Ein Engländer und sein Picknick

Von Juliainengland
Natürlich unternehmen wir auch in Deutschland Picknicks. Aber es ist wohl nicht so Teil unserer Kultur wie hier in England. Das merkt man zum Beispiel schon daran, dass man zum wichtigsten britischen Opernfestival, dem Bayreuth Englands sozusagen, einen Picknickkorb mitbringt. Und was man in Glyndebourne kann, können wir natürlich auch.
Kürzlich haben wir das schöne Wetter ausgenutzt und unserern Picknickkorb gepackt. Fröhlich fuhren wir zu einer Parkanlage in unserer Nähe. Als wir auf dem Parkplatz ankamen, mussten wir feststellen, dass unser Picknickplan einen fundamentalen Fehler enthielt: Wir waren nur zwei Erwachsene und hatten mehrere Körbe mit Essen, dazu ein Baby und zwei kleinere Kinder. Vom Parkplatz zum eigentlichen Park waren es jedoch ungefähr 15 Minuten zu laufen. Keiner der beiden Erwachsenen hatte selbstverständlich Lust, den Weg zweimal (mindestens) zu laufen. Was sollten wir nun tun?
Nun, wenn ein Engländer ein Picknick machen möchte, dann hält ihn nichts davon ab (normalerweise ist das Regen, aber das war in dem bestimmten Fall nicht einmal das Problem) und so fand der grosse Autofanatiker schnell eine Lösung. Der hintere Teil des Parkplatzes war etwas durch Büsche abgetrennt und auch noch völlig leer. Ein idealer Ort also für ein romantisches Picknick (ich hoffe, ihr hört den leisen ironischen Unterton, ich bin eben kein Picknick-fanatischer Engländer..).
Wir schleppten unsere Sachen auf den vereinsamten Teil des Parkplatzes und packten unser Essen aus. Der Parkplatz begann sich in dem Moment leider zu füllen. Aber die Engländer haben eben Verständnis für die Picknick-Liebe ihrer Mitmenschen: Ein Auto nach dem anderen fuhr auf den hinteren Teil des Parkplatzes und drehte ganz brav wieder um, als sie unserer Familie ansichtig wurden.
Erst ganz am Ende unseres Picknicks wagte sich ein Auto in unsere Nähe. Der Pointe halber würde ich jetzt gern schreiben, dass es sich um deutsche Touristen handelte, das wäre aber eine dreiste Lüge.