Ein guter Jäger

Im Fadenkreuz des Zielfernrohrs sah Arnold das Fell des Bären in der Sonne glänzen. Vor Mordlust fletschte er die Zähne.

Dir werd ich es zeigen, dachte er und langsam schob seinen Finger zum Abzug. Du wirst eine prächtige Beute abgeben!
Durch das spätsommerliche Blätterdach des Waldes erreichten nur vereinzelte goldene Strahlen den Waldboden. Es war friedlich still in den Redwood Mountains. In der Ferne hörte man Vögel singen, die Blätter rauschten in einem lauen Wind. Ein kleines Bächlein murmelte idyllisch vor sich hin und der der große Schwarzbär trottete gemütlich an seinem Ufer entlang, als würde er gelangweilt darauf warten, dass ihm ein Fisch in das Maul sprang. Es schien fast so, als hätte er die Ruhe mit Löffeln gefressen und war sich völlig bewusst, wie majestetisch er durch die Sonnenstrahlen schritt.

Du elender Bastard, knurrte Arnold in sich hinein. Ein Ast stach ihm von unten in die Rippen, während er versuchte möglichst ruhig in dem Gebüsch zu liegen. Du elender majestetischer Bastard. Aus deinem Fell mache ich den schönsten Bettvorleger, den die Welt je gesehen hat!
Aber erstmal musste er den Schuss platzieren.

Mit angehaltenem Atem rutschte er über den Boden, um seine Positon anzupassen. Der Bär hatte sich am Bächlein niedergelassen und starrte nun aufmerksam in die Strömung. Langsam hebte er seine krallenbewährte Pfote, machte sich zu einem mächtigen Hieb bereit. Dadurch bewegte er sich natürlich aus Arnolds Fadenkreuz heraus.

Wenn du wüsstest, dass das dein letzter Fisch werden wird. Lass dir ruhig alle Zeit der Welt, mein Freund. Ich krieg dich schon noch.

Es war kurz nach Vierzehn Uhr. Die Sonne hatte den Mittagszenit längst überschritten und schickte sich allmählich an, gen Dämmerung zu schleichen. Arnold hatte über Stunden die Fährten im Waldboden verfolgt, bis er endlich das schwarze Fell zwischen den grünen Blättern entdeckt hatte. Dabei hatten sie ihn in der Jagdhütte alle ausgelacht, als er verkündet hatte, er wäre gekommen, um den legendären großen Schwarzen zu erlegen. Diese Idioten. Er musste innerlich lächeln, als er sich vorstellte, was für Augen die anderen Jäger machen würden. Aus dem Kopf würden sie ihnen fallen! Nie wieder würden sie seinen Namen vergessen – Arnold Meisterson, der Mann, der es geschafft hatte, den großen Schwarzen zu fangen! Was für ein Erfolg!
Und Mathilda erst. Ihr würde der Schaum vor dem Mund quellen, wenn Arnold mit dem Bären auf der Ladefläche seines Pickups zuhause vorfuhr. Ab da konnte die alte Schnepfe nie wieder etwas von “echte Männer” faseln und wie sehr sie es bereute, ihn geheiratet zu haben. Die Kinder würden ebenfalls aufhören ihn wie den letzten Dreck zu behandeln. Nur ein einziger Schuss trennt mich vom Pantoffelhelden und dem Status einer Legende.

Wenn der verfluchte Bär nur einmal still halten würde.

Eingekauert unter Ästen hielt Arnold den Atem an. Er wusste, wie man sein Ziel ins Visier nahm. Man musste das Wackeln des eigenen Körpers durch Luftanhalten unterdrücken. Stumm zählte er einen Countdown an.

Eins…zwei…drei…

Vorsichtig übte er Druck auf den Abzug aus. Gleich war es soweit.

Plötzlich schaute der Bär vom Bächlein auf. Er hob den Kopf und stellte sich auf die Hinterpfoten, als hätte er im Blätterrauschen einen stummen Hilferuf gehört.

Arnolds Pupillen weiteten sich. Er schob den Sucher am Körper des Bären hoch zum Kopf, da bewegte sich auf einmal das schwarze Fell fort und der Bär war verschwunden.

