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Ihr Lieben,heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von KatharinaSeidel erzählen:
„Der Nussbaum“
„Ein Mann, der einen jungen Nussbaum auf sein Grundstückgepflanzt hatte, war enttäuscht über den Undank des Baumes:
„Was soll ich mehr für ihn tun?“, sprach er zu seinem Nachbarn,
„ich habe ihn jeden Tag reichlich gegossen, jede Woche Dünger gestreut,
zweimal im Jahr ringsum die Erde gelockert,
im Frühjahr an seinen Zweigen gezogen, um sein Wachstum zu fördern.
Er aber weigert sich. Sehen Sie den kläglichen Baum! Ich fürchte, er wirdniemals Nüsse tragen.“
„Wie wäre es, wenn Sie ihn einmal in Ruhe ließen?“, schlugder Nachbar vor.“
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Ihr Lieben,ich habe in meiner knapp bemessenen Freizeit des Öfteren mitEltern zu tun, die Schwierigkeiten mit ihren heranwachsenden Kindern haben.
In diesen Gesprächen berichten die Eltern etwas Ähnlicheswie der Gärtner:
Zum einen erzählen sie mir, wie viel sie schon für ihre Tochter bzw. für ihrenSohn getan haben. Dabei betonen sie die große Mühe, die sie sich geben, diegewaltigen Anstrengungen, die sie unternommen haben, um ihr Kind zu fördern, und sieberichten mir von den großen Sorgen, die sie sich um ihr Kind machen, weil dasKind nicht voller Begeisterung das macht, was die Eltern wollen.
Zum anderen berichten sie mir leicht verbittert, wie undankbar doch ihr Kindsei, wo sie sich doch so anstrengten und doch nur das Beste für ihr Kindwollten.
Immer wieder stelle ich in solchen Gesprächen dann dieFrage:
„Haben Sie ihr Kind schon einmal gefragt, was es möchte, was es fürVorstellungen hat, wie es sich fühlt, was es werden möchte, was es denkt, wases hofft, was es glaubt?“
Auf meine Frage antwortete mir am letzten Montag eine Mutter:
„Daran haben wir noch nicht gedacht!“
Da ist ein Kind 15 Jahre alt geworden, ist äußerlich schonein junger Erwachsener, der bald die Schule hinter sich hat und kurz davorsteht, die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und seine Eltern sind nochniemals auf den Gedanken gekommen zu fragen: „Was denkst Du, was möchtest Du,was willst Du werden?“
Ich kann es immer wieder nur betonen, unsere Kinder undEnkelkinder sind nicht unser Besitz, sie sind auch nicht dazu da, die Träume zuerfüllen, deren Erfüllung uns versagt blieb.
Unsere Kinder sind uns als ganz kostbare Leihgabe anvertrautund unsere Aufgabe ist es, das, was in ihnen bereits angelegt ist, zu fördernund zum Wachsen zu bringen.
Heinrich Pestalozzi hat das einmal so ausgedrückt:
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„Wir können nichts in unsere Kinder hineinlegen. Unsere Aufgabe ist es, das, wasan Gutem in unseren Kindern bereits angelegt ist, zu fördern, und das Schlechtein unseren Kindern zu dämpfen, damit das Gute den Sieg davonträgt.“Unsere Aufgabe ist es nicht, zu sagen: Tue dies, lass jenes!
Unsere Aufgabe ist es, zu sagen: „Du hast eine Frage, lasst uns miteinanderreden und gemeinsam nach einer Antwort suchen.“
Unsere Aufgabe ist es vor allem, unsere Kinder und Enkelkinder auch ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen, ihren eigenen Weg gehen zu lassen und nicht ständig wie eine Glucke über sie zu wachen.
Ich wünsche Euch nun ein rundum schönes gemütlichesWochenende und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen