Ein kurzer Zwischenbericht: Ein paar Gedanken zu Fukushima
Es ist der 14.3. und kurz nach 18:00. Ich sitze in Österreich und es ist mir ein Bedürfnis aus den letzten Tagen Medienbeobachtung über die Berichterstatung über das AKW bei Fukushima ein paar Lehren zu ziehen:
Die Kombination aus zögerlicher Berichterstattung öffentlicher Stellen in Japan und der IAEA, dem Informationsbedürfnis des Publikums und dem Zwang unserer Medien dieses mit den nicht vorhanden Informationen zu füllen ist brandgefährlich!
siehe auch: http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=35157
Versuche dieses Gemenge durch sachlich durchaus richtige Informationen zu durchbrechen, werden als Beschwichtigung interpretiert.
Die an sich richtige Information, dass man wenig weiß (weil die vor Ort Betroffenen vermutlich etwas anderes zu tun haben, als Interviews zu geben), ist nicht zu vermitteln.
Man sollte dazu übergehen, das zu sagen was man weiß, also im konkreten Beispiel, dass auch im maximal denkbaren Katastophenfall bei den AKWs in Japan, trotz möglicher Kontamination der Atmosphäre in Europa keine Schutzmaßnahmen (Kaliumjodidtabletten, andere Antidote, Bunker, ....) erforderlich sein werden.
Die maximal anzunehmende Gesundheitsrisiko für uns in Europa wird sicher niedriger sein als bei einer durchschnittlichen Grippewelle.
Was könnten wir akut verbessern?
Keine Suggestivfragen: "... zu welchen verheerenden Folgen kann das führen ..." (O-Ton Abendjournal)
Fragen an die richtigen Leute stellen:
medizinische Fragen an Ärzte (hier Nuklearmediziner, Radioonkologen), technische Fragen an AKW Techniker,
physikalische Fragen an Kernphysiker, .... etc.
Vermeidung des Konjunktivs!
Jede Aussage und jede Frage, die nur im Konjunktiv möglich ist, verwirrt mehr als sie informiert.
Keine mutwillige Ausweitung des Kontexts
Wenn im Anschluss an eine der schwersten Naturkatastrophen der Neuzeit auch schwere technische Probleme auftreten ist das kein Grund politisches Kleingeld zu wechseln und einen "(O-Ton Min. Berlakovitsch) Stresstest für AKWs zu fordern". Das klingt gut, ist aber schwachsinnig, weil es in Europa wenig sinnvoll ist, sich gegen ein derartig schweres Erdbeben zu wappnen. Andere Risken (z.B. Sabotage, Terrorismus) sind wahrscheinlicher als ein Tsunami ...
Ich meine dies nicht einmal zynisch:
Verunsicherten Menschen sollte eher geraten werden zu beten!
Ritualisierte Handlungen scheinen eine gute Alternative zu atemloser Suche nach immer mehr - sinnloser - Information.
Ich nehme übrigens jede Wette an, dass wir in sechs Monaten keinen Gedanken mehr daran verschwenden Energie zu sparen, um ein paar AKWs einzusparen.