Zumindest, wenn ein spitzer Bleistift und viel guter Wille zur Hand sind. Denn die Zahlen allein geben keinerlei Grund, in Jubelarien auszubrechen. Um das tun zu können, braucht es vielmehr viel guten Willen: So ist eine Voraussetzung die, sich von der Betrachtung der absoluten Zahl der Neugeborenen zu lösen und stattdessen nur die durchschnittliche Kinderzahl je Frau anzuschauen. Die lag im vergangenen Jahr bei 1,39 und damit in der Tat "so hoch wie seit 1990 nicht mehr".
Komischerweise aber gab es 1990 rund 900.000 Neugeborene, 2010 aber nur etwa 678.000. Sogar im ersten Nachkriegsjahr 1946 lag die Geburtenzahl mit rund 922 000 um 27 Prozent höher als in dem Jahr, das die Qualitätspresse zum einstimmigen Vorjubeln verleitete: "Geburtenrate steigt auf 20-Jahres-Hoch" feiert der "Spiegel", "Wieder mehr Babys in Deutschland geboren" assistiert die Tagesschau.
Von wegen, Deutschland schafft sich ab! Nach nur 665.000 Geburten anno 2009 sind 678.000 fast zwei Prozent mehr! Zwar weniger als nach den Halbjahreszahlen zu erwarten war, als der durchweg mit Spitzenkräften besetzte "Stern" die Frage herbeifantasierte "Stirbt Deutschland vielleicht doch nicht aus?" Aber immerhin. Fast wieder der Wert von 2008, als noch 682.000 Geburten verzeichnetet wurden, und nur einen Zahlendreher entfernt von 2007, als es 687.000 waren.
Geburten im Archiv: Viel mehr ist viel zu wenig