Ein Mediengott mit Galgenhumor

Ein Mediengott mit GalgenhumorEs war zweifellos das Comeback des Jahres, überraschender als die Rückkehr von Jens Lehmann ins Fußballtor und ergreifender als das neue, alte Album von Duran Duran. Immerhin - es war ein Comeback aus einer ganz anderen Zeit, ein Name, der herüberwehte aus den Tagen des kalten Krieges, ein Name wie Donnerhall, den erst der Mauerfall unter sich begraben konnte.
"Tschernobyl", vor einem Vierteljahrhundert eine unsicht-, aber unübersehbare Katastrophe, die vom späteren Friedensnobelpreisträger Gorbatschow verwaltet und geheimgehalten wurde, aber dennoch ein Erregungspotential von bis zu sechs Emp erreichte, ist wieder da. Zurückgekehrt von den Medienleichen, auferstanden von den toten Themen, eine blaue Balkenexplosion in der unbestechlichen Google-Timeline, die in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten gerade zwei magere Anstiege der Erwähnung des mit soviel Leid und Angst konotierten Wortes verzeichnet und damit eine klassiche Untertassen-Formation bildet.
Der Mediengott hat Galgenhumor: Zum fünften Jahrestag noch überschattete der Zusammenbruch des Weltsozialismus das stille Gedenken. Zum 10. Jahrestag schlug die Erinnerung Purzelbaum, zum 20. Jubiläum dann gruselte es kollektiv, doch die Katastrophe verblasste.
Insgesamt war der Name im Verschwinden, die Erinnerungen verwischten, das Menetekel hatte ausgemahnt. Selbst die Nachricht, dass inzwischen Urlaubsausflüge in das verstrahlte Gebiet möglich sind, vermochte es nicht, grafische Spuren zu hinterlassen. Mehrere Jahre unterwegs war "Tschernobyl" sogar ein Nicht-Thema: Kam nicht vor, kam nicht wieder, es blieb vergessen.
Ein Mediengott mit GalgenhumorNun aber der Triumph, die Rückkehr der Jedi-Ritter als mit Strahlen strafender Gott. Kaum war die Kernschmelze in Fukushima abgesagt und kein Platz mehr für Liveticker vom Untergang, Strahlendaten im Wetterbericht und Enthüllungsberichte von Sklavenarbeitern an Atomstaubsaugern, feierte die Altkatastrophe vor der Haustür fröhliche Wiederkehr. "Tschernobyl", für alle unter 25 eine Chiffre ohne Übersetzungsmöglichkeit in die eigene Sprache, hat mit einem Mal einen "maroden Sarkophag", Reporter berichten erstmals seit Jahren vom Riesenrad, das nie in Betrieb ging, von tickenden Geigerzählern und seltsamen Gesellen, die seit Jahrzehnten mitten in der Sperrzone arbeiten.
Die Ostermarschierer sind wieder unterwegs, obwohl nach 25 Jahren nichts mehr gegen die seinerzeit vielkritisierte Behauptung des Leiter des DDR-Amtes für Atomsicherheit und Strahlenschutz Georg Sitzlack spricht, dass "die zulässigen Grenzwerte in keinem Fall erreicht" wurden und "keinerlei Gefährdung für die Gesundheit der Bürger unseres Staates und der Natur" bestanden habe.
Die in Fukushima freigesetzte Strahlung entsprach etwa einem Zehntel der in Tschernobyl ausgetretenen. In Tschernobyl wiederum wurde 400 mal mehr Strahlung frei als durch den Abwurf der Bombe auf Hiroshima. Doch verglichen mit den radioaktiven Emissionen der rund rund 420 oberirdischen Kernwaffentests während der 50er und 60er Jahre emittierte auch Tschernobyl nur ein knappes Hundertstel der Strahlungmenge, Fukushima sogar nur ein Tausendstel. Wenn Fukushima Milch und Wasser in Frankreich verstrahlt und Tschernobyl Millionen Strahlenopfer gefordert hat - wo sind dann eigentlich die Toten der Kernwaffentests?
Speisefisch im Fichtennadelbad
Gau im Garten
Strahlenbelastung durch Kernwaffentests in Europa


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