Verdammt! Wo läuft er denn jetzt hin?
Arnold sprang aus dem Gebüsch auf und verscheuchte dabei ein Eichhörnchen, das neben ihm am Baum empor geklettert war. Er konnte den Bären in der Ferne nicht mehr sehen. Das schwarz seines Fells hatte sich zwischen dem Grün der Blätter in Luft aufgelöst. Nur ein paar wackelnde tiefliegende Äste ließen erahnen, in welche Richtung der Bär verschwunden war.

Verflucht, was mache ich denn jetzt? dachte Arnold. Mein Pickup steht schon eine Meile entfernt auf der Lichtung. Wenn ich ihm jetzt hinterher renne, finde ich den Weg nie wieder zurück. Und überhaupt: Wenn ich ihn wiederfinde und erlege – wie soll ich ihn dann zum Pickup kriegen?
Soll ich ihn mir auf die Schultern legen und tragen?
Ein leiser Zweifel machte sich in seinem Hinterkopf breit. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen, dachte er. Andrerseits: Wenn ich jetzt mit leeren Händen zurück ins Dorf komme, nachdem ich solche großen Töne gespuckt habe? Die anderen Jäger lachen mich doch aus. Und Mathilda und die Kinder erst. Ich kann ihr gehässiges Grinsen schon vor mir sehen, wie sie mir erzählt, dass ein richtiger Mann sich nicht einfach so ins Boxhorn hätte jagen lassen. Dass ich eben doch nur ein verweichtlichter Verlierer bin.

Arnold wollte vor Frustration durch den Wald schreien. Er hatte keine Wahl. Er musste hinterher. Den Weg zum Pickup würde er schon wieder finden. Er musste sich nur beeilen.

Während Arnold durch das Unterholz wetzte, das Gewehr wackelnd auf seiner Schulter, schossen ihm Bilder durch den Kopf, wie er über der Leiche des erlegten Tieres stand. Der Fotograf seiner Fantasie schoss von ihm ein Bild, wie er mit dem Stiefel auf dem Kopf des großen Schwarzen stand und in Siegerpose über das Tal der Redwood Mountains blickte, eingehüllt in einen spätsommerlichen Glanz, wie ein echter Kerl.

Hinter einem Tal, das viel tiefer im Wald lag, als Arnold gedacht hatte, fand er sie endlich: Spuren! Große Abdrücke im feuchten Laub, daneben verstreut Äste, die von den Bäumen abgebrochen waren, die der Bäre auf seiner Flucht gestreift hatte. Was ihn wohl so aufgescheucht hatte?
Das spielt keine Rolle. Hauptsache, ich finde ihn wieder. Arnold duckte sich hinter einen Baumstamm, klärte seinen Verstand und ließ seinen Blick über das kleine Tal streichen. Er saß auf einer Klippe. Nur weniger Schritte vor ihm endete der Fels und führte meterweit hinab ins Nichts. Von hier oben hatte er einen hervorragenden Ausblick. Nur wo war der Bär?
Plötzlich bemerkte er, wie sich ein Gebüsch unten im Tal bewegte und auf einmal stand dort der Bäre, groß und gewaltig wie er war. Eilig aber ohne Hektik lief er auf allen Vieren auf eine Höhle zu, den Arnold im Felsen übersehen hatte.

Hab ich dich, dachte er er und presste sich vorsichtig auf den Boden. Er schulterte sein Gewehr und presste sein Auge an das Zielfernrohr. Das Fadenkreuz erschien vor seiner Sicht. Dahinter zeigte sich, ein dutzendfach vergrößert, das schwarze Fell des Bären, dass sich wie in sanften Wellen bei jedem Schritt des Tieres bewegte.

Er durfte sich mit dem Zielen nicht zu viel Zeit lassen, das wusste Arnold. Wenn der Bär einmal in der Höhle verschwand, konnte es Stunden dauern, bis er seinen Kopf wieder hervorstreckte. Vielleicht sogar bis zum nächsten Tag, wenn er Pech hatte. Er hatte keine Lust, die Nacht über hier im Wald auf der Lauer zu liegen. Wenn es dunkel wurde, würd er außerdem seinen Pickup niemals wieder finden und er wollte den arroganten Jägern im Dorf nicht die Genugtuung bieten, ihn mit einem Suchtrupp aus dem Verschwinden zu retten. Außerdem konnte er sehr klar Mathialdas gehässiges Grinsen vor sich sehen, wenn sie erfuhr, dass ein Trupp “echter Männer” ihn aus seiner misslichen Lage hatte retten müssen. Das wollte er auf keinen Fall. Er war ja kein Verlierer.

