Ein guter Tropfen mit Thales von Milet

10-085

Ich hätte gerne in der Zeit um 500 vor Christus gelebt. Die Welt war damals nicht gerade friedlich, aber mit etwas Geschick hätte man acht der allergrößten Lehrer, die die Menschheit je gesehen hat, kennen lernen können!

Ich wäre im lauen Abendwind von Ephesus zu Füssen des Heraklit gesessen und hätte seine Lehre des Wandels gelauscht. Danach hätte ich aber auch seinen philosophischen Gegner Pythagoras ganz in der Nähe (in Samos) getroffen und wäre vielleicht gar in seine mystische Bruderschaft aufgenommen worden.

Mit Pythagoras wäre ich zum grössten der Sieben Weisen des antiken Griechenlands gereist, zu Thales von Milet. Lange Gespräche an der Ägäisküste, bei rotem Wein vom Rebberg seines Onkels.

Den reiselustigen Pythagoras hätte ich durch die Wüste nach Persien begleitet, um dort vom humorvollen Zarathustra zu lernen. Wir diskutieren darüber, was denn nun seine “Guten Gedanken, Guten Worte und Guten Taten” genau bedeuten.

Alleine hätte ich mich dann einer großen Karavanae angeschlossen, und wäre auf der Seidenstraße nach China gelangt, wo ich sowohl Konfuzius als auch Laotse getroffen hätte. Der bärtige Weise hätte mir einige meiner Irrtümer zum Tao Te King ausgetrieben.

Nach einigen Jahren hätte ich mich einer Gruppe mongolischer und tibetischer Reisenden angeschlossen, und wäre mit ihnen über den Himalaja nach Kaschmir gezogen und dann hinunter zum heiligen Fluss Ganges, um einen weiteren Zeitgenossen zu treffen, nämlich Gautama Buddha. Seine Ausstrahlung, seine Lehre aus erster Hand! Nicht weit von Benares, wo Buddha gerade war, hätte ich dann noch einige Zeit beim berühmten Mahavira verbracht, dem Begründer des Jainismus.

Ja, und dann wäre ich mit einem indischen Unterhändler und seinem Gefolge der Küste entlang zurück übers rote Meer nach Heliopolis (Ägypten) gereist, und von dort mit phönizischen Händlern nach Italien. Dann zu Fuß über die Alpen und zum Rhein, nach Hause. Hier sind die Kelten in der späten Eisenzeit, sie haben gerade einen Prototyp des eisernen Pfluges erfunden! Aber wegen der Klimaveränderung (es wurde rasch kälter) haben die meisten ihre Pfahlbauten aufgeben müssen. Und dort hätte ich am Feuer meine  großartigen Erlebnisse berichtet.

Ist es nicht erstaunlich, dass so viele wese Lehrer auf der ganzen Welt fast gleichzeitig lebten und verschiedenen Religionen und Lehren begründeten?


BILD: Es war einmal / 42cm x 30cm /Glasmalfarben und Acryl auf Karton / 2010, Nr.10-085


 


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