Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse!
Wie Sie/ Ihr vielleicht wisst, stöbere ich, wenn ich in Frankreich bin, gern auf den Puces, den Vides greniers, also den Flohmärkten. Dort haben wir im Laufe der Jahre schon manch hübsches Kleinmöbelstück für zuhause aufgestöbert, Schmuckstücke für unsere stetig wachsende Sammlung an alten Kameras (inzwischen mehr als 100) entdeckt und natürlich Bücher fürs freizeitliche Lesevergnügen erstanden. Einer dieser letzten Flohmarktfunde ist dies hier:
Weil die Geschichte, die in “Un cadeau inespéré” erzählt wird, ganz offentsichtlich in der Weihnachtszeit angelegt ist, hatte ich dieses Buch sozusagen in den Sommerschlaf versetzt und erst diese Woche wieder aus dem Regal hervorgeholt. In der Vorweihnachtszeit ist ein bisschen Kitsch und Romantik ja nicht nur erlaubt, sondern manchmal sogar ausdrücklich erwünscht.
Worum handelt es sich bei dem “unverhofften Geschenk”, dass uns die französische Bestsellerautorin Françoise Bourdin dort präsentiert?
Die Schauspielerin Louise, lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Florent, genannt Flo, in einem alten, etwas heruntergekommenen Bauernhaus mit blauen Fensterläden am Fuße der provenzalischen Alpillen. Weil Xavier, der Vater von Flo, sich von Louise getrennt hat und Louise nicht auf den großen Bühnen von Paris, sondern in einem kleinen Theater in Arles die Rolle der Chimène in der Tragikkomödie Le Cid spielt, ist das Geld chronisch knapp. Deshalb hat Louise, sehr zum Kummer ihres Sohnes Flo, entschlossen, dass es im ersten Weihnachten ohne den Vater keinen Weihnachtsbaum geben wird.
Drei Tage vor dem Heiligen Abend fasst Flo einen Entschluss: Als Louise in Arles im Theater spielt und Fanélie, Flos Kinderfrau, ein Nachmittagsnickerchen macht, entwischt Flo aus dem Haus mit den blauen Fensterläden, um im Wald selbst einen Weihnachtsbaum zu schlagen. Der Aufstieg zu der Schonung mit den Tannen, die er vom Haus aus hatte erkennen können, ist jedoch weiter und steiler als erwartet. Außerdem setzt plötzlich ein Schneesturm ein. Flo ist alleine in der Kälte und der Dunkelheit.
Zum gleichen Zeitpunkt sucht Grégoire, der Besitzer des landwirtschaftlichen Anwesens Lou Roucas mit seinen Hütehunden zwei seiner Ziegen, die aus der eingezäunten Weide ausgebrochen sind. Dabei entdeckt er durch Zufall im Scheinwerferlicht seines Land Rovers den im Schnee zusammengekauerten Jungen. Er nimmt den unterkühlten und an der Hand blutenden Jungen mit sich nach Hause, wo er von Grégoires Freund Marc, dem dort ansässigen Landarzt, versorgt wird. Flo erholt sich schnell von seinen Strapazen und bewundert Grégoires Haus und vor allem die Krippenlandschaft, die Grégoire nach alter provenzalischer Tradition dort aufgebaut hat.
Louise und Grégoires erste Begegnung steht dagegen nicht unter einem guten Weihnachtsstern. Louise wird von Schuldgefühlen geplagt, weil sie ihren Sohn so oft allein lassen muss und ihm kein Weihnachten, wie er es sich insgeheim wünscht, bieten kann. Aber ihr Stolz lässt es nicht zu, dass sie um Hilfe bittet. Ihr Dank an Grégoire fällt recht unterkühlt aus. Außerdem sieht sie ihn als “großen, missmutig gestimmten Bär”. Sie kann nicht ahnen, dass ein bitterer Schicksalschlag ihn zu einem zurückgezogenen, ein wenig kantig wirkenden Mann gemacht hat, der mit seinen Hunden im provenzalischen Dialekt redet. Hinter der harten Fassade steckt ein verzweifelter, trauriger Mann, der den Tod seiner Frau und kleinen Tochter Liz, die bei einem Autounfall in den USA umkamen, nicht überwinden kann.
Zu Flo fühlt sich Grégoire jedoch sofort hingezogen und setzt alles daran, dem Jungen das Leben einfacher zu machen. So besorgt er ihm, entgegen Louise ausdrücklichen Wunsch, einen wunderschönen Weihnachtsbaum. Nur widerstrebend stellt Louise den Baum in ihrem Haus auf und schwört sich, ab nun so viel Abstand wie möglich zu ihrem Nachbarn zu halten.
Doch das Schicksal will es (ist ja klar, es handelt sich schließlich um eine Weihnachtsgeschichte) ausweislich anders. Zwei Tage vor Silvester hat die Kälte die Provence im eisigen Griff. Die Straßen sind fast unpassierbar. Flo hat Husten und Fieber. Aufgrund der Wetterbedingungen und der vielen grippenkranken Patienten schafft es auch Marc nicht, zum Haus von Louise vorzudringen. Er rät Louise telefonisch, den Jungen warm zu halten und ihm Paracemetol gegen das Fieber einzugeben. Flos Zustand verbessert sich jedoch nicht wirklich. Da bricht ein weiterer Schneesturm über die Provence herein, was zum Zusammenbruch des Stromnetzes führt. In Louise Haus wird es von Stunde zu Stunde kälter. Und dann zerstört ein herunterfallender Ast auch noch die große Fensterscheibe in der Küche. Louise weiß nicht mehr ein noch aus. Da bittet sie ihren Nachbarn Grégoire um Hilfe.
Der holt Louise und den Jungen zu sich nach Lou Rocas. Und dort stellt Louise in den kommenden Tagen fest, dass der Weihnachtsmann noch ein Geschenk für sie reserviert hält, mit dem sie überhaupt nicht gerechnet hatte.
Wer “Un cadeau inésperé” auf Französisch lesen möchte, kann schauen, ob er bei Amazon Deutschland ein Restexemplar ergattert. Günstiger wird es wahrscheinlich, wenn man direkt in Frankreich bestellt.
Auf Deutsch heißt das Oeuvre “Ein himmlisches Geschenk” und ist ebenfalls bei Amazon, allerdinges wahrscheinlich nur noch gebraucht zu haben.
Fazit: Keine große Literatur, aber ein flott weg geschriebener Roman von einer Autorin, die sich übrigens nicht nur gut in das Seelenleben von Frauen, sondern erstaunlicherweise auch in das von Männern hineinversetzen kann. Genau das Richtige, wenn man sich im Advent mit eíner modernen französische Weihnachtsgeschichte und ein wenig provenzalischem Flair verwöhnen möchte.
Dazu schmecken übrings die knusprig-süßen provenzalischen Aprikosenpäckchen, die ich hier bereits vorgestellt hatte.
Bringen die Sonne
auf die Zunge….
Ein schönen 3. Advent zum Schmökern und Genießen!
Heike Kügler-Anger