Ein Mann, zum Äußersten gezwungen - Michael Mann's "Thief"!

Erstellt am 14. März 2016 von Bandrix @cityofcinema1

AUF DVD!  ©OFDb Filmworks 

Das Kino von Michael Mann („Heat“) ist ein Kino der Reduktion, der stillen Eleganz. In unterkühlten, blaustichigen Bildern zeichnet er seine Charaktere im Großstadtdschungel, lässt sie leiden und nach Katharsis streben. Seine Helden sind im Grunde keine, sondern ambivalente Figuren, die Fehler machen und versuchen heil aus der Sache herauszukommen. Meistens wissen sie, dass das nicht möglich ist – der blutige Showdown wird kommen, der Preis bezahlt werden. Mann ergeht sich nicht in den Manierismen des Gangsterkinos, er dekonstruiert es derart feinfühlig, wie ein Chirurg das Skalpell während einer Operation führt.
„Thief“ ist sein zweiter Film und beinhaltet bereits all die Zutaten, die Mann später in „Heat“ perfektionierte. Leicht könnte seine Art Filme zu machen als Attitüde oder Distanziertheit zu den Protagonisten verstanden werden. Das verfehlt den Kern der Sache, denn Mann interessiert sich für den Dieb Frank, seine Beweg- und Hintergründe sehr. Ständig beschwört er Bilder des nächtlichen Chicago herauf, lässt leuchtende Reklametafeln auf den Zuschauer niederprasseln. Frank wirkt in dieser engen Weite verloren, Momente der Stille scheint es nicht zu geben. Das direkt angrenzende Meer scheint der einzige Ort zu sein, an dem Frank in sich kehren, von allem loslassen kann.

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Doch sind das bloß kurze Momente, ein Luftholen vor dem nächsten Tauchgang in die Welt der Gier und des Profits. Für echte Menschlichkeit und Freundschaft (von Liebe ganz zu schweigen) ist da kein Platz. Frank wird in das Korsett eines Gangsters gezwungen, das er eigentlich nie tragen wollte. Seine Verstrickungen mit Mafiaboss Leo kosten ihn viel – doch spricht es für Mann, dass sich Frank nie korrumpieren lässt. Er handelt seinem Wesen entsprechend, wiegt persönliche Wunschvorstellungen mit der Realität ab.
Nicht nur ist „Thief“ wunderbar unprätentiöses Gangsterkino, sondern viel mehr Charakterstudie. In auf den Punkt inszenierten Dialogszenen zeichnet Mann seine Hauptfigur Frank als vielschichtigen Mann, der trotz Hoffnungen stets den Rattenschwanz im Blick behält. Sobald er sich zu etwas entschlossen hat, setzt er es durch, egal wie die Chancen stehen. Frank ist ganz anders als der Mobster aus dem nächsten 08/15-Gangsterfilm. Für Klischees ist hier wenig Platz, viel eher konzentriert sich Regisseur und Drehbuchautor Mann auf Realismus. Das gilt für das Gangstermilieu - immerhin suchte er sich Diebe und Polizisten als Berater -  ebenso wie für das Handeln der Figuren. Frank bleibt sich durchweg treu, genau wie „Thief“ als Film. Schade, dass Michael Mann dieses Niveau in letzter Zeit nicht mehr abzurufen versteht. 

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BEWERTUNG; 8,5/10Titel: ThiefFSK: ab 18 freigegebenLaufzeit: 125 MinutenErscheinungsjahr: 1981Genre: Thriller, MafiaAutor/Regisseur: Michael MannDarsteller: James Caan, James Belushi, Tuesday Weld, Robert Prosky, Willie Nelson, Dennis Farina