Seit 1991 gibt es Bemühungen den Konflikt endlich zu lösen. Währenddessen wird diese Region mit 20 Gemeinden aber immer mehr ihrem Schicksal überlassen. Obwohl beide Staaten das Land haben wollen, ist keiner dafür zuständig. Schlechte Straßen, keine Gesundheitsversorgung und mangelhaftes Schulangebot sind die Folge. In einiger Entfernung führt die Bundesstrasse BR-404 an Cachoeira Grande vorbei, wenige Kilometer vor dem Ort hört der Asphalt auf und fängt einige Kilometer später hinter der Grenze zu Ceará wieder an. Das nationale Institut für Transportinfrastruktur in Piauí erklärte, dass man keine legale Grundlage für die weitere Asphaltierung habe. So bewegt sich die Bevölkerung auf hunderten von Kilometern auf miserablen Erdstraßen. Für Wasser müssen die Bewohner in dieser wüstnenähnlichen Landschaft kilometerweit laufen. Viele sind einen ganzen Tag mit der Wasserversorgung beschäftigt. Am Ortseingang von Cachoeira steht zwar ein imponierender Wasserbehälter, “es fehlt nur das Wasser” erklärt dazu der 66-jährige Raimundo Moreira.
Auch dort, wo es Zuständigkeit gibt, sieht es schlecht aus. Die nächstgelegene Ortschaft in Ceará, Poranga, hat 12.000 Einwohner. Für den Ort gilt wegen der Trockenheit der Ausnahmezustand. Den Ausnahmezustand teilen Poranga und seine Region mit 171 von 184 Städten in Ceará. In Piaui befinden sich 191 von 224 Orten im Ausnahmezustand. Die Umgebung traurig aus: Bäume ohne Blätter, Pflanzen ohne Farbe, Rinder, bei denen man jede Rippe zählen kann und tote Tiere am Straßenrand gehören zum Alltag. Die Region ist isoliert, Hilfe bekommen sie von keiner Seite.
Woran liegt es, dass man sich nicht einigen kann? Wie bereits geschildert haben sich die beiden Staaten 1991 entschieden die Verhandlungen zu intensivieren, um das Problem endlich zu lösen. Dann ging es allerdings bis 2003 bis man die Verhandlungen aufnahm. 2008 wurde ein Vereinbarungsentwurf vorgelegt. Anschließend tat sich wieder nichts mehr, so dass 2011 die Regierung von Piauí eine Klage bei den Bundesbehörden einreichte, in der es 2.821 qkm des Gebietes für sich beanspruchte. Daraufhin wollte der Generalanwalt der Union (AGU) vermitteln. 2012 setzten sich die beiden Kontrahenten wieder an einen Tisch. Das Gebiet wurde teilweise vermessen, um eine neue Grenzlinie zwischen den Staaten festzulegen. Für einen kleinen Bereich liegt nun ein Vorschlag vor, der als Vorlage für die gesamte Grenzziehung dienen sollte. Der oberste Gerichtshof Brasiliens soll jetzt ein Rechtsgutachten dazu erstellen. Wenn die beiden streitenden Staaten sich dann noch nicht einigen, werden die Bewohner für die weitere Zukunft weiter im Niemandsland oder sarkastisch ausgedrückt im “Gazastreifen des Nordostens” leben.
Informationsquelle
Terra de ninguém: a 'Faixa de Gaza' entre Piauí e Ceará aguarda uma decisão