Zwanzig-Zwölf ist erst seit wenigen Tagen Geschichte. Es begann für mich so unscheinbar und geendet hat es mit einem wahren Feuerwerk der Gefühle bei mir. Da können alle Raketen der Silvesternacht zusammen nicht gegen ankommen. Während die Monate so dahinwandelten begleiteten mich etliche Filme und Spiele auf dem Weg durch das Jahr. Ich will euch in zwei klitzekleinen Rankings schnell verraten, was für mich die Highlight des vergangenen Jahres waren.
Die Filme des Jahres
01. Ziemlich beste Freunde – Der französische Film über den querschnittsgelähmten Phillippe und seinen unkonservativen Pfleger Driss schlug ein wie eine Bombe. Mit 8,9 Mio. Zuschauern in Deutschland verwies man sogar den Agenten der britischen Krone aus Skyfall (mit 7,6 Mio. Zuschauern) auf den undankbaren zweiten Rang. Kein Drama reichte dieses Jahr an an den Überraschungserfolg des Jahres heran, kein Für immer Liebe, kein Gefährten und selbst Shame bleibt blass gegen die außergewöhnliche Freundschaft, die trotz trockenem Thema erfrischend locker erzählt wurde.
02. 7 Psychos – Wo Martin McDonagh drauf steht ist Martin McDonagh drin. Der Regisseur meines persönlichen All-Time-Favorites Brügge sehen… und sterben kam in der diesjährigen Weihnachtszeit mit seinem zweiten großen Kinofilm auf die Leinwand. Und hätte ich mir keine Jahreswechselpause gegönnt, hätte ich euch mit einer Kritik zu dieser aberwitzigen Komödie sowas von belästigt (okay, als ob ich eine Pause nötig gehabt hätte…). Denn der Kerl hat es einfach drauf und unter ihm kriegt auch Colin Farrell eine beeindruckende Leistung hin (die er meiner Meinung nach nur in Nicht auflegen und Brügge sehen… bisher so zeigen konnte). Aber wie in seinem Debütfilm kommt auch hier der gesamte Cast voll zur Geltung. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Streifen von diesem Kerl!
03. Chronicle – Wozu bist du fähig? – Superheldenfilme überschwemmen in diesem Jahrtausend den Markt wie ein losgelöster Tsunami. Kein Wunder, dass auch 2012 da keine Ausnahme bot. Doch während The Dark Knight Rises und The Amazing Spider-Man sich mit kleineren Problemen herumschlagen müssen und The Avengers sich und ihren grünen Hulk in die Herzen der Zuschauer kämpften, blieb dieser Film ein wenig auf der Strecke. Dabei ist dies einer der wenigen positiven Beispiele für die sinnvolle Verwendung des Found-Footage-Stilmittels: eine Gruppe Jugendlicher entdecken geheimnisvolle Kräfte und filmen ihren Werdegang. Die sich daraus entwickelnde Geschichte gehört dabei sogar zu den “realistischsten”, was Superhelden und -kräfte angeht. Von solchen Filmen, die auf dem Boden bleiben, will ich mehr sehen.
04. Shame – Wer etwas auf sich hält schaut Arthouse…zumindest sagen das die tausenden Cineasten da draußen. Und ja, auch ich tummel mich sehr gerne lieber in diesem Filmmetier, weil hier noch Wagnisse eingegangen werden, Grenzen überwunden und Tabus gebrochen. Sehr großen Rummel machte Drive mit Ryan Gosling, doch hier fehlte dem Film neben seiner Bildgewalt auch das Fünkchen mehr Emotionalität. Diese Emotionalität schafft Platz 4 meiner Liste besonders gut, denn sowohl die schauspielerische Leistung eines Michael Fassbenders, als auch die “gnadenlose” Inszenierung von Steve McQueen sind über allem Zweifel erhaben. Allerdings kein Film für jedermann.
05. The Avengers -
Der Blockbustersommer begann 2012 schon im Frühling als Joss Whedon die Avengers auf uns los ließ. Dabei schaffte es der Schöpfer der genialen Serie Firefly nicht nur eines der ersten Crossover der Filmgeschichte gelungen auf die Leinwand zu bringen, sondern vollbrachte dies auch noch auf eine außergewöhnlich Weise. Er schaffte es, dass sich der Film nicht auf den Überflieger Ironman konzentrierte, sondern dass auch die bisher untergegangenen Marvel-Helden wie Der unglaubliche Hulk und Captain America neben ddem egozentrischen Milliardär brillieren konnten. Auch der übermächtige Gott Thor fügte sich ins Geschehen ein, wie die “menschlichen” Helden Black Widow, Nick Fury oder Hawkeye. Wir dürfen auf den zweiten Marvelzyklus gespannt sein, denn hier wird Joss Whedon in jedem einzelnen Film seine Finger im Spiel haben!
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Videospiele des Jahres
01. Walking Dead – Season One (PS3,Xbox360,PC) – In diesem Jahr führte kein Weg an diesem Spiel vorbei. Das auf einer Comic-Serie basierende Adventure von Telltale Games räumte auch die begehrten Videogames-Awards ab und schlug damit etliche namhafte Toptitel wie z.B. Mass Effect 3. Der Erfolg des Zombiespektakels kommt meiner Ansicht nach nicht mal von ungefähr. Für einen relativ günstigen Preis bekam man eine interaktive, sehr gut erzählte postapokalyptische Geschichte präsentiert, die zwar spielerisch eher dünn war, aber mit einem Portfolio einzigartiger Charaktere aufwarten konnte. Es müssen nicht immer abgedrehte und außergewöhnliche Menschen sein, die im Kopf bleiben. Es reichen auch ein Uniprofessor und ein kleines, niedliches Mädchen.
