Ein Einblick in die “Himmelsrichtungen”

Vorwort

Der Norden und der Süden, sowie der Osten und der Westen. Alles ist befallen. Oder sogar mehr? Kann man mit einem Computerspielchen tiefer eintauchen in die Geheimnisse der Welt, als man es sich jemals erträumen könnte?

In diesem zweiteiligen Jugendroman passiert vieles. Kriminelles, Außergewöhnliches und mitunter auch immer wieder Phänomenales und Fantastisches. Dafür sorgen drei Studenten der Ludwig – Maximilian – Universität in der bayerischen Landeshauptstadt München.

Durch einen Zufall lernen sich der Bayer Georg, die Russin Elena und der indische Drahtzieher Mukesh in der Aula ihrer Uni kennen. Auf Anhieb besteht ein gewisser Draht zwischen den drei völlig unterschiedlichen Charakteren mit Herkunftsländern, wie sie besser nicht ins Schema passen können.

In beiden Bänden präsentiert der Newcomer – Autor Roman Reischl, wie sich die drei Protagonisten in eine historisch angehauchte Science Fiction Welt katapultieren, ohne dass sie es anfangs richtig wahrhaben wollen. Es ist eine Geschichte in der Geschichte und somit ein sehr auffälliges Werk des 36-jährigen Schreiberlings Roman Reischl aus dem Berchtesgadener Land.

Den Beginn macht natürlich seine bayerische Heimat, die Basis dieser Reise. Ob es wahr ist? Diese Entscheidung überlässt der Schriftsteller („Rendezvous“, „Faces“, „Moritaten“) wie immer seinen mittlerweile zahlreichen Lesern.

Kaiptel 0

Einleitende Welt der Darsteller

In der LMU München studieren ja die unterschiedlichsten Menschen. Doch wie es der Zufall so will, saßen an diesem Montagmorgen ausgerechnet 3 Charaktere in der Aula zum Frühstück beisammen, die sich vielleicht nie hätten treffen sollen? Erst beachteten sich Georg Brandl, aus Bad Reichenhall stammend und sein Gegenüber gar nicht sonderlich, bis sich ein bildhübsches Mädchen an der anderen Tischkante mit ihrer Wurstsemmel ebenfalls dort platzierte. Der junge Mann vis a vis von Georg hatte seltsame Früchte in seiner Brotzeitbox. Georg fragte ihn deshalb interessiert und man kann schließlich durch Smalltalk ins Gespräch. Mukesh, so hieß er war ein Inder und für IT-Kurse eingetragen. Als er Georg dann verriet, dass er zu Hause „noch viel mehr mit Computern anstellen konnte“, wurde auch die junge Frau nebenan augenscheinlich hellhörig.

„Entschuldigt, ich bin Elena. Ich bin seit 3 Wochen hier und belege Germanistik-Seminare. München kann sehr öde und langweilig sein.“

Georg Brandl und auch Mukesh schmunzelten.

„Ich bin auch für Action“, entgegnete der Inder und bot beiden freudig sein Obst an. Im weiteren Verlauf erzähle dann auch Georg von seinem Musikfaible und Auftritten in ganz Deutschland.

Die Drei schienen sich in aller Herrgottsfrüh immer mehr zu amüsieren. Kein Wunder, denn mit der adretten Elena aus Moskau, einem Ur-Bayern und dem leicht schlielenden Inder Mukesh ergab sich ein illustres Trio. Man verabredete sich für Mittag am selben Tisch. Allein die Andeutungen von Mukesh, er könne mit seinem PC Leben in jedes Amt bringen machte die Dame und auch den Georg äußerst neugierig.

Zunächst gingen alle aber in ihre Kurse. Dass Georg schon länger Stücke komponierte, machte ihn schon in seiner Heimat Passau extravagant. Darum war München seine Traumstadt. Hier wird nach seine Ansicht nach wenigstens nicht die gewisse Partei gewählt:

„So viel Symphtien schon bei der ersten Mahlzeit des Tages“, dachte er.

„Es wird ein guter werden!“

Es kam, wie es bestellt war. Elena, Mukesh und Georg freundeten sich an. Sie unternahmen viel außerhalb der UNI, denn ihre Singleappartements waren trist und sie waren allesamt neu in einer Stadt, in der schon Raum ist für Ideen – auch schräge Einfälle.

Mukesh war der erste von ihnen, der bei Brezen und Bier so einen hatte. Die kecke Russin Elena musste sich hingegen bei strahlenden Sonnenschein den Blicken der vielen Männer aussetzen. Normal. Der Inder kuckte verschmitzt und begann zu erzählen:

„Wisst ihr schon, was ihr in den Semesterferien macht? Außer Musik meine ich, Georg. Elena und du sprichst eh schon so gut deutsch. Musst nicht mehr so viel pauken!“

Die Russin lächelte, Georg zog die Augenbrauen nach oben und der PC-Optimierer fuhr rasch fort: „Hättet ihr nicht Lust, wem mal richtig eins auszuwischen?“

„Oh doch“, erwiderte Georg.

„Den Großkopferten, der Geschichte unserer Welt, der Politik und der Religion. Simpel genug?“

„Genau das ist der Punkt“, schoss es aus Mukesh heraus.

