Um 11 Uhr nachts kamen wir nach sechsstündiger Autofahrt ziemlich müde in Kapkemich an, aber viel Zeit zum Schlafen blieb nicht. Gabriel hatte mir für den nächsten Tag, Sonntag, gleich die Messe um 6:45 in der Pfarrkirche übergeben, während er selbst ins Auto stieg, um auf einem der gut 20 Außenposten die Messe zu feiern. Um 9 hielt er dann die zweite Messe in der Pfarrkirche, mit einer so fulminanten Predigt, unter Einsatz sämtlicher Muskeln von Gesicht, Armen und Händen, wie ich noch keine erlebt habe. Sie war zwar recht lang, aber bei so viel Abwechslung in Gestik und Mimik konnte keine Langeweile aufkommen (siehe Fotos). Danach dann die Messe auf einem anderen Außenposten. Da er vorher von vier Messen gesprochen hatte, dachte ich, jetzt sei endlich Schluss (ich war auch müde genug), aber dann kam noch ein weiterer Außenposten dran – meine Messe hatte er nicht mitgezählt. Im Anschluss an die Messe gab es dann noch die Wahl der Gemeindevertreter, um 17 Uhr waren wir in der Pfarrei zurück, wo er mich, seinen Gast, noch ein wenig herumführte, Kuhstall, Maisfeld, Schülerinnenwohnheim. Dann fuhr er mich in die eine Stunde entfernte Großstadt Kisumu und lud mich in die erste Pizzeria ein, die ich in Afrika gesehen habe.
Spätestens jetzt ist aus der anfänglichen Skepsis eine deutliche Sympathie geworden, wozu auch beiträgt, dass wir eine ganze Reihe gemeinsame Bekannte haben, und uns in unserer Einschätzung ziemlich einig sind. Als ich ihm von den Problemen in Peramiho und von deren Verursacher erzähle, meint er nur, “Das überrascht mich gar nicht, ich habe schließlich mit ihm studiert.” Gabriels Spezialgebiet ist übrigens die Musik, er spielt wunderbar Klavier und liebt Taizé-Musik; beides eher ungewöhnlich für Afrikaner. Um 10 sind wir zurück; er hält am Montag um 6:45 die erste Messe, während ich bis zum Frühstück durchschlafe. Schade, dass ich schon wieder abreisen muss, aber schön, dass ich diesen netten Menschen kennengelernt habe.