Ein Kannibale lädt zur Dinnerparty - "Hannibal Season 2"!

Erstellt am 16. Dezember 2014 von Bandrix @cityofcinema1

NEU AUF DVD! ©studiocanal


Mit Ankündigung einer Serienumsetzung der Buchreihe um den Kannibalen Hannibal Lecter machte sich der Produktionssender NBC nicht nur Freunde. Wieder die Ausschlachtung einer bekannten Filmfigur, die an das Original nicht heranreichen würde, sagten Einige. Zu lebhaft war noch die Erinnerung an die Paraderolle Anthony Hopkins, die er in drei Filmen verkörpern durfte. Doch nach der ersten Staffel war Schluss mit dem Gemecker.
Denn Showrunner Bryan Fuller ("Pushing Daisies", "Dead Like Me") – das kreative Oberhaupt der Show - ruht sich nicht auf den Filmen aus, sondern erzählt seine eigene Version der Bücher von Thomas Harris. Zwar hat die Serie anfangs noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen, doch ist das Katz- und Mausspiel zwischen Hannibal und dem Profiler Will Graham immer packender. Mit Staffel zwei setzt sich der Höhenflug der Serie fort. Was „Hannibal“ weit aus dem Genre-Einheitsbrei der Crime-Serien herausstrahlen lässt, ist seine visuelle Brillanz, die zusammen mit den ausgefeilten Charakteren für große Spannung sorgt. 

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Was sich in den ersten dreizehn Folgen ankündigte, findet nun seinen Höhepunkt. Hannibal und Will verhalten sich wie zwei Wölfe, die sich gegenseitig jagen. Der Zuschauer kann sich bis zuletzt nicht sicher sein, wer die Oberhand behält, denn alles ist möglich. Die Serie hat nun endlich einen Nährboden, von dem sie reichlich profitiert. Die undurchschaubare Beziehung zwischen den beiden Genies ist es, die „Hannibal“ so unverwechselbar macht. Natürlich setzt Bryan Fuller auf kunstvolle Bildmontagen, die die Tragweite der Geschehnisse unterstreichen. Mit Symbolik beladene Bilder, geschliffene Dialoge und eine Atmosphäre, die nihilistischer und unheimlicher nicht sein könnte – all das verkörpert „Hannibal“. Gerade die Gegensätze in Bezug auf die unfassbar brutalen Morde, gepaart mit dem poetischen Arrangieren des Essens setzt dem Ganzen noch die Krone auf. 
Stellenweise fühlt sich „Hannibal“ wie ein „Dexter“ für Intellektuelle an. Der Zuschauer darf und muss zwischen den Zeilen lesen, versteckte Hinweise enträtseln und immer tiefer in den Strudel aus Gewalt und Faszination gezogen werden. Genau wie Will Graham versinkt das Publikum in seiner Psyche, schwankt zwischen Realität und Wahnvorstellungen. Kaum eine TV-Produktion vermochte aufkeimenden Wahnsinn je in schönere und gleichwohl schrecklichere Bilder zu formen. Das Duell zwischen Hannibal und Will setzt weniger auf physische Gewalt, als auf die psychologische Sicht der Dinge. 
Die Autoren haben mit der ersten Staffel ein solides Fundament erschaffen und ernten nun ihre Früchte. Bryan Fuller wagt sich zudem noch weiter von den Büchern weg, als er es vorher getan hat. Zwar gibt es einige Schlüsselszenen aus „Roter Drache“ zu sehen, allerdings stehen diese meist in einem anderen Kontext. Dieser Mut wird belohnt durch eindrückliche Performances seitens der Stars Mads Mikkelsen und Hugh Dancy. Aber auch Gaststars der Marke Michael Pitt („Boardwalk Empire“) oder Gillian Anderson („Akte X“) sorgen für abgründige Unterhaltung. „Hannibal“ ist gleichzeitig ekelerregend und faszinierend, ungemein brutal und doch poetisch. Eine seltsame Mischung, die es so noch nie gegeben hat. Jedenfalls schürt das packende Finale große Hoffnungen auf Staffel drei. Hoffentlich können die Macher das Niveau halten. 
BEWERTUNG: 08/10Titel: HannibalFSK: ab 18 freigegebenGenre: Horror, Krimi, ThrillerErscheinungsjahr: 2014Produzent/Autor: Bryan FullerDarsteller: Mads Mikkelsen, Hugh Dancy, Laurence Fishburne, Michael Pitt, Gillian Anderson