„Warum machen wir es nicht einfach?“

Elena zuckte mit den Schultern und Georg lachte:

„Genau du startest mein Hackerspiel und tauchst hinab in dir Untiefen der Historie.“

Die drei hatten Spaß im Biergarten und stießen an. Es ist je bekannt, dass aus solchen albernen Gedanken manchmal Ernst werden kann.

Bei Elena standen in diesen Tagen aber schlimme Geldsorgen zur Debatte. Ihr Zuschuss von den Eltern aus Russland blieb aus und war nicht gebucht. Auf dem Amt schickte man sie zunächst weg. Auch beim resoluten Georg ging es turbulent zu. Seine ganze Sippe mitsamt Freundeskreis kam zu einem Konzert. Sein Vater, der alte Brandl war von jeher sein stärkster Kritiker. Nicht immer ist es einfach, Sohn zu sein.

Mukesh Sain hingegen skypte fast den ganzen Tag mit gleichgesinnten Trackies aus Indien und der ganzen Welt. Sein Plan stand fest, irgendwie einmal ein paar Leute an der Nase herumzuführen. Ja, diesen Möchtegerns einmal klar ihre Grenzen aufzuzeigen. Das war der große Traum dieses hochintelligenten Kerls aus Kalkutta. Vielmehr noch. Er wollte mit seinem jetzt schon unter den dreien kultverdächtigen aber bisher noch belächelten Videospiel etwas ganz genau anvisieren.

„Das Unrecht auf der Welt gerade rücken. Die 5 Weltreligionen zur Zusammenarbeit zwingen.“,

dachte er abermals laut.

Im Berchtesgader Land, der Gegend umringt von Bergen und Alpenseen schien die Sonne und Georg´ s Handy läutete ihn aus dem Schlaf. Mit Sicherheit hatte er zu diesem Zeitpunkt noch Promille. Elena  wollte ihm nur erzählen, dass sie einen Nebenjob bei einem Eskortservice angenommen hatte. Der junge Oberbayer musste schon erst tief schlucken. Sie gefiel ihm eindeutig. Doch die russische Studentin brauchte Geld und verstand es bereits sehr gut, ihren weiblichen Charme einzusetzen.

Mukesh roch hingegen Luft, die es ihm ermöglichen könnte, durch die Kontakte Elena´ s an große Fische heranzukommen. Geldgeber, denen er sein Vorhaben natürlich nicht präsentieren wollte. Sein Gedanke war längst nicht mehr nur das Geschäft. Georg hatte Größeres im Visier und er spürte das.

„Verschleierte Möglichkeiten“, nannte der Inder das.

Nach den Ferien trafen sich die drei neuen Spezln aber erstmal in den Isarauen zum Grillen, Bier trinken und Leute beobachten. Was man eben im Sommer in München macht, wenn man keinen Bock zum Bücherwälzen hat. Die Uhr ist ein gutes Ablenkungsmanöver, um in seinen besten Jahren nicht faul, sondern motiviert zu wirken.

Am Nockherberg ging langsam die Sonne unter. Die Großmarkthallen machten Feierabend und der laue Wind läutete die Dunkelheit am blinkenden Olympiaturm ein.

Manchmal könnte man meinen, er bewahrt diese Stadt ein bisschen. Bei klarem Wetter kann man ihn oftmals sogar von den Alpen aus erkennen.

Deshalb hat Georg einen Traum, einen sehr intensiven sogar. Er träumt davon, dass Mukesh nicht nur die langweilige Behörden hacken kann, sondern auch das Leben an sich, um an unentdeckte Plätze zu gelangen. Nicht die Ämter sind es, die einen Hack brauchten, die ganze Kugel schreit förmlich danach!

Sicher war zunächst, dass das Trio einen geheimen, abgeschiedenen Platz braucht, um gewisse Server zu postieren. Georg hatte einen Cousin, Jonas, unweit der österreichischen Grenze. Den wollte er fragen, da er wusste, dass der begnadete Bergsteiger ein paar Geheimtipps kennen würde. Vielleicht eine alte Hütte, Ruine oder dergleichen. Noch am selben Tag rief er seinen Vetter an.

Mukesh wollte Elena und Georg und sich selbst sein Modulspiel „Cassiopeia“ ausprobieren. Er hatte es selbst programmiert und alle seine Wünsche und Träume mit hineingepackt.

Daraufhin sind sie eingeschlafen. Sie träumen etwas, wie er bizarrer und fantastischer nicht sein könnte. Alle ihre Freunde kommen darin vor, auch die ganz alten. Selbstredend auch die Feinde, falls man den welche hat.

Georg träumt von der Befreiung der Welt, im Großen und Ganzen. Viel hat er gelesen über die Religionen und die Weltwunder mit all seiner Sklaverei. Jetzt arbeitet er alles im Traum aus. In einem Videospiel der Sonderklasse.

Jonas weiß nicht, wann Georg wieder erwacht, aber er wird es bestimmt. Hoffentlich hat er gespeichert, was die Welt ihm zu sagen hatte.

Ist es wirklich nur ein Traum oder Realität, wie Georg das alles mit Hilfe seiner