"Ein Fest für Allende"

Von Stefanliebich
40 Jahre nach dem Sieg Salvador Allendes bei den Präsidentschaftswahlen in Chile

„Ein Fest für Allende“ hieß die gestrige Veranstaltung der Bundestagsfraktion DIE LINKE. in der WABE im Prenzlauer Berg. „Die Älteren können sich gut erinnern…“ schrieb Luc Jochimsen in der Einladung. Was? So lange soll das schon her sein? Ja. Vierzig Jahre. Ein sehr guter Anlass für ein Fest. Mit einem gut besuchten schönen kleinen Markt, natürlich mit Lautaro & Co., Mojito und Empanadas. Die Lesung in der voll besetzten, hervorragend geeigneten WABE, toll moderiert von Astrid Landero (Frauenzentrum Paula Panke) und hochkarätigen Gästen, war schon ein Ereignis - teilweise aber auch der wehmütigen Art. Das lag nicht an den Veranstaltern. Wenn ich schon zu DEN Älteren gehöre, hätte ich doch etwas mehr Festivalatmosphäre erwartet. Aber die Besucher waren eben alle genauso alt wie ich.

Dennoch kein Grund, die Latino-Musik auf dem Markt derart verhalten-kultiviert vor sich hin dudeln zu lassen. Anders wurde es dann im Saal. Das war schon wie vor vierzig Jahren im Februar, hatte schon etwas von einem Victor Jara Abend. Wenn auch dort „El Pueblo Unido“ wieder nur Zimmerlautstärke hatte, war meine Gänsehaut nicht zu übersehen. Mir war die Freude über den Sieg der Unidad Popular und das Entsetzen über das Scheitern drei Jahre später unmittelbar präsent. Ich erinnerte mich sofort wieder an jedes Gefühl, bei aller Trauer aber auch an die Herzlichkeit, Lebens-, Liebes-, Kampfeslust und Kraft der Gäste aus Lateinamerika. Diese Fähigkeit des emotionalen Multitaskings fehlt uns ja völlig.
Vierzig Jahre später sind wir nur noch erwachsener. Eigentlich schade. Aber auch ein wenig ungerecht. Erzählt mir heute ein alter 68er von seiner Zeit der Studentenunruhen, sage ich auch nur „Aha“. Trotzdem. Na, ich habe ja noch eine Empanada.