AB 9. OKTOBER IM KINO! ©Sony Pictures
Das Genre der Ein-Mann-Armee scheint in Hollywood gerade eine erneute Hochwelle zu erreichen. Regelmäßig beliefern die Produzenten der Traumfabrik die Kinos weltweit mit neuen Rachefeldzügen bzw. einem Mann, der gegen Ungerechtigkeit angeht. Meist mit denselben Mitteln, die auch die bösen Typen anwenden. Ob es Liam Neeson, Kevin Costner oder nun Denzel Washington sind – das Rezept bleibt stets ungefähr das Gleiche.
Washington mimt – wie könnte es anders sein – einen Durchschnittstypen namens McCall, der im Baumarkt um die Ecke arbeitet und dort seine unscheinbaren Brötchen verdient. Bei seinen Kollegen hoch angesehen, folgt er einem geregelten Tagesablauf, der ihn jeden Abend in dasselbe Diner führt. Dort freundet er sich mit der Prostituierten Chloe Grace Moretz an. Als jene brutal zusammengeschlagen wird, ist es jedoch vorbei mit der Freundlichkeit in Person. Washington räumt die Unterwelt New Yorks gehörig auf…
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So ganz schlau wird der Zuschauer aus „The Equalizer“ nicht. Das Tempo, das Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“) anschlägt, variiert nach ruhigem Einstieg minütlich. Teilweise wirkt der Film wie ein Puzzle, dessen Einzelteile nicht zusammenpassen wollen. So gönnt Fuqua seinem Helden eine ordentliche Exposition, lässt ihn mit Arbeitskollegen interagieren und Freundschaften pflegen. So baut der Zuschauer eine Verbindung zum charismatischen McCall auf und es erstaunt zunächst, wie viel Vertrauen die Macher in ihre Hauptfigur legen. Tatsächlich fühlt sich der Film frischer an, als die meisten Genre-Vertreter, die zuletzt das Kino in Beschlag nahmen. Das liegt auch am natürlichen Charisma des Stars Denzel Washington. Er muss sich nicht mal anstrengen um mit einem Augenzwinkern seinem McCall Leben einzuhauchen. Eine spannende Figur, die tatsächlich ambivalenter erscheint, als sonstige Thriller-Archetypen. Doch leider vertraut Regisseur Fuqua nicht auf das solide aufgebaute Fundament. Sobald das große Sterben beginnt, verliert er sich in optischen Spielereien, die die Gewalt fast zum puren Selbstzweck verkommen lassen. Die Action nimmt ein wenig Überhand und dient nur dazu, die 130 Minuten zu füllen, ohne zum Geschehen nennenswert beizutragen. Das ist schade, denn Potenzial wäre überall vorhanden.Statt weiter dramatisches Potenzial aufzubauen, zelebriert Fuqua in zugegeben stylischen Bildern die Zerstörungswut seines Protagonisten. Köpfe werden zertrümmert, Gebäude in die Luft gejagt und Washington so cool wie möglich dargestellt. Die zweite Hälfte des Films will nur selten zur Ersten passen, die sich darauf verstand, seinen Hauptcharakter subtil einzuführen. So kann das Publikum das Geschehen nicht weiter ernst nehmen, selbst wenn Marton Csokas als psychopathischer Bösewicht eine Wucht ist. All das steigert sich zu einer erwachsenen (und blutigen) Version von „Kevin allein zu Haus“, die Genre-Fans zufrieden stellen wird. Diejenigen allerdings, die sich mehr erhofft haben, werden enttäuscht. Was bleibt sind schicke Bilder, fast schon groteske Gewalteruptionen und ein sympathischer Hauptdarsteller, der die losen Enden irgendwie zusammenhalten kann. Als eines funktioniert „The Equalizer“ allerdings vortrefflich: Als Mahnung, beim nächsten Baumarkt-Besuch zum Personal freundlich zu bleiben. Man weiß ja nie, was der Gegenüber vor diesem Job alles getrieben hat…
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BEWERTUNG: 06/10Titel: The EqualizerFSK: ab 16 freigegebenLaufzeit: 132 MinutenGenre: Action, ThrillerErscheinungsjahr: 2014Regisseur: Antoine FuquaDarsteller: Denzel Washington, Chloe Grace Moretz, Marton Csokas, Melissa Leo, Robert Wahlberg, Bill Pullman