Ein Kind von Gott berührt?

Von Alexandrak @Alexandra71
Faith, ist ein ganz normales 7 jähriges Mädchen das mit seinen Eltern auf einer Farm lebt. Sie geht zur Schule, nimmt Ballettstunden und freut sich seine Oma in der Nähe zu haben. Doch das ändert sich schlagartig als Faith und ihre Mutter den Vater, Bezugsweise den Ehemann, inflagranti erwischen. Dies war der Tag an dem alles anders wurde, denn Faith hat entschlossen kein Wort mehr zu sagen. Wochelang spricht sie kein Wort, weder mit der Mutter, noch der Oma. Doch plötzlich endet das Schweigen und das kleine Mädchen spricht wieder, auch wenn der Anlass eine "imaginäre" Freundin, Bezugsweise, Beschützerin ist. Was dieses Ereignis los tritt hätte sich weder Faith, noch die Mutter oder sonst jemand vorher gesehen, denn plötzlich wird die Farm von Sektenanhänger belagert, Priester und Rabbis gehen fast schon ein und aus wie es passt und ein gewalltiger Medienrummel bricht los. Kann Faith wirklich mit Gott reden? Hat sie heilende Kräfte und ist Gott wirklich eine Frau? Ihre Mutter weiss nicht was sie tun soll, und wem sie überhaupt noch vertrauen kann und wer Freund oder Feind ist. Kann Mariah Faith wirklich von den Medienhaien beschützen? Wird sie, und die anderen wirklich die Wahrheit erfahren? Ist ihre Tochter krank oder ist sie wirklich von Gott berührt?
Erster Satz:
Unter normalen Umständen wäre Faith und ich gar nicht daheim gewesen, als meine Mutter anrief, um uns aufzufordern, uns ihren brandneuen Sarg anzuschauen.

Hm, ich denke der Originaltitel ist weniger verwirrend, denn was ist die Wahrheit? Ich denke das muss jeder für sich selber am Schluss heraus finden. Keeping Faith ist hier doch besser gewählt. Aber das Cover ist wirklich beeindruckend, dieses Mädchen hat eine besondere Ausstrahlung, und finde es doch recht passend auch wenn sie äusserlich nicht der Faith im Roman gleich kommt.
Der Schreibstil ist wie gewohnt schlicht, einfach packend und manchmal auch rasant. Jodi Picoult ist es gelungen den Spannungsbogen von Anfang bis Ende durch zu halten, manchmal gerät man schon fast ausser Puste und man lässt sich einfach in das Geschehen hineinziehen.
Dieses Buch beherbergt eine Geschichte um Glaube, Religion, Gott, Vertrauen aber auch um die Wahrheit. Hier geht es darum ob es wirklich möglich ist das Gott mit einem Menschen in Kontakt kommt, visuell wie auch akustisch. Und wenn ja, es ausgerechnet ein kleines Kind ist, das an sich nichts mit Gott am Hut hat. Es geht darum was passiert wenn so was geschieht und wie schnell die ganze Sache eine Eigendynamik bekommt von der man nicht gewagt hat dran zu denken. Welche Konsequenzen das vielleicht auch juristisch hat. Und doch ist der Autorin hier ein ganz interessantes Buch gelungen. Sie greift wieder ein sehr heikles Thema auf, heikel desswegen, weil es bei allen, ob Atheist, Katholik, Juden oder anderen Sekten, zu sehr grosser Aufmerksamkeit und Diskussionen kommt. Heikel auch, weil das Thema Gott in der heutigen Gesellschaft wohl nicht mehr der Stellenwert hat wie früher. Wenn ihr euch mal einem Gedankenspiel hingebt werdet ihr schnell merken welche Dynamik das ganze entwickelt. Stellt euch vor euer Kind oder sonst ein Verwanden würde sagen er spräche mit Gott. Es gäbe Anzeichen die dafür sprechen... würdet ihr dennoch zweifeln? Jodi Picoult ist diesem Thema wirklich gerecht geworden! Obwohl für manchen wohl das Ende etwas unbefriedigend rüber kommen könnte, aber genau das macht dieses Buch eben so gut, denn die Autorin hat nicht versucht hierauf etwas vorweg zu nehmen.
Die wichtigeste Person ist natürlich Faith, ein wirklich süsses Mädchen, selbstbewusst, stur, dickköpfig und doch ganz normal, wie ein Kind in ihrem Alter ist, auch wenn sie manchmal etwas jünger scheint. Sie wächst einem wirklich schnell ans Herz. Auch Mariah, die Mutter, eine sensible aber sehr aufrichtige Person. Kämpft wie eine Löwin um und für ihr Kind. Man würde sie gerne mal in den Arm nehmen einfach um ihr die Kraft zu spenden die sie für diese Zeit braucht. Milli, die Mutter von Mariah und Oma von Faith. Auch sie ist eine liebende Mutter, tut alles das es ihren beiden Mädchen gut geht und ist manchmal etwas spitzbübisch ;)
Colin, der Vater von Faith und Ehemann von Mariah. Er ist ein selbstsüchtiger Mann, dem es nur um sich selber geht, auch wenn er dauernd beteuert das es nicht so ist. Er war mir von Anfang an unsympathisch.
Wichtig in der Geschichte ist auch Ian. Er ist der Moderator einer Show der wesentlich dazu beigetragen hat das die ganze Situation ausser Kontrolle geriet, der sich aber im Verlauf der Geschichte sich selber Stellt, sich selber hinterfragt warum er so ist und das macht was er tut. Er gibt dem ganzen eine eigene Dynamik.
Jodi Picoult hat es geschafft die verschiedenen Charaktere so fein zu zeichnen das man sie förmlich vor sich sehen kann, man sie entweder mag oder eben nicht. Man hat das Gefühl mitten drin zu sein und bräuchte nur die Arme aus zu strecken und man könne sie berühren.
Lieblingsstelle: 
Ich sehen, wie Faith hinter Petras Rücken die Hand hebt. Sie hat Gelee ums Pflaster herum geschmiert, so dass es aussieht, als würde ihre Wunde bluten. Sie schwenkt die Hand in der Luft, schneidet Grimassen und tut wortlos so, als würde sie vor schmerzen stöhnen.

 Ein wunderbares Buch um Glaube und Gott, genau wie um Wahrheit und Vertrauen. Ein Buch das nicht nur Gläubige ansprechen wird.