recht, mich als "Veganerschlampe" oder noch schlimmer zu beleidigen?
Jedem steht frei, seine eigenen Erfahrungen mit diesem Unternehmen zu teilen. Aber ich muss ehrlich sagen - auch, wenn Florida Eis nichts dafür kann - dass es nicht gerade sympathisch auf mich und auch andere Veganer, die sich bei mir meldeten wirkt, wenn ein Mitarbeiter im Mai eben nicht wusste, welche Sorten vegan sind und welche nicht - und deswegen reihenweise Menschen beleidigend gegenüber Veganern und Allergikern werden. Ich bin erschrocken - woran liegt das? An Facebook an sich? Ich schätze, dass ein Unternehmen klimaneutral und eben auch vegane Sorten produzieren will, aber mich persönlich hindert dieser Shitstorm schon enorm, dem Unternehmen eine zweite Chance zu geben.
Wie es mir einige geraten haben wie der mir unbekannte Bernd Wiese, der meinte, ich solle bei SOOOOO gefährlicher Mimimi-Allergie eben nichts auswärts essen, sind mein Mann inzwischen tatsächlich dazu übergegangen, daheim veganes, zuckerfreies Eis herzustellen. Eben aufgrund des Vorfalls in Mai möchte ich nicht erneut, dass mein Mann gesundheitliche Schäden davonträgt.
Alles, was ich mir wünsche, ist, dass jeder Mitarbeiter bescheid weiß, in welchem Essen Allergene sind und in welchem nicht ... das sollte nicht nur bei Florida-Eis so sein, sondern in jeder Art von gastronomischen Betrieb oder bei jedem Hersteller von Lebensmitteln. Nicht für mich Mimimi-Veganern, sondern allgemein für jeden Lebensmittelallergiker wünsche ich mir das - eben, weil ich es aus meiner Zeit als Kellnerin auch nicht anders kenne und wir das ebenso aus jedem Restaurant, jeder Eisdiele, jeder Lebensmittelverpackung kennen. Hat sich Florida Eis selbst zu Wort gemeldet?Ja, anfangs, also direkt nach Verfassen der Rezension. Ich möchte es nicht allzu land und breit kommentieren, weil ich denke, es steht für sich selbst. Alles in Allem kann ich sagen: Es war keine sonderlich befriedende Antwort. Da hätte ich sogar die Antwort von true fruits beim Indy vegan Sexismusskandal bevorzugt. Lieber frech-witzig antworten, als aufgrund eines negativen Erfahrungsberichts gleich "Diffamierung" vorzuwerfen.
Ein offener Brief an Florida Eis - Shirtstorm und Drohbriefe aufgrund von Allergenen in Eis
Ein offener Brief an Florida Eis - Shirtstorm und Drohbriefe aufgrund von Allergenen in Eis
Welche Reaktion ich mir gewünscht hätte?
Ein einfacher zwei Zeilen Standard Text a la Flixbus Beschwerde wie "Leider manchmal Fehler, es tut uns leid, dass Sie diese Erfahrung machen mussten, wir sind stets um eine Verbesserung unseres Service bemüht." Das hätte gereicht. Und ehrlich gesagt hätte ich auch keine Antwort gebraucht. Ich habe diese Erfahrung gemacht, sie steht für sich.
Da gibt es zahlreiche positive Bewertungen, jeder kann seine eigene Meinung haben ... ich glaube, wir leben in einem Land, in dem man seine Meinung frei äußern darf.
Was ich heute geschrieben habe?
So traurig es ist, als Veganer, als Christ, als so vieles Anderes macht man sich angreifbar. Überhaupt Farbe bekennen im Internet schein zu provozieren - das sieht man leider auch an vielen YoutubeStars, die im Grunde genommen viel bewegen könnten, aber von denen sich nur wenige für wohltätige Projekte engagieren.
Daher habe ich eine allgemeiner formulierte Fassung geschrieben - mal sehen, ob neuer Hate folgt ...
Ein offener Brief an Florida Eis - Shirtstorm und Drohbriefe aufgrund von Allergenen in Eis

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