Ein gewisses Fräulein Erika

Erstellt am 12. September 2014 von Schroebel
...nein, keine neue Freundin. Eigentlich ein alter Schlager, genauer ein Tango, vom Tanzorchester Eric Harden und dem Sänger Ludwig Bernauer. 
Aber darum soll es heute eigentlich nicht wirklich gehen, Ihr ahnt es. Thema ist natürlich eine Erika Schreibmaschine.
Habe ich Euch schon erzählt davon, ich bin ein Fan alter Schreibmaschinen. Fan, aber kein wirklicher Sammler. Doch ein paar besitze ich auch. Eine davon ist diese Erika Tab 5 - ein sehr schönes kleines Modell, wohl aus der Mitte der 1930er Jahre - immerhin auch schon gut achtzig Jahre alt.

Für die Kenner, es handelt sich um eine Maschine mit 43 Tasten, einem eigentlichen Zweifarbenband, automatischer Bandumschaltung.Die Erika Schreibmaschine gilt auch als die "Königin der Schreibmaschinen" - eine Erfolgsgeschichte also, vom Kaiserreich über die Republik von Weimar durch das "Dritte Reich" hindurch in die DDR und zur "neuen" Bundesrepublik.

Den Anfang machte das Jahr 1910, die Frima Seidel & Naumann produzierte ihre erste Erika Schreibmaschine. Fortan verbreiteten sich diese kleinen und handlichen Maschinen über die ganze Welt. Das Ende kam am 29. August 1991, die letzte Erika wurde von der Robotron Erika GmbH hergestellt. Schluss und vorbei, nach mehr als 8 Millionen hergestellten Exemplaren.
Was wird die Welt gesehen haben, Freud und Leid, in Zeilen verfasst auf einer Erika geschrieben. Frauennamen scheinen ja in der Welt der Schreibmaschinen beliebt gewesen zu sein, man erinnere sich nur an die Gabriele, ich habe auch eine Ursula.
Die Firma Seidel und Naumann stellte auch Rechenmaschinen und Addierer her, einen davon habe ich hier in meiner Sammlung. Ach ja, zurück zur Erika - sie wird geschützt durch eine schöne Holzhaube, welche ich allerdings nicht abgebildet habe.

Wie ich neulich gelesen habe, ist es tatsächlich so, Kinder von heute kennen solche mechanischen Schreibmaschinen teilweise gar nicht mehr - man stelle sich so etwas vor.

Meine ersten Erfahrunge mit einer mechanischen Schreibmaschine machte ich als kleiner Bub, die Maschine gehörte meinem Vater und war eine schwere Alpina. Ich war fasziniert davon darauf zu tippen - heute würde man mich auslachen ;)

Dieses mechanische Wunderwerk zog mich irgendwie in seinen Bann - könnt Ihr es verstehen?Und ich bin, ehrlich gesagt, bis heute ein Freund dieser mechanischen Meisterleistungen. In meinen Büros stehen ebenfalls Schreibmaschinen, wenn auch nur zur Dekoration.

In den achtziger Jahren lernte ich auf einer kaufmännischen Privatschule das "Zehn-Finger-Blind-System" - die Tasten waren damals verklebt, man konnte nicht sehen was wo drauf steht - Schummeln war also nicht, heute bin ich dankbar dafür.

Es kam immer ein alter Mann mit einem Opel Kadett, welcher die "Maschinen" im Kofferraum hatte - "...wir holen die Maschinen" war so ein Eröffnungsspruch ;)Dinge, welche man nicht mehr vergisst.

Da saß man dann und musste geradeaus schauen, damit man lernt "blind" seine Grundstellung zu finden. Aber es hat auch Spaß gemacht, letztlich war es erfolgreich und ich habe es niemals bereut.
Selbstverständlich waren die Schreibmaschinen damals rein mechanisch.
Als ich später die Höhere Handelsschule besuchte sah ich erstmalig elektrische Schreibmaschinen - gewaltig schwere Teile mit einem IBM Typenkopf, welcher rund war.
Wenn man damit schrieb wackelte der ganze Tisch ;)

Schöne Erinnerungen sind mit solchen alten Dingen doch verbunden. Die Schreibmaschine von meinem Vater habe ich auch noch - heute ist es teilweise jedoch schwierig ein Farbband zu erwerben.

Ich gestehe jedoch, ich schreibe heute auch nicht mehr mit diesen Maschinen - schade eigentlich.Habt Ihr Erfahrungen mit alten Schreibmaschinen? "Ein-Finger-Such-System" oder "10-Finger-Blind" ? 

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