Ein Kuss unter dem Mistelzweig
Abby Clemens
Goldmann, 2013
978-3442480203
8,99 €
Laurie, die Karrierefrau hat gerade einen Hänger! Bei der großen Kollektion läuft etwas schief, der Mann ihres Herzens, ist nicht erreichbar und überhaupt sollte sie mal Urlaub machen – meint ihr Chef. Urlaub? Laurie? Gut, dass sie Rachel noch aus Kindertagen kennt und diese fast sofort bereit ist, ihre Wohnung mit Lauries zu tauschen. Doch das Drama beginnt erst …
Laurie ist die Art Karrierefrau, die es oft gibt. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich damit glücklich wäre, denn Laurie hat nicht viel Freizeit und arbeitet sich für ihre Arbeit krumm. Dies ist nichts verwerfliches, aber als sie sich einmal streitet, denke ich schon, die braucht eine Auszeit. Dass es dann so kommt und die Geschichte eine (vielleicht) gute Wendung nimmt, freut mich für diese Protagonistin. Zwar ist sie nicht so individuell, wie andere Figuren, aber für eine Geschichte, von der viele denken, es sei eine normale Liebes-Weihnachtsschnulze, hat Laurie ganz schön was zu bieten.
Rachel brilliert mit ihrer Familie, die sich der Leser bestimmt auch wünschen wird, wenn er mit der Oma in der Küche sitzt. Manchmal wollte ich Rachel trösten, weil sie sich oft nicht eingesteht, dass sie etwas anderes vom Leben erwartet. Ihr Mann scheint sehr nett zu sein, bekommt aber erst im zweiten Teil etwas mehr Raum.
Zwei Kulissen, die unterschiedlicher nicht sein können: London und ein Cottage. Und dabei könnte ich gar nicht sagen, welches Zuhause ich gerne bewohnen würde. Jedes hat seine Vorteile und wenn Rachel Ruhe gewöhnt ist, ist es natürlich ein Schock in London zu leben. Außerdem gefällt mir das dargestellte Familienleben von Rachel sehr. Ich könnte mir glaube ich, nicht vorstellen, dass ich wie Laurie fast anonym lebe.
Etwas Herzschmerz, etwas Familienzusammenhalt mit einer Prise Freundschaft und schon kommt ein gutes Lesegefühl auf! Natürlich ist es von Vorteil, dass es auch um Weihnachtsvorbereitungen, Geschenke kaufen und Mistelzweige geht. Da kommt noch nicht einmal die Weihnachtsstimmung zu kurz – geschweige denn das Herz.
Zum Großteil ist dieses Buch von Abby Clemens eine Liebesgeschichte, aber nicht oberflächlich. Denn die Liebe ist hier etwas, dass man sich erarbeiten muss und sie ist nicht immer greifbar. Es gibt Passagen im Buch, da geht es um Arbeiten, Familie, Rituale und Co. – aber nicht um die Liebe. Und das hat mir ziemlich gut gefallen. Dadurch war die Geschichte nicht platt und vorhersehbar.
Die beiden Geschichten sind, wie die beiden Freundinnen, sehr verschieden. Am Anfang war es noch anstrengend, alle Figuren auseinanderzuhalten, aber mit der Zeit wurde es besser. Abwechselnd in Kapiteln wird Lauries und Rachels Geschichte erzählt. Dabei weiß ich gar nicht, ob ich die beiden irgendwann mal schütteln wollte oder nicht gemocht habe. Irgendwie waren sie mir sogar im Streit sehr sympathisch.
Einige Schicksalsschläge müssen die beiden auch einstecken. Dabei gibt es welche, die sehr vorhersehbar sind und einige, die mich überrascht haben, denn ich habe nicht mit ihnen gerechnet.
Das Winter-Wunder-Cover ist soooo schön. Es glitzert und den Glitzer kann man sogar fühlen, ein tolles haptisches Erlebnis. Und es passt einfach prima in die Weihnachtszeit. Etwas komisch, dass diese schon wieder vorbei ist und das Chaos es nicht geschafft hat, eine Rezension in besagter Zeit zu schreiben – TYPISCH!
Traumhaft, wenn man in der Weihnachtszeit ein Buch lesen kann, das den Leser so berührt! Mir hat es von Anfang an Spaß gemacht Laurie und Rachel zu begleiten. Sie sind unterschiedlich, zum Teil gar nicht so dick befreundet und stehen sich trotzdem bei. Bei einer Tasse Tee verschwinden die Seiten nur im Nu!