Ein herber Verlust der Menschlichkeit

Nunja, was soll ich sagen? Seit ein paar Tagen bin ich ziemlich sprachlos und fühle mich auch im wahrsten Sinne des Wortes ohnmächtig. Nicht, daß ich sonst mit der vorherrschenden Politik zufrieden wäre. Ich habe mich ja auch dazu entschieden in aller Öffentlichkeit politisch Stellung zu beziehen, da mich viele Entwicklungen der letzten Jahre mit großer Sorge erfüllen. Ich finde es wirklich wichtig, das Werte wie Menschlichkeit und der Wert des menschlichen Lebens wieder in das Zentrum unseres politischen Wertesystems gerückt werden. Aber das was seit letzter Woche passiert ist, macht mich bis heute Fassungslos und hat mich tief im Innersten getroffen.
Oder soll man es lassen?
So hieß ein Artikel der am 11. 07. 2018 in der "Zeit" erschienen ist und in der allen Ernstes über das Für und Wieder von Seenotrettung diskutiert wurde. Ein Artikel, in dem tatsächlich und kalten Herzens vorgeschlagen wurde die Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Dieser Artikel hat hohe Wellen geschlagen, da ihn viele - auch ich - für widerlich und kaltblütig hielten und halten. Ein Artikel, in dem Menschenleben einfach so zur Bilanz wurde. Etwas statistisches, ohne Wert. Und jetzt? Jetzt ist es nicht nur ein Artikel, denn seitdem ist viel passiert. Aber erst einmal der Reihe nach. Um das Jahr 2015 rum wurden von der EU die Landwege für die Flüchtlinge geschlossen. Übrig blieb der Seeweg über das Mittelmeer. Doch die Flüchtlinge waren verzweifelt genug, um in einer Nussschale ein ganzes Meer zu überqueren. Sich und ihr Leben in Gefahr zu bringen. Viele von ihnen ertranken, darunter sogar kleine Kinder. Die EU gab lieber ihr Geld für das Retten von Banken als von Menschenleben aus, so daß das spärliche und zähneknirschend zusammengeestellte Seenotprogramm der Eu völlig überfordert war. Viele EU-Bürger konnten sich mit dieser Situation nicht abfinden und gründeten kurzerhand Non Government Organisationen (NGOs) um sich an der Seenotrettung beteiligten. Diese wurden systematisch von Seiten der EU aus dem Verkehr gezogen, das populärste Beispiel ist sicher das der Lifeline mit ihrem Capitän Claus-Peter Reisch, der unter fadenscheinigen Gründen in ein Prozeß verstrickt wurde, damit sein Schiff nicht mehr auslaufen kann. Nun kriegt er überall Preise für sein heldenhaftes Handeln und das uneigennützige Retten von Leben verliehen. Von Politikern, die ihn als Grüßaugust und Gallionsfigur benutzen. Schließlich soll seine Strahlkraft auch auf sie abfärben. Wirklich für die Sache einsetzen wollen die meisten sich dann allerdings doch nicht. Sich für so profane Werte wie das menschliche Leben einsetzen, das könnte ja schließlich heilige Wählerstimmen retten. Nicht falsch verstehen, ich denke nicht, daß man Claus-Peter Reisch irgend einen Vorwurf machen kann, ihm wurde keine andere Wahl gelassen und er macht das Beste aus seiner Situation, aber die politische Lage ...
Tja und jetzt? Jetzt wurde auch noch das letzte bisschen Seenotrettung von europäischer Seite aus eingestellt. Jetzt ist der furchtbare Artikel der Zeit Wahrheit geworden. Jetzt hat man es gelassen Menschen zu retten. Diese ertrinken nun, ohne daß von ihnen Notiz genommen wird. Und unsere Politiker? Die machen Wahlkampf mit unheimlich schönen Werten. Werten, die mir wichtig sind, Werte für die ich bereit bin einzustehen. Werte die diese Politiker und die der Friedensnobelpreisträger EU mehr als nur einmal verraten haben.

Ein herber Verlust der Menschlichkeit

Kommentar von Monitor Chefredakteur Georg Restle zum Thema



Ich mein: Ich hab nicht viel zu sagen. Ich bin nur ein kleiner Künstler, der versucht die Welt ein wenig schöner zu machen und mit Werten zu füllen, die ihm kostbar sind, aber habe ich so Unrecht? Darf man wirklich die Menschlichkeit so sehr mit Füßen treten? Diese EU, mit ihrer - wie ich finde - häßlichsten Fratze ist jedenfalls nicht mehr mein geistiges Zuhause. Mit einer EU, der Menschenleben so komplett egal sind, kann ich mich einfach nicht identifizieren. Was gilt es nun zu tun? Was kann man an dieser Lage noch ändern? Das kann doch nicht das letzte Wort sein, oder doch? Soll man es wirklich lassen?

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