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von Siegfried R. Krebs
Am Rande der März-Matinee des Café “Gedanken frei” (Weimar) kamen die Gespräche auch auf die aktuellen Ereignisse in Libyen.
Ein promovierte Arzt hatte recherchiert – eigene Recherchen bestätigten seine Aussagen.
Er hatte festgestellt, dass die derzeitigen Luftangriffe von NATO-Staaten ein makaberes Jubiläum bedeuteten: 100 Jahre Luftangriffe des zivilisierten, christlichen Abendlandes auf Moslems in Nordafrika.
Bereits 1911 haben 20 Flugzeuge der damals jungen italienischen Luftwaffe gegen einen „verbrecherischen Machthaber“ gebombt – seinerzeit den türkischen Sultan. Nachdem die Bevölkerung Tripolitaniens und der Kyrenaika von diesem Despoten „befreit“ waren, wurde aus diesen Gebieten eine Kolonie Italiens. Als Siedlungsgebiet für „überschüssige“ Menschen in Italien. Sie nahmen sich natürlich die wenigen fruchtbaren Gebiete – ohne zu fragen – von der einheimischen Bevölkerung.
1943 vertrieben Großbritannien und Frankreich die Italiener aus deren Kolonie. Fortan waren beide Gebiete sowie der Fezzan nun im Kolonialbesitz anderer christlicher Staaten. Die „befreiten“ Libyer wurden wieder nicht gefragt.
Aus den drei Gebieten entstand dann 1951 ein Königreich namens Libyen, regiert vom feudal-theokratischen Emir einer fundamentalistischen muslimischen Sekte. 1969 ergriffen damals fortschrittliche Militärs die Macht, nationalisierten das sich in „westlichem“ Besitz befindliche Erdöl und lösten die NATO-Stützpunkte in ihrem Lande auf. Unabhängig davon, wie sich das Regime seither im Inland entwickelt hat, hat „der Westen“ nicht das Wohl des libyschen Volkes im Sinne.
Heute also bombardieren erneut Flugzeuge der ehemaligen Kolonialmächte Italien, Frankreich und Großbritannien das Land und die Menschen in Libyen. Die USA sind dieses mal ebenfalls dabei – wegen des „verbrecherischen Machthabers“ Gaddafi .
Und wenn dessen Volk dann zum dritten Mal “befreit” worden ist, dann gehören Öl und Gas wieder den Westmächten.
