EIN LANGER VIERZEHNTER JULI

Von Lyraparis
Das ist der Tag, an dem Frankreich feiert. Sich an die Revolution erinnert, den Sturm auf die Bastille, die bald darauf ausgerufene Erste République. Es ist ein Tag, an dem ich morgens von Fliegergeräuschen aufwache und von Weitem die pathetische Musik der Paraden hereinweht. Diese feierlichen Aufmärsche auf den Champs Elysées kann man finden, wie man möchte ... dass es einen Feiertag mitten im Juli gibt, ist zumindest nicht unangenehm.
F. und ich machen uns feiertäglich auf einen langen Spaziergang, wie wir es schon so oft gemacht haben. Einfach losgehen, erzählen, beobachten, bekannte und unbekannte Straßen nehmen, weiter, immer weiter. Wir gehen unser 6.Arrondissement hinunter bis zur Seine, an der wir bis zum Jardin des Plantes entlangschlendern. Am Wasser sitzen und picknicken Menschen – endlich wieder Sommergefühle ... die manche sogar zu spontanen Tänzen inspirieren.  

Unser Spaziergang geht noch lange weiter und am Ende kommen wir wieder im Jardin de Luxembourg an, wo ich meine Beine ausruhen kann.
Ich frage mich, ob es überhaupt einen anderen Weg gibt, so eine Stadt wie Paris halbwegs zu begreifen, zu fassen, als häufig lang, lang zu gehen, mit offenem Blick einzusaugen und gleichzeitig halbträumend Gedankensprünge zwischen Erinnerungen und Assoziationen zu machen.
Abends fahren wir zu Konzert und Feuerwerk zum Eiffelturm, wo schon Tausende das Champs de Mars füllen und Anna Netrebko auf der Bühne steht. Im Abendrot scheint die Luft zu vibrieren: die Musik, die Sommerwärme, die überwältigende Menschenmasse ...

Bis sich diese Energie im Feuerwerk entlädt und sich die Lichter in den Augen der Menschen spiegeln. F. steht hinter mir und meine Beine sind so erschöpft vom Tag. Merci la France, für diesen schönen Feiertag. Auch ich spüre da nachts vor dem Eiffelturm, wieviel mich mittlerweile mit diesem Land verbindet. Bald sieben Jahre her, dass ich für ein Jahr kam und dann eine längere Geschichte daraus wurde. Die erzähle ich ein andermal ...