Also beeil dich, Arnold. Mach den Schuss deines Lebens und kehre als Sieger zurück. Hol dir zurück, was dir rechtmäßig zusteht: Der Respekt, den du verdienst!
Langsam fuhrt er mit dem Sucher den Leib des Bären entlang, hoch zu seinem Kopf, bis er an den Ohren angekommen war.

Oh Gott, wie er diesen Bären hasste. Es war eine majestethische Kreatur, keine Frage. Der größte Schwarzbär, den die Natur jemals vorgebracht hatte. Ein Raubtier sondergleichen. In seinen Gedanken stand es für alles, was ihn in den letzten Monaten den Schlaf geraubt hatte. Die miesen Zahlen, die sein Geschäft schrieb; die verwöhnten Blagen, die unter seinem Dach wohnten und die er in die Welt gesetzt hatte, die ihn aber nicht mal angucken würden, wenn er in Flammen stünde; Mathilda, seine Frau, für die er sein Leben in Schweden aufgegeben hatte und nach Amerika gezogen war, doch die ihn seit Jahren täglich damit trietzte, dass er doch kein echter Mann, sondern nur ein elendiger Abklatsch dafür sein sollte.

All das manifesterite sich in diesem Giganten. Er war nur einen Schuss davon entfernt, sich das alles wieder zurückzuholen. Ein toter Bär trennte ihn von dem Leben, das er sich wünschte.

Mit knirschenden Zähnen bewegte er den Finger zum Abzug. Er hielt den Atem an und begann auf’s Neue seinen Todescountdown.

Eins…zwei…drei…

Auf einmal blieb der Bär stehen und setzte sich auf das Hinterteil. Er ließ sich einfach rückwärts in das Laub plumpsen, als sei ihm die Lust weiterzulaufen abhanden zu kommen. Arnold stutzte, da bemerkte er ein Quieken. Es kam aus der Höhle.

Er löste sein Auge und schielte über sein Zielfernrohr hinweg in das Tal. Der Bär saß einige Schritte vor der Höhle. Im Dunkel des Eingangs bemerkte der Jäger Bewegung.

Was ist das? dachte er. Da erkannte er die kleinen Bärenohren.

Tapsig trottete ein kleines Bärenjunge aus der Höhle hervor. Es hatte Schwierigkeiten zu laufen, so als sei es eben erst erwacht und wanderte nun schlaftrunken in den Wald hinaus. Kurz darauf erschien hinter ihm ein zweites Paar winziger Bärenohren, und dann noch ein drittes.

Drei junge Bären krochen aus der Höhle. Als sie den großen Schwarzen erblickten, beschleunigten sie ihre Schritte. Sie rannten auf den Bären zu.

Der Bär breitete seine Arme aus, fast so, als wollte er die Kinder umarmen.

Das ist eine Bärin, dachte Arnold plötzlich. Eine Mutter. Um Himmelswillen, ich dachte, ich jage hier ein Raubtier.

Auf einmal wurde Arnold ganz mulmig in der Magengrube. Er beobachtete die Szene, die sich zu seinen Füßen abspielte und fühlte, wie seine Finger, die das Gewehr umklammert hielten, klamm wurden. Dieses riesige Monstrum, das er gejagt hatte, hatte Kinder in die Welt gesetzt. Winzige, tapsige Bärenkinderlein, die völlig hilflos und orientierungslos auf das einzige zuliefen, was sie kannten: Ihre Mutter.