02. Tokyo Jungle (PS3) -
Man muss die Japaner einfach lieben! Immer wieder schaffen es die Entwickler aus dem Fernen Osten uns mit abgedrehten Spieleideen zu versorgen und geben uns Einblick in ihren ganz persönlichen Wahnsinn. Wenn ein Zwergspitz mit Pullover, ein Golden Retriever mit Katzenpfotenschuhen oder ein Velociraptor mit Sonnenbrille und Stachelhalsband eure Spielfigur darstellen, dann erwartet man normalerweise hausgemachten Blödsinn. Doch hinter Tokyo Jungle steckte eine spielerisch recht anspruchsvolle Highscorejagd, die motivierend und frustrierend zugleich sein kann. Für Sony war es eine gute Entscheidung, den ursprünglich Japan-exklusiven Titel auch bei uns in Form eines Downloads anzubieten. Das Spiel hat eine Menge Kultpotenzial!
03. Asuras Wrath (PS3, Xbox360) – Ich liebe Animes und habe dies bei meinem Artikel zu Asuras Wrath auch ausdrücklich zur Sprache gebracht. Doch es ist schon erstaunlich, dass in einem Jahr, wo so viele vermeintliche Top-Titel erschienen sind, der Halbgott Asura auf den dritten Rang vorschoß. Das liegt beileibe nicht am Spiel, das ist eigentlich ziemlicher Käse. Doch die Inszenierung und vor allem der exzellente Soundtrack sprechen für sich. Wenn In your belief gespielt wird, fängt man richtig zu träumen an. Das ebenso melodische Vajra Asura vs. Vajra Deus oder das rockige (Wind) Fang sind Ohrwürmer. Allein dafür, und weil mich viele der großen Toptitel wie Mass Effect 3 und Far Cry 3 enttäuscht haben, gebührt dem Action-Spektakel ein Platz in meiner Hitliste.
04. Slender (PC) – Und direkt hinter dem überinszenierten Asuras Wrath ordnet sich das konkrete Gegenbeispiel ein. Versucht sich die Götterklopperei mit allen möglichen Effekten zu übertreffen, bleibt Slender eher klein und ruhig. Und das ist auch gut so! Das kostenlose Spiel für den PC ist ein Horrorspiel, welches innerhalb dieses Jahres zum absoluten Geheimtipp mauserte. Durch etliche Let’s plays auf Youtube wurde es bekannter und durch die teilweise abstrusen Erschreckorgien der Spieler gefürchtet. Ihr spielt zwar nur für wenige Minuten einen Kerl, der in einem abgeschlossenen Waldstück auf der Suche nach acht Papierschnipseln ist, doch die Atmosphäre, die Slender aufbaut, ist grandios. Viele große Horrortitel (*aufplatz5schiel*) schaffen das nicht. Denn irgendwo im Wald lauert der Slenderman. Und er jagt euch. Doch man muss es erlebt haben, um die Faszination des Spiels nachvollziehen zu können. Wer es also noch nicht getan hat: hier kostenlos downloaden, Kopfhörer auf die Ohren, Licht in eurer Bude aus und losgruseln!
05. Resident Evil 6 (PS3,Xbox360,PC) – Beim Blick auf meine Topliste fällt mir jetzt kurz vor Schluss auf: “Warum zur Hölle hast du zwei so schlechte Spiele in deiner Liste?” Denn auch der sechste Ableger der mittlerweile in den Shooter abgedrifteten Horrorserie schafft es nicht die Qualität der Vorlage gerecht zu werden. Es scheint beinahe so, als würde krampfhaft versucht werden, sich der Qualität der Verfilmungen anzupassen. Doch Resident Evil 6 ist neben einem eher schwachen Spiel vor allem eines: gewaltig! Die vier Kampagnen mit etlichen Stunden Spielzeit könnten auch gut vier einzelne Spiele sein. Dann hätte man wenigstens entscheiden können, den unsäglichen Chris und Pierce-Part nicht zu kaufen, denn bis auf einen genialen Endbossfight hat diese Kampagne nur amerikanischen Soldatenhickhack zu bieten. Und das von Japanern! Einzig, wenn man diese Kampagne in einen homoerotischen Kontext einordnen würde, ließe sich Tiefgang hineininterpretieren…
Der Rest ist dabei ziemlicher Durchschnitt. Doch den Platz in meiner Liste hat es sich verdient, denn sobald man den lokalen Koop zockt und man sich die Schwächen des Spiels gegenseitig aufhellt, wird Resident Evil 6 zur Granate. Dann machen sogar schwammige Steuerung und ekelhafte Riesendinos Spaß.
Die Videospielhitliste wurde, wie bereits im vergangenen Jahr, bei der Polygon-Wahl zum Spiel des Jahres der Videospielblogger eingereicht. Schaut doch einfach im Verlauf der kommenden Wochen mal rein, vielleicht haben sich der ein oder andere Titel meiner Liste dorthin verirrt.