Ein Gärtner wollt ich immer sein…

Von Kola813

ich im Yardie-Outfit :D

Als Yardie wird in Australien im Umgangssprachlichen der Gaertner bezeichnet. Immer habe ich bei Gumtree etwas von ‘vacant yardie position’ gelesen und immer dachte ich mir “das waere der Traumjob fuer mich”.

Und zack, bin ich der neue Yardie und verantwortlich fuer nen ganzes Dorf (auch wenns nur nen Tourist Village ist ;)).

Doch wie kam es dazu?

Wie schon im letzten Beitrag erwaehnt wurde das Roadhouse-Business immer ruhiger und somit natuerlich auch die Arbeit weniger. Auf Grund dieser Tatsache wurde vor 3 Wochen der eigentliche Hausmeister gefeuert um etwas mehr Geld einzusparen (immerhin kriegt jeder Mitarbeiter Essen, Unterkunft und nen ziemlich ordentlichen Lohn). Nebenbei bemerkt war er aber auch nie der beste Freund des Managers – allerdings war er einer meiner engsten Freunde hier und ich war nach dieser Nachricht sehr traurig. Abschiede schmerzen einfach immer wieder :(.

Vom Maler und Housekeeper wurde ich also kurzerhand zum Hausmeister ernannt. Schoen und gut. Aber der Job als Hausmeister war auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei weil einfach nicht genug zu tun war und ich mir immer eine unproduktive Arbeit nach der anderen suchen um meinen Tag einigermassen fluessig ueber die Buehne zu bringen (Lampen wechseln, Schloesser und Klimaanlagen reparieren und ab und mal irgendetwas an die Wand schrauben – nicht gerade das Spannendste).

Vor 2 Wochen passierte dann allerdings etwas sehr Unerwartetes. Der seit einem Jahr als Yardie arbeitende Australier wurde gefeuert und mir wurde die Stelle uebergeben – ich konnte es selbst nicht glauben. Da feuern die nen Australier und befoerdern mich, nen Backpacker mit Null Erfahrung, zum Vollzeitgaertner mit eigenem Auto, eigener Werkstatt, eigenen Tools und eigenem Zeitplan (ich kann quasi selbst entscheiden wann ich anfange zu arbeiten, wann ich was mache und was ich mache – die Hauptsache ist, dass am Ende der Woche das geschafft ist was zu schaffen ist.)

Ute & Rubbish-Trailer

Werkstatt

Parts

Tools

Ich war einfach nur unglaublich stolz und froh ueber die Befoerderung. Fuer die Firma waere es ein Leichtes gewesen mir zu sagen “Junge, leider brauchen wir dich nicht mehr. Wir sind einfach nicht busy genug. Sorry”. Doch so kam es nicht, und so heisst es die letzten Wochen ohne schlechtes Gefuehl zu arbeiten. Mein Job ist sicher. Wenn ich nicht irgend eine riesen Scheisse baue kann ich bis zum Ende meiner Zeit hier Arbeiten. Was besseres konnte mir nicht passieren.

Noch gluecklicher bin ich ueber die Art der Arbeit an sich. So einen abwechslungsreichen Job hatte ich mir immer gewuenscht. Ich mag es einfach staendig in Bewegung und draussen zu arbeiten (auch wenn mir die Temperaturen hier extrem zusetzen – gerade nach dem Mittag wird es bis Feierabend (14 Uhr) einfach nur unertraeglich und ich versuche so viel Wasser wie moeglich zu trinken und mich ab und zu einfach mal kurz hinzusetzen und abzukuehlen).

kurze Pause haha

Mein Tag sieht im Wesentlichen wie folgt aus: frueh Morgens um 5:00 klingelt der Wecker. 5:30 gehts ab auf Arbeit. 1 Minute Fussmarsch zur Werkstatt. Dort wird der Blower Vac geholt und der Aussenbereich des Roadhouses entstaubt.

Blower Vac

Danach gilt es den Muell des Vortages aufzusammeln und zur Muellkippe zu bringen – ein Mal pro Woche wird mit Feuer gespielt

“umweltfreundliche” Muellentsorgung

Etwa zwei Mal pro Woche kommt mein eigentliches Lieblingsspielzeug zum Einsatz. Der fahrbare Rasenmaeher. Dann heisst es den ganzen Tag nix Anderes zu machen als mitm Rasenmaeher eine Rasenflaeche nach der Anderen abzufahren. Es gibt nix Entspannteres.

Lieblingsspielzeug

Rasenmaeheraction –> kurzes Video

Zu meinen weiteren Aufgaben gehoert es tagtaeglich den Rasen zu bewaessern, die Eistruhen mit Crush Ice zu befuellen, das Roadhouse sauber zu halten und ab und zu kleinere Dinge zu reparieren.

Jeden Freitag wird das Roadhouse mit neuem Essen, neuen Getraenken und Suessigkeiten beliefert. Jeden Freitag kommt mit dem Gabelstapler mein zweites Lieblingsspielzeug zum Einsatz. Ich haette nicht gedacht, dass Staplerfahren so viel Spass macht. Und man braucht hier nicht mal nen Schein. Mit etwas Uebung geht das auch so

Was geht sonst so? Die Zeit vergeht hier einfach rasend schnell. Mittlerweile bin ich seit 4 1/2 Monaten hier und es fuehlt sich auf keinen Fall so lange an.

Da 4 unserer 15 Mitarbeiter Iren sind hat sich unser Manager kurzerhand dafuer entschieden uns ne kleine Party zu spendieren. Mit kostenlosem Seafood und Bier. Dort musste ich mal wieder feststellen wie nah wir uns eigentlich alle sind. Die Mitarbeiter und Manager sind mittlerweile echt ne zweite Familie fuer mich geworden und Tag fuer Tag merke ich wie mir die Leute hier mehr und mehr ans Herz wachsen.

Mein Auto wird hoffentlich diese Woche verkauft. Ich werde wohl nicht annaehernd an den Preis rankommen den Riccen und ich letztendlich bezahlt haben – so etwas hatte ich aber befuerchtet. Schliesslich ist das Auto nicht in WA registriert sondern in NSW. Und mit nem NSW registrierten Auto darf man in WA nur fuer ne bestimmte Zeit fahren. Danach erlischt die Registrierung wenn man sie nicht nach WA uebertraegt. Klingt genau so kompliziert wie es auch ist. Deshalb sind die Leute nicht gewillt viel Geld fuer unseren geliebten Timmy zu bezahlen. Aber ne Hilfe war er trotzdem. Zum einen hatten wir den Roadtrip unseres Lebens und zum anderen haette ich ohne ihn nicht diesen Job an Land gezogen. Haken dran!

UND

Ich habe meinen Flug aus Australien heraus gebucht. Ein komisches Gefuehl. Am 2.5., ein Jahr nachdem ich Deutschland verlassen habe, geht es fuer mich um 18:25 nach Singapur und von dort aus nach Manila. Dort treffe ich mich mit Steve (Freund meiner Schulzeit bis Heute) um fuer mindestens 4 Wochen Suedostasien zu bereisen.

Ich kanns kaum abwarten!

Ich melde mich sicherlich demnaechst. Bis dahin verabschiede ich mich mal wieder mit nem Sonnenuntergangsbild.