Arnold ertappte sich dabei, wie ihm ein Lächeln auf den Lippen erblühte. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Doch irgendwie berührte ihn diese Szene. Der gewaltige Bär, den er so hasste, brummte freudig auf, als seine – nein, ihre – Kinder um sie herumsprangen und dabei vergnügt quiekten. Eines der Bärenkinder stolperte und rollte mit einem Purzelbaum über das Laub. Es richtete sich auf und schüttelte seinen Kopf, um das Blatt von seiner Nase zu werfen. Dann sprang es mit erhobenen Vorderpfoten über den Waldboden hinzu seiner Mutter.

Was mache ich hier überhaupt? schoss es Arnold gerade durch den Kopf. Ich liege hier mit einem geladenen Gewehr im Gebüsch und ziele auf – eine Bärenmutter? Mit ihren Kindern?

Der Fotograf seiner Fantasie kam wieder ins Spiel und zückte seine Kamera. Diesmal hielt er voll auf die Szene drauf, nur zeigte sie nicht Arnold, wie er in Siegerpose auf einem toten Riesenbären thronte; sondern Arnold, der mit seinem blutverschmierten Stiefelabsatz auf dem durchlöcherten Schädel eines toten Bären stand, die Zunge schlaff aus dem Maul baumelnd, während um ihn herum drei kleine, putzige Bärenkinder verzweifelt schrieen. Angsterfüllt rannten sie um den Kadaver ihrer Mutter herum, während Arnold sein Gewehr wieder in Anschlag nahm und mit dem Lauf aus nächster Nähe auf ihre Köpfe drauf hielt.

Wenn er die Mutter erlegte, dann konnte er genauso gut den Bärenkindern eine Kugel durch die Schädeldecken jagen. Das kam aufs Selbe hinaus. Nein, es war wahrscheinlich sogar noch humander. Denn ohne die Bärenmutter, würden die Kleinen qualvoll in der Höhle verhungern, während Arnold, der echte Kerl der er dann war, den Leichnam ihrer Mutter mit einem Abschleppseil zu seinem Pickup zog und dabei ein Blutspur im Laub hinterließ, die rot in der Spätsommersonne glitzerte.

Schweiß tropfte ihm von der Stirn in die Augen. Sein Gewehrlauf zitterte, weil seine Hände zitterten. Was für ein großer Kerl ich doch bin, dachte er. Mathilda wird bestimmt stolz auf mich sein. Die Kinder werden mich lieben, wenn ich mit dem toten Tier vorfahre und ihnen erzähle, dass ich heldenhaft eine Mutter niedergemetzelt habe. Völlig fair und männlich, versteckter Heckenschütze gegen ahnungsloses Geschöpf Gottes. Sie hat ihren Tod nicht kommen sehen, hörte er sich seiner Tochter und seinem Sohn erzählen, ihr braucht also nicht weinen, sie hat nichts geahnt. Und um die Kinder hat sich dann der Kreislauf des Lebens gekümmert, denen geht es bestimmt blendend, so allein und verlassen im Wald, wo niemand ihnen hilft.

Schaut mich an, mein Sohn und meine Tochter, was für ein Held ich bin! Respektiert ihr mich jetzt endlich? Ist euer Papa nicht der größte?
Arnold schnaubte verächtlich. Die Männer in der Jagdhütte verfügten bestimmt nicht über solche Skrupel, die ihnen die Kehle verschnürten. Sie würden ohne hinzugucken den Abzug begtätigen und dann noch ein, zwei Mal in die Menge schießen, während die von Panik erfassten Bärenkinder sich in alle Himmelsrichtungen verstreuten. Wahrscheinlich würden sie sich aufteilen, um sie im Unterholz ausfindig zu machen. Mit der bloßen Faust würden sie ihnen die Kehlen umdrehen, wenn es nach ihnen ginge. Was war denn schon so ein Bärenkind? War doch auch nur ein weiteres Raubtier, das später durch den Wald lief und sich zum Abschuss bereitstellte. Da konnte man sich die Mühe doch sparen und gleich kurzen Prozess machen.

Der Fotograf seiner Fantasie zeigte Arnold die verwunderten Blicke und großen Augen der anderen Jäger, wenn er nicht nur mit einem, sondern gleich vier toten Bären vor der Jagdhütte vorfuhr. Sie würden Witze machen, dass er die Leichen so gefunden und nur eingesammelt hatte, aber dann würden sie seine Patronen in den Leibern entdecken und plötzlich würde ihn der erste Jäger auf ein Bier einladen, um seinen Fang zu feiern. Arnold hatte sich diese Szene schon ausführlich in Gedanken ausgemalt und eine erhebendes Gefühl der Bewunderung genossen. Doch jetzt, wo sich der Film wieder vor ihm abspielte, drehte sich ihm der Magen dabei um. Ihm wurde schlecht bei der Vorstellung und er fühlte, wie sich die Kotze in seinem Hals festsetzte.

Was war überhaupt ein “echter Kerl”? Was machte einen Mann eigentlich aus?

Dass er Raubtiere erlegte und seiner Frau die Beute vor die Haustür warf?
Oder das er wusste, wann es besser war, nicht den Abzug zu bedienen? Wenn er so etwas wie Gnade walten lassen konnte? Menschlichkeit – auch wenn es nur um ein Tier ging?

Die Bärenmutter hatte sich wieder aufgerichtet. Ihr Nachwuchs tollte um sie herum, während sie in Richtung Höhleneingang trottete. Sie machte sich keine Eile. Brauchte sie auch nicht. Sie wusste ja auch nichts von dem geladenen Gewehrlauf, der sich einige Meter über ihr feige im Gebüsch versteckte und auf ihren Kopf zielte. Sie hatte keinen Grund zur Besorgnis.

Jetzt oder nie. Wenn er nicht bald den Schuss machte, würde der Bär verschwinden. Niemand konnte sagen, wann diese Gelegenheit wieder kam.

Arnold schüttelte den Kopf. Nein, dachte er. Vergiss diesen Scheiß. Ich bin raushier. So nicht. Scheiß auf Mathilda. Scheiß auf die anderen Jäger. Scheiß sogar auf meine Kinder, so will ich mir nicht ihren Respekt holen. Ich bin auch so ein echter Kerl. Dazu brauche ich keinen toten Bären.

Auf einmal fühlte Arnold sich fremdartig befreit. Er drückte sich aus dem feuchten Laubboden auf und schulterte sein Gewehr. Doch seine Schultern hingen nicht wie sonst schlaff herab, wie bei einem trostlosen Bock. Sie waren straff und gerade, weil die Brust, in die sie überliefen, hart und mit Stolz gefüllt waren. Er fühlte sich anders.

Wie ein echter Kerl.

Arnold klopfte sich das Laub von der Hose und schaute sich um. Die Sonne war schon tiefer gefallen, als er gedacht hatte. Es musste bestimmt schon kurz vor Fünf sein. Bald würde es dunkel werden. Sein Pickup stand irgendwo weit entfernt auf der Lichtung. Er wusste nicht, ob er ihn wiederfinden würde.

Egal. Im Notfall rufe ich einfach um Hilfe und warte bis mich jemand findet. Mir doch egal, was die anderen denken.

Er schulterte das Gewehr und machte sich daran, den Aufstieg auf das abschüssige Gelände zu beginne, als sein schwerer Stiefel auf einen Ast trat. Ein lautes Knacken hallte durch den Wald. Das Echo wurde von den Bäumen in weite Ferne getragen.

Arnold erfror vor Schreck. Er drehte sich um, schaute in das Tal.

Die Bärin stand vor der Höhle. Ihre Ohren waren aufgerichtet. Sie starrte Arnold direkt an.

Verdammt!
Sofort rannte er los. Das Laub glitt unter seinen Füßen weg. Seine Arme verhedderten sich im Gurt des Gewehres. Es behinderte ihn. Also warf er es fort. Hinter sich hörte er das Brummen des Bäres. Es klang aggressiv. Tödlich.

Er riskierte einen Blick über die Schulter und sah, wie das schwarze Fell des Bären über den Waldboden wogte, blitzschnell. Die Krallen der Bestie gruben sich ohne Mühen in den Waldboden, hatte keine Schwierigkeiten mit dem glitschigen Laub. Wie eine Dampfwalze wetzte sie auf ihn zu.

Arnold stürzte. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Hüfte, als er mit dem Rücken auf den Ast prallte. Das letzte was er sah, war das weit aufgerissene Maul der Bärin, die sich auf ihn stürzte.

 


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