Ein klitzekleiner Wunsch

Liebe Mitarbeitende sämtlicher Kindernotfallstationen auf diesem Planeten

Verzeiht mir, wenn ich etwas direkt bin, aber das, was ich hier schreibe, muss jetzt einfach mal raus. Könntet ihr bitte etwas netter sein mit uns Eltern, wenn wir voller Panik zum Telefon greifen, um von euch zu erfahren, ob mit unserem Kind noch alles in Ordnung ist, oder ob wir gleich eine Ambulanz bestellen sollen. Sätze wie „38 Grad Fieber sind nun wirklich nicht viel!“ sind irgendwie deplaziert, wenn man soeben erklärt hat, dass das Kind sich kaum mehr auf den Beinen halten kann, eine eitrige Wunde am Arm hat und nicht mehr fähig ist, alleine aufs WC zu gehen. Ich weiss ja selber auch, dass 38 Grad Fieber nicht viel sind, aber das ist ja nur einer von mehrerenFaktoren in dieser ganzen Geschichte. Und ausserdem reden Sie hier mit einer Frau, die selbst bei einem Tischtennisballgrossen Abszess nicht mehr als 38,5 Grad Fieber zustande bringt, warum also sollte die Tochter da so anders sein. Aber das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen, es geht ja nicht um mich hier. 

Glauben Sie mir, wir Eltern greifen nicht aus lauter Langeweile morgens um halb sechs zum Telefon. Nein, wir müssen uns nicht ein wenig die Zeit vertreiben bis zum nächsten Pediküre-Termin. Wir haben auch nicht zufällig Ihre Nummer gewählt, als wir eigentlich unsere beste Freundin anrufen wollten, weil wir ihr unbedingt von diesem sa-gen-haf-ten Restaurant erzählen wollten, das wir neulich kennen gelernt haben. Wir haben tatsächlich Sie anrufen wollen, weil wir uns um unser Kind sorgten. Mag ja sein, dass unsere Sorge übertrieben ist, aber glaubt mir, würden wir nicht anrufen und es stellte sich Stunden später heraus, dass es doch ein Notfall war, dann würde man uns genau dies unter die Nase reiben: „Warum sind sie denn nicht früher gekommen? Haben Sie denn nicht gesehen, wie elend es Ihrem Kind geht?“ 

Ja, ich weiss, Sie haben eine strenge Nacht mit vielen Fehlalarmen hinter sich und ich kann ja sehr gut verstehen, dass Sie die Nase gestrichen voll haben von Eltern, die wegen einer Dornwarze mitten in der Nacht auf der Notfallstation auftauchen. Ich weiss, dass die ewigen „Mein Kind hat seit drei Wochen diesen leichten Schnupfen und da haben wir gedacht, dass wir mal schnell nachts um drei bei Ihnen vorbeischauen könnten, wo Sie doch ohnehin offen haben“-Patienten nerven. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die Eltern, die freiwillig zur Notfallstation kommen, äusserst dünn gesät sind, auch wenn man hin und wieder das Gegenteil vermuten könnte bei all den Bagatellen. Ja, ich verstehe, dass Sie genervt sind nach einer anstrengenden Nacht auf der Notfallstation, aber bitte denken Sie daran, dass die Eltern, die im Morgengrauen bei Ihnen anrufen eine nicht minder anstrengende Nacht hinter sich haben. Auch wir haben uns eine Nacht lang mit diversen Sorgen und Nöten herumgeschlagen, die einen Bagatellfälle wie „Ich brauche eine warme Milch“ oder „Mein Teddy ist aus dem Bett gefallen“, die anderen ernst zu nehmende Sorgen wie „Mama, meine Wunde schmerzt so sehr und es wird immer schlimmer.“

Im Grunde wollen weder Sie noch wir, dass wir ohne Anlass auf der Notfallstation aufkreuzen, aber glauben Sie mir, wenn ich sicher wäre, dass kein Anlass besteht, dann würde ich Sie nicht anrufen. Ich greife wirklich nur dann zum Telefon, wenn ich Angst habe um mein Kind und wenn ich Angst habe, bin ich ziemlich dünnhäutig. Im Grunde genommen macht es mir nichts aus, wenn Sie mir sagen, dass ich nicht zu kommen brauche mit meinem Kind, eigentlich möchte ich genau dies hören, aber es ist nicht besonders nett, wenn Sie mich anschnauzen. Immerhin bin ich höflich genug, zuerst anzurufen, anstatt plötzlich unangemeldet auf der Matte zu stehen. Also lassen Sie in Zukunft bitte diese doofen Kommentare wie „Woher wollen Sie denn wissen, ob das schlimm ist oder nicht.“ Verbindlichsten Dank und bis zum nächsten Mal, das hoffentlich noch lange auf sich warten lässt.

Ich geh’ dann mal zur Kinderärztin mit unserer Luise.

Ein klitzekleiner Wunsch



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