Am 7. April 1865 schrieb der preussische Adlige, Leutnant, Architekt, Schriftsteller, Weltreisende und überhaupt recht vielfältige Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) an die Schriftstellerin Ludmilla Assing (1821-1880):
“Stets bewunderte Freundin,
Wenn ich Ihren letzten Brief noch nicht beantwortet habe, so wundern Sie sich darüber nicht – denn heute ist der hunderteinundvierzigste Tag, seit ich nicht aus meiner Stubenthür gekommen bin.
Eine sehr beschwerliche und nicht ungefährliche chronische Grippe hielt, und hält mich noch in ihren schweren Banden, so dass mehrere Monate lang ein Brief anstrengende Arbeit für mich war, und der Kopf eben so schwach als alle übrigen Glieder. So erhalten Sie erst heute meinen besten Dank, gütige Love, für die mir geschenkten, unterhaltenden Bücher. Sie haben mir manche lange Stunde verkürzt,weil sie voll Geist und Interesse sind, ohne mir theure Personen schmerzlich anzugreifen.
Viele Andere schreien aber doch wieder, Dii minorum gentium, wenn sie sich angespiesst finden. Wenn ich an den Folgen meiner jetzigen Krankheit nicht sterbe, so hoffe ich, nach überstandener Krise, nochmals eine ganz neue kleine Lebensperiode pour la bonne bouche zu geniessen, wo ich endlich die volle Freiheit von mir selbst und von Anderen erlange, nach der ich mich bis jetzt immer vergebens gesehnt.
(…) Komm’s aber anders, so darf ich mich auch nicht allzusehr beklagen, denn achtzig Jahre leidlich zugebracht, sind schon ein guter Treffer in der Lebenslotterie.(…)” 1
1. Aus: Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau Band 4. BoD 2010. Hier online durchstöbern.
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