[Hörbuch] Tad Williams – Die Grenze (Shadowmarch 1)
Vor vielen Jahrhunderten haben sich die Elben hinter die Schattengrenze zurückgezogen und die Südmark hat eine recht friedliche Zeit hinter sich. Doch nun häufen sich merkwürdige Vorkommnisse. König Olin ist entführt worden und sein ältester Sohn Kendrick kümmert sich um die Regierungsgeschäfte. Sowohl im eigenen Land als auch im fernen Süden rühren sich Mächte, die es auf den Thron der Südmarksfeste abgesehen haben.
Kendrick bemüht sich nach Kräften, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Seine jüngeren Geschwister, die Zwillinge Briony und Barrick, beschäftigen sich größtenteils mit sich selbst, bis sie sich plötzlich gezwungen sehen, eine aktivere Rolle zu übernehmen.
Noch weiß keiner, dass sich nicht nur in der Südmark und südlich der Grenzen Feinde rühren, die es auf den Thron abgesehen haben, sondern dass sich im Norden, hinter der Schattengrenze, ein riesiges Elbenheer formiert um die Südmark zurückzuerobern. Ein erster, leiser Verdacht, dass irgendetwas im Schattenreich passieren könnte, drängt sich Chert, dem Funderling, auf, als er mit seiner Frau nahe der Schattengrenze nach wertvollen Steinen und Metallen sucht und er mit Schrecken bemerkt, dass die Schattengrenze sich verschoben hat. Sie bewegt sich auf die Südmarksfeste zu. Chert ist verunsichert – aus welchem Grund dehnt sich das Schattenreich aus? Und was hat es mit dem merkwürdigen Jungen auf sich, den Reiter aus dem Schattenreich hier ausgesetzt haben? Hilfesuchend wendet er sich an den königlichen Leibarzt und Hofastrologen Chaven, der dem Funderling zwar keine Antwort gibt, sich aber seine ganz eigenen Gedanken macht und ein Geheimnis hütet.
Es passiert viel in diesem ersten Band von Tad Williams‘ Fantasy-Reihe Shadowmarch – teilweise zu viel um die Spannung konstant aufrecht zu halten. Schließlich führt Williams seine Leser auch noch ins ferne Xis, wo die junge Priesterin Qinnitan vom Autarchen, dem allmächtigen Herrscher, der sich als Gott verheren lässt, auserwählt wird, eine seiner Ehefrauen zu werden. Nicht jeder der vielen Erzählstränge wartet mit der selben Spannung auf und das liegt nicht zuletzt an den Figuren, die oft einfach nicht komplex genug angelegt sind um echtes Interesse an ihrem Schicksal zu wecken. Barrick, der Königssohn, ist hierfür ein glänzendes Beispiel: gezeichnet als hoch emotionaler und stark pubertierender Jüngling, der sich stets schwarz kleidet und sich von der ganzen Welt missverstanden sieht, ist er in seiner ganzen Art derart unausstehlich und in seinen stets gleichen Gedanken so monoton, dass es als Leser / Hörer schwer fällt, sich auch nur ansatzweise für ihn zu interessieren.
Die Elben, vor allem ihre Anführerin Yasammez, blieben mir in diesem ersten Teil genau so fremd, fern und rätselhaft wie sie den Menschen in Südmark sein müssen und dementsprechend schwer fiel es mir, ihre Handlungen zu verstehen oder nachzuvollziehen, was genau sich in den Schlachten abspielt.
Dennoch kriegt Tad Williams kurz vor Ende noch einmal die Kurve, strafft seine Erzählstränge und beschleunigt die Geschehnisse, was Hoffnung auf den zweiten Teil macht. Vielleicht war es ja nötig, zunächst einmal alle Figuren in Position zu bringen bevor das Spiel beginnen kann. Er hat so viele Ideen, Wesen und Historien erschaffen, dass ich gespannt bin, ob er sie im zweiten Teil richtig nutzen kann.
Sprecher dieser Inszenierung ist David Nathan, der den ungekürzten Text in insgesamt fast 31 Stunden vorträgt. Meisterhaft weist er jeder der vielen Figuren eigene Tonlagen oder Akzente zu, die dem Hörer eine Hilfe sind, auf die ein Leser vielleicht auch gerne zugreifen würde. So vermag er es, einige Schwächen der Buchvorlage alleine durch seine Art des Vortragens zu überdecken.
Kurzfazit: Grandioser Sprecher überdeckt Schwächen eines insgesamt interessanten Fantasy-Epos.
Ich danke dem Hörverlag für die Bereitstellung des Rezenionsexemplares.
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Kategorien: USA | Tags: Abenteuer, Fantastisches, Hörbuch | Permanentlink.