Der Vorfall letzte Woche mit dem Loch im Kopf unseres Kleinen hat viele Rückmeldungen ausgelöst: Einerseits scheint ein solcher Unfall – so banal er sachlich betrachtet auch sein mag – doch nicht alltäglich und viele Eltern sind noch nicht in den Genuss eines solchen Schocks gekommen, andererseits haben nicht wenige Eltern wieder einmal über den Sinn des Lebens sinniert.
Eine Rückmeldung hat mich besonders beschäftigt, da sie auf den Punkt bringt, wie sich berufstätige Mütter fühlen können: „Ganz ehrlich, Rita, ich hätte mir für meine Tochter viel lieber ein Loch im Kopf gewünscht als das, was ich ihr angetan habe“, sagte sie mir. Ich sei ja immerhin nicht schuld am Loch. Sie aber sei schuldig, dass sie ihre Tochter so enttäuscht habe, weil sie sich nur um ihre Arbeitstermine kümmerte und dabei das so geliebte Fussballtraining ihres Mädchens einfach vergessen habe. Das traurige, enttäuschte, gottserbärmliche Weinen der Kleinen liege ihr jetzt noch in den Ohren. Die Schuldgefühle, dieses Highlight einfach vergessen zu haben, weil sie sich mit ihren eigenen geschäftlichen Terminen herumgeschlagen habe, seien kaum auszuhalten. Da sei mein Kummer um dieses Loch ehrlich gesagt nichts dagegen.”
Für ein schicksalhaftes Loch im Kopf müsste ich mir tatsächlich keine Vorwürfe machen. Im Gegenteil: diesen Vorfall werde ich künftig sogar als Ass im Ärmel immer wieder ins Feld führen können, wenn ich die Buben zähmen muss. Doch dieses blöde Loch beschäftigt mich immer noch und löst auch bei mir trotz allem Schuldgefühle aus. Wäre ich an diesem Montag nicht zur Arbeit, wäre ich nicht berufstätig und folglich zu Hause geblieben, so hätte unser Kleiner den Hort nicht besucht und sich da den Grind auch nicht aufgeschlagen können.
Dies hätte auch zu Hause passieren können? Ja, Ihr habt recht. Aber Ihr wisst auch, wie das ist mit dem schlechten Gewissen. Gerade als Mutter, und erst recht als berufstätige.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Wie es zu diesem Loch im Kopf kam? Der Anruf – Wie ein Loch im Kopf eine Mutter auf dem falschen Fuss erwischt