| Zartbitter ist das Glück | Anne Ostby | Übers. Gabriele Haefs| Wunderraum, 2017 | 978-3336547913 | 22,00 € |
Das Cover führt Euch zum Buch!
Vor Kurzem hat Kat bei einem Bootsunfall ihren Mann Niklas verloren. Nach vielen Jahren des Reisens hatten die beiden Weltenbummler aus Norwegen eine Kakaoplantage auf den Fidschiinseln auserkoren, um dort Wurzeln zu schlagen. Nun steht Kat allein da, doch so schnell ist sie nicht bereit, den Traum vom Leben im Paradies aufzugeben. Voller Tatendrang schreibt sie an vier Schulfreundinnen und lädt sie ein, dem kalten Norwegen den Rücken zu kehren und mit ihr auf Fidschi einen Neuanfang zu wagen. Gemeinsam starten sie ein abenteuerliches Vorhaben: Sie wollen nicht nur Kakao anbauen, sondern auch Schokolade herstellen. Wird es den fünf Freundinnen jenseits der fünfzig gelingen, in der Südsee zu einem harmonischen Miteinander und einem glücklicheren Leben zu finden?
Es ist unvermeidbar: bei diesem Buch muss man wirklich die Gestaltung hervorheben, denn „Wunderraum“ legt viel Wert auf feine Details und rechtfertigt damit auch den recht hohen Preis von 22,00. €
Der Roman hat ein tolles Cover. Ein kleiner bunter Vogel sitzt auf den Titel, Blumen und Palmenwedel umranken den Buchdeckel. Sofort fühle ich mich hineinversetzt in die Welt der Fidschis (so stelle ich sie mir jedenfalls vor). Der Buchrücken wird von einem Leineneinband geschützt, die Buchdeckel sind innen mit einem tollen Muster verziert und auch das Lesebändchen ist bedruckt und in einem tollen Türkiston anzutreffen.
Mit dem Buchsatz wurde sich auch Mühe gegeben, die Briefe der Protagonistinnen sind kursiv gesetzt, fallen somit auf und setzen sich von der normalen Geschichte ab. Der Roman beginnt ohne Umschweife mit der Einladung, die an alle ehemaligen Freundinnen von Kat hinaus in der Welt geschickt wird. Kat hat gerade ihren Mann verloren und es ist eine fixe Idee, die Frauen zu sich einzuladen. Sie ist einsam, das merkt der Leser sofort.
Trotzdem besitzt sie genug Taktgefühl und schreibt melancholische, aufmunternde Briefe an die Freundinnen. Den meisten geht es selbst nicht gut. Eine hat Schulden, die andere kommt mit dem Alter nicht klar und auch herrische Menschen, können einsam sein.
Damit die Geschichte ihre Wirkung entfalten kann, werden dem Leser verschiedene Sichten auf das Geschehene geboten. Kat erzählt ihre Geschichte selbst. Was passiert ist, wie sehr sie ihrem Mann vermisst und was sie sich durch die Zusammenkunft erhofft. Sie interagiert auch mit den Frauen und ihr Blick ist unverstellt.
Aber es scheint nur so, denn einen wirklich reinen Blick hat Kats Haushaltshilfe. Sie überblickt das Geschehen und erzählt immer wieder zwischendurch, dass jede Frau ihre Geheimnisse hat. Sie sieht Dinge, die noch niemand bereit ist, auszusprechen. Areca, so heißt sie, glaubt auch an Götter und fleht um Hilfe, wenn es sein muss. Sie möchte, dass die Frauen, jede für sich, glücklich werden. Sie ahnt aber auch, dass sie sich alle falsche Hoffnungen machen.
Was erst wirkt, wie ein locker leichter Roman, der von Freundschaften und Feindschaften erzählt, ergibt nachher ein viel verzweigteres Bild. Manchmal macht die Vergangenheit auf sich aufmerksam, die Frauen stehen sich selbst im Weg oder ahnen nicht, was sie alles auslösen können. Viele Dinge müssen sie erst einsehen und an Problemen müssen sie wachsen. Nur weil sie jetzt auf Fidschi leben, heißt es nicht, dass alles gut wird. Die Erkenntnis ist hart und wird durch die Weiterentwicklung der einzelnen Charaktere gut unterstrichen .
Manchmal hatte ich Probleme mit den Protagonisten, da ich nicht ganz in die Zielgruppe passe. Die Frauen sind knapp zwanzig Jahre älter. Nicht jedes Problem war auf Anhieb für mich nachvollziehbar, aber oft haben die Damen ähnliche Probleme, die auch jüngere Menschen haben.
Es war ein netter Roman, den ich weiter verleihen werden, weil es Menschen gibt, die sich mit ihm wohlfühlen werden.
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