Jakob Künzler.
(Wikicommons/
Etienne Dolet)
Ich verbrachte den ersten Teil meiner Appenzeller Jugend in Stein, den zweiten im Nachbardorf Hundwil. Dort sah ich bisweilen an der Kirche, die ich doch nie betrat, eine Tafel, die an Jakob Künzler erinnerte, geboren 1871 im Ort. Nach einer Zimmermannslehre liess er sich zum Diakon schulen, zum reformierten Kirchenhelfer. 1899 reiste er nach Urfa, einer türkischen Stadt an der Grenze zu Syrien, und gründete eine Schule. 1915 dann begannen die Türken, Armenier zu massakrieren. Künzler wurde Augenzeuge, tat gegen die Not, was er konnte. Er nahm Tausende armenische Waisen auf und pflegte Verwundete im Spital, das er betrieb. 1922 musste er die Türkei verlassen und zog in den Libanon, wo er den Rest seines Lebens so verbrachte, wie er bisher gelebt hatte: als tätiger Helfer Kranker und Notleidender, speziell auch der Armenier. Über das Massaker schrieb er ein Erinnnerungsbuch, "Im Land des Blutes und der Tränen". Die Universität Basel ernannte ihn 1947, zwei Jahre vor seinem Tod, zum Ehrendoktor.
Wer sich für Künzler interessiert, muss nach Hundwil, das seiner und des Massakers an den Armeniern heuer gedenkt. In seiner Taufkirche gibt es eine Installation mit Texten und Bildern und an gewissen Tagen auch Führungen. Und hier noch ein guter Artikel.
PS: Jawohl, der gestrige Link zum "Tages-Anzeiger"-Artikel über Marignano führte direkt in einen Aprilscherz. Nämlich in die Behauptung, Marignano sei bisher falsch datiert gewesen, die Schlacht habe nicht 1515, sondern 1513 stattgefunden. Haha.