Meine Erinnerung an meine ersten Aufenthalte an der Algarve wird dominiert von Eindrücken, die ich vor etwa 36 Jahren in den kleinen Städten Carvoeiro, Lagos und Portimão gesammelt habe: Bilder von kleinen Fischerhäfen, die mit ihrem Treiben untrennbar mit diesen Orten verbunden sind, das Rauschen des Meeres vor der Küste und die klatschenden Laute der Wellen an den Hafenkais und nicht zuletzt die salzige Luft des Atlantiks, der sich vor den Häfen mit dem Duft von frisch gegrillten Sardinen mischt.
Portimão – Hafen mit Fischerbooten, wie zuzeiten der 1980er Jahre | Copyright: Alamy
Nach meinem ersten Besuch in Portimão in den frühen Morgenstunden eines Sommertags, die ich vor allem vor einem kleinen Café direkt an der Anlegestelle der Fischer verbrachte, wo ich Galão trank und Zigaretten rauchte, bin ich immer wieder zurückgekehrt.
Das kleine Café dieser Tage existiert nicht mehr, die Anlegestelle der Fischer wurde schon vor langer Zeit auf die andere Seite des Rio Arade verbannt, und ich habe bereits vor mehr als 15 Jahren das Rauchern aufgegeben.
Aber die Algarve hat für mich in den 36 Jahren seit diesen ersten Begegnungen nichts von den Reizen verloren, die mich damals in ihren Bann gezogen haben. Ganz im Gegenteil: Je mehr ich von der Algarve und ihren Bewohnern entdecken durfte, desto mehr faszinierte mich ihre Vielfältigkeit, ihre Anmut und die unverfälschte Freundlichkeit, mit der ich jedes Mal empfangen wurde.
Abschied
Im Oktober 2016 erlebte und genoss ich meinen letzten Algarve-Besuch.
Nach meiner Rückkehr nach Berlin erhielt ich im November 2016 von Ärzten der Charité eine Diagnose, die mir nur sehr wenig Freiraum für persönliche Entscheidungen gelassen hat.
Eine der Entscheidungen, die ich nach dieser Diagnose treffen musste, ist, Algarve für Entdecker nicht selbst weiter zu führen.
Mit dieser Entscheidung, die mir ganz und gar nicht leicht fällt, ziehe ich mich vier Jahre nach der Gründung von Algarve für Entdecker vom Steuer dieses Blogs zurück und übergebe die Verantwortung an meinen äußerst engagierten Kollegen Hans-Joachim Allgaier, der bereits seit zehn Monaten mit an Bord ist.
Ich bin davon überzeugt, dass Hajo Ihnen in den kommenden Wochen auch mehr darüber berichten wird, welche Themen und Schwerpunkte er für die Zukunft in den Fokus von Algarve für Entdecker stellen wird.
Bevor ich mich verabschiede, möchte ich mich herzlich bedanken.
Bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern aus Portugal, der Schweiz, Österreich, Luxemburg, Deutschland und aus den vielen anderen Ländern, die ich an dieser Stelle leider nicht alle aufzählen kann.
Bei den vielen Partnern und Freunden, die uns Fragen beantwortet und mit Informationen versorgt haben.
Und nicht zuletzt bei den Autoren und Redakteuren Anne Dierking, Wolfgang Zimber, Philippe Welti und Hajo Allgaier, die Algarve für Entdecker überhaupt erst möglich und so bunt gemacht haben, wie sie dieses Blog in den vergangenen vier Jahren erlebt haben.
Eine Widmung
So traurig mich das Schreiben dieses letzten Artikels macht, so sehr freue ich mich über zwei ganz aktuelle Entwicklungen:
Ich habe heute von Wolfgang Zimber erfahren, dass er für einen Tag in der übernächsten Woche einen OP-Termin für sein zweites Auge am Universitätsklinikum Freiburg bekommen hat. Der Erfolg der Behandlung des ersten Auges macht mich sehr zuversichtlich, dass auch diese Operation ohne Komplikationen verlaufen wird, lieber Wolfgang! Ich drücke Dir beide Daumen – und ich bin ganz sicher, dass viele kulturinteressierte Portugal-Liebhaber mit ihren Gedanken und ihren guten Wünschen bei Dir sein werden!
Wäre Wolfgang im Vollbesitz seiner Kräfte, dann hätte er wahrscheinlich auch dazu geschrieben:
Den diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) konnte vor wenigen Stunden der 27-jährige Portugiese Salvador Sobral mit der Ballade „Amar Pelos Dois“ gewinnen. Der Sänger verzauberte viele Millionen Zuschauer mit einer wunderbar sanften Interpretation eines Jazz-nahen Stücks, das seine Schwester Luísa für ihn geschrieben hatte.
Kein Pomp, kein Feuerwerk, gedimmtes Licht, gedämpfte Begleitung. Ein zurückgenommenes Konzept, das Experten-Jurys ebenso gefiel wie den abstimmenden Zuschauern.
„Wir leben in einer Welt von Wegwerf-Musik, Fast Food-Musik ohne irgend einen Inhalt. Und ich denke dies könnte ein Sieg sein für Musik von Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben. Musik ist kein Feuerwerk, Musik ist Gefühl. Also lassen Sie uns das verändern und Musik zurückbringen. Das ist wirklich das, worauf es ankommt.“
Mit dieser Aussage hat Salvador Sobral dem Abend in Kiew einen weiteren, sehr portugiesischen Höhepunkt gegeben. Danke!
Ich widme diesen Artikel meinem Freund Wolfgang Zimber und dem sehr beeindruckenden Salvador Sobral.
Ihnen allen alles Gute!
Ihr
Alexander Kroll
Salvador Sobral – „Amar Pelos Dois“
Liebe für uns beide
Wenn jemand eines Tages nach mir fragt,
Sag, dass ich lebte, um dich zu lieben
Vor dir hatte ich nur existiert,
Müde und nichts zum Geben
Meine Liebste, erhöre meine Gebete
Ich bitte dich zurückzukommen und wieder dass du mich wiederhaben willst
Ich weiß, dass man nicht einsam liebt
Vielleicht kannst du es ganz langsam wieder erlernen
Meine Liebste, erhöre meine Gebete
Ich will, dass du zurückkommst und zurückkehrst, um mich zu lieben
Ich weiß, dass man nicht einsam liebt
Vielleicht kannst du es ganz langsam wieder erlernen
Wenn dein Herz nicht nachgeben will
Keine Leidenschaft spüren will, nicht leiden will
Ohne einen Plan zu schmieden, was danach kommen wird,
Kann mein Herz für uns beide lieben