Künstlerschicksal. Der katalanische Maler, Bildhauer und KeramikerJoan Miró (1893-1983)hat zeitlebens gegen die Kommerzialisierung der Kunst gekämpft. Poster mit seinen farbenfrohen, vom Dadaismus und Surrealismus geprägten Bilder sind millionenfach verkauft worden. Das hatte zur Folge, dass der Eindruck entstand, Mirós Werk erschöpfe sich in der Dekoration von Wänden in Studentenbuden. Das wird dem Genie des Künstlers nicht gerecht.
Miró arbeitete multimedial auf Augenhöhe mit Picasso und Dali. Wenig bekannt ist sein Interesse für die Konkrete Poesie. 1917 entdeckte er in einer Literaturzeitschrift die Bildgedichte von Guillaume Apollinaire, der im selben Jahr den Begriff Surrealismus prägte. (siehe Bild 2 oben. Das erste Bild zeigt Miró,Alphabet). Immer wieder und noch im Spätwerk hat Miró mit lettristischen wie auch numerischen Zeichen gearbeitet.
In den Jahren 1924 und 1925 entstanden eine Reihe von "Bild-Gedichten", wie Miró sie selbst nannte, wie zum Beispiel "Sterne im Geschlecht von Schnecken"von 1925 .(Siehe letztes Bild oben).
Gedicht von Joan Miró
UN OEILLET ROUGEÉCLATE SUR
LE BOUT D'UN PARAPLUIE PORTÉ
PAR UN MERLAN À QUEUE DE
PERROQUET COUCHÉ SUR LA
NEIGE ROSE.
DEUX GRANDES DAMES MONCES
HABILLÉES EN NOIR, UNE
LONGUE PLUME DE CANARI SUR
LE CHAPEAU, SORTENT
DU CONCERT.
EINE ROTE NELKE BLITZT AM
ENDE EINES REGENSCHIRMS,
DEN EIN IM ROSA SCHNEE
SCHLAFENDER MERLAN MIT
PAPAGEIENSCHWANZ TRÄGT.
ZWEI DÜNNE GROSSE DAMEN
SCHWARZGEKLEIDET, MIT EINER
LANGEN KANARIENVOGELFEDER AM HUT,
KOMMEN AUS DEM
KONZERT