Ein Hummer macht noch keinen Sommer
Tanja Wekwerth
Goldmann, 2013
978-3442478125
8,99 €
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Natalie Schilling ist verrückt! Im Keller bekommt sie Angstattacken, ihre eigene Büchersendung mag sie nicht und auch ihre Kolumnen hängen ihr zum Hals raus! Dabei könnte das Leben so schön sein. Verzweifelt wendet sie sich an einen Psychiater. Aber was passiert, wenn dieser sich nicht selbst therapieren kann, Hummer die bevorzugten Tiere sind und ein Mops Flatulenz hat?
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Natalie kann der Leser nur mögen. So verdreht und verkorkst, wie sie ist, hat sie etwas von allen Frauen dieser Welt. Oft nicht zufrieden, aber mit einigen netten Jobs gesegnet, würde ich ihr sofort die Hand reichen. Oft handelt sie, ohne nachzudenken, ist rasant an einem neuen Ort und der Leser merkt: Sie liebt Berlin! Die Touren, die sie in Cafés beginnt oder beendet, sind manchmal katastrophal, mal liebenswert und sehr, sehr oft steht die Gute auf der langen Leitung. Und ich habe immer gehofft, dass sie manche Dinge etwas schneller versteht!
Theodor, der Psychiater ist mir sympathisch. Wenn er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat oder bei Mutti sitzt, wird mir ganz warm ums Herz. Er tut mir zwischendurch auch immer sehr leid, weil sein Leben gerade nicht so einfach ist. Und manchmal wirkt er sehr fehl am Platz, wenn er Met trinken soll oder telefonieren muss.
Der Rest der Truppe ist wirklich sehr bunt zusammengewürfelt und sogar ein Kind fehlt nicht. Die Gruppe agiert sehr locke miteinander, es kommt zu einigen Verwicklungen und sie sind alle liebenswert.
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Berlin im Sommer, mit tollen Wohnungen am Lietzensee, mit vielen Cafés und toller Stimmung. Einmal war ich erst in Berlin und damals mochte ich es nicht wirklich. Jetzt, nach der Lektüre, habe ich Lust einmal auf den Wegen von Natalie zu wandeln und vielleicht auch Bücher im See zu ertränken. Oder einfach gemütlich in einem Café sitzen und Prosecco trinken. Mit der süßen Idee ein Verzeichnis aller Cafés und Plätze habe ich sogar die Möglichkeit ganz genau zu wissen, wo Natalie überall war.
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Vornehmlich geht es um eine Sinnkrise von mindestens drei Personen, zeitweise sogar glaube ich, dass alle Protagonisten eine Sinnkrise haben. Das ist vielleicht anstrengend! Außerdem geht es um eine Frau, die jemanden liebt, Bilder, die nicht verkauft werden und viele unnütze Dinge. Unnütze Dinge? Ja, zum Beispiel Gartenzwerge, Gollums, Keller, Vampirbücher, Selbsthilfebücher und die Liebe. Na und um Natalie, die wie aus dem Leben gegriffen älter wird, kauziger und eine extrem verstörende Lebenseinstellung hat. Teilweise habe ich sehr gelacht, denn Tanja Wekwerth schafft es schrullige Gespräche zu schreiben, Tiere weglaufen zu lassen und Gartenzwerge zu “dem” Bösen werden zu lassen. Eine Kunst, wenn man mich fragt, denn so witzig fand ich einen Frauenroman schon lange nicht mehr.
Ich lasse euch mal an meiner Leserunde teilhaben und zeige euch etwas von meinem Fazit:
“Alles in allem hat mich die Geschichte oft schmunzeln lassen und hat mir gut gefallen. Danke für den Hummer, den Mops und ein himbeerrotes Berlin!”
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Pink und ein Mops – nicht immer gefällt mir die Covergestaltung bei Frauenromanen. Warum können die nicht auch mal schwarz sein und trotzdem Fröhlichkeit und Bezug zum Genre ausstrahlen? Aber das ist nur meine Ansicht, ich glaube, das Cover fällt auf und macht dem Mops im Buch alle Ehre. Außerdem gefällt mir das Verzeichnis der Geschäfte.
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“Ein Hummer macht noch keinen Sommer” bekommt von mir für eine locker, leichte Lektüre 4 Bücherpunkte. Natalie ist eine Büchertante nach meinem Geschmack und ich liebe ihre Lebenseinstellung, denn irgendwie ist erst mal alles schlecht
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