Stefan Sasse
Man muss den privaten Fernsehsendern durchaus den ehrlichen Willen zugestehen, sich in die Integrationsdebatte einzubringen. Man denke nur zurück an den Aufruhr, den der Brandbrief der Rütli-Schule seinerzeit verursacht hat! Es wurde schnell bekannt, dass die Fernsehsender Schüler (und Nicht-Schüler) dafür bezahlt hatten, sich auf dem Hof zu prügeln oder Mülleimer aus dem Fenster zu werfen und so der Darstellung die nötige Würze zu geben. Die entsprechende Meldung ging seinerzeit unter, schon allein, weil Medien ungern über die Verfehlungen ihrer Kollegen berichten. Der Stern schert gerade ein wenig aus dieser Schweigephalanx aus und bringt einen Artikel darüber, wie systematisch ausländische Jugendliche dafür bezahlt wurden, im Fernsehen den negativen Klischees zu genügen.
Zwischen 120 und 400 Euro wurden für inzenierte Prügeleien, Sachbeschädigungen und Geständnisse beziehungsweise Schimpfkanonaden auf Deutschland gezahlt. Der bildungsferne Durchschnittsbürger kann sich dann seine dumpfen Vorurteile direkt im RTL-Nachmittagsprogramm bestätigt sehen, während es für andere möglicherweise gleich als Rollenmodell fungiert, und zusätzlich hat auch die Polizei ihren Spaß wenn sie wegen der fingierten Geständnisse und Diebstähle ermittelt - eine klassische win-win-Situation also. Es ist großartig, wie sich die Privatsender in die Debatte einbringen. Man sollte sie eigentlich als gemeinnützige Organisationen anerkennen und von der Steuer befreien.