Da man in Klöstern früh aufsteht, lege ich mich mittags gerne für eine Viertelstunde hin, und wenn in dieser Zeit das Telefon schellt, bin ich nicht unbedingt besonders gut gelaunt. Br.Damasi, der Metzger: “Um Drei kommt der Polizeichef wegen der Maschine.” Ich: “Aber dafür brauchst Du mich doch nicht, ich habe doch sowieso keine Ahnung von Metzgereimaschinen. Und außerdem habe ich keine Zeit.” Er: “Dann sage ich ihm, dass er nicht kommen soll.” Ich: “Wenn’s unbegingt sein muss, soll er kommen.”
Br.Damasi hat die Wurstherstellung von einem Schweizer gelernt und “Wursti ya Peramiho” ist inzwischen in weitem Umkreis bekannt. Er hatte mir schon erzählt, dass sein Bekannter, der Polizeichef, eine Metzgereimaschine in Deutschland bestellen will, um ebenfalls Wurst auf deutsche Art herstellen zu können.
Um Drei kommt dann aber nicht der Polizeichef, sondern P.Fidelis, der Prior (Stellvertreter des Abtes), in mein Büro: “Du musst dem unbedingt helfen, das ist der Chef der Polizei von ganz Tansania, ein ganz hohes Tier.” Ich hatte mir vorgestellt, es würde sich um den Chef irgendeiner Dorfpolizeistation handeln, aber jetzt sieht die Sache natürlich anders aus. Ich ziehe schnell mein bestes Hemd an, während der Prior und Damasi mit zwei Angestellten unseren neuen Konferenzraum ausfegen. Ich habe gerade noch Zeit, die Angebote, die Damasi aus Deutschland bekommen hat, zu ordnen, bevor der hohe Herr kommt, mit zwei Autos und sechsköpfiger Begleitung, zwei Fahrer und je zwei Männer in Uniform und in Zivil. Der Prior stellt mich kurz vor, dann legt Damasi ihm die verschiedenen Angebote vor, ich übersetze ein wenig, er entscheidet sich recht schnell. Die beiden jüngeren Begleiter, einer in Uniform, einer in Zivil, machen die ganze Zeit über Fotos, sagen aber kein Wort. Was so interessant sein soll an vier Leuten, die sich über ein paar Papiere beugen, weiß ich nicht. Der Polizeichef selbst trägt Anzug und Krawatte, keine Uniform. Er spricht für tansanische Verhältnisse recht knapp, aber nicht unhöflich oder einschüchternd. Trotzdem merkt man Br.Damasi an, dass er hochnervös ist, während der Prior völlig gelassen scheint. Zum Abschluss darf der ältere Uniformierte noch seine Deutschkenntnisse an mir ausprobieren, die er von einem deutschen Benediktiner erworben hat, dann fährt man wieder ab. Er wird uns das Geld überweisen, und wir werden anschließend die Bestellung durchführen.
Ein Großer
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.