"Ein einfacher Plan" / "A Simple Plan" [USA, F, GB, D, J 1998]


Von durchtriebener Montagkunst ist nicht viel übrig in Sam Raimis mutmaßlich perfekt eingefädeltem Plan, dessen titelquittierende Einfachheit höchstens als finsterer Euphemismus durchgeht. Die Kamera hält sich bedeckt, ihre Bilder ruhen, statische Einstellungen eines von Blut und Schnee kontrastherstellenden Naturalismus, der, sobald Leiche auf Leiche folgt, zu detonieren droht: Das ist weit weniger Raimi als gewohnt. An die Coens fühlt man sich erinnert, an die scheinheilige Idylle ihrer Filme am Arsch der Welt und der Garantie, dass das Unheil wie ein Damoklesschwert über den Sündern hängt. Sam Raimi hat die Coens nachweislich analysiert, und sein Film "Ein einfacher Plan" tackert im ikonografischen Stil der Regiebrüder tatsächlich Humbug an Humbug aneinander. Wobei der Ton ernster denn parodistisch ist, der Fatalismus daher umso bitterer, die mehr in Nieselform aufgetragenen Skurrilitäten Teil eines vergleichsweise realeren Weltgefüges. Der MacGuffin eines in der Pampa gefundenen Geldflugzeugs enthüllt dabei das Zündmittel für Gier, Egoismus und Schuld, für eine Perversion des amerikanischen Traums, der einmal um die Achse gedreht wird, um nach den Wogen familiärer Niederlage wieder – und das gleichermaßen demaskierend wie befreiend – am Ursprung anzugelangen. Als handwerklich strukturiert der Depression Schicksal verpflichteter Coen-Klon stellenweise herzallerliebst, tragikomisch, aberwitzig, und Billy Bob Thorntons schulmeisterliche Naivität im Aldibeutelkostüm hat Herz. 
6 | 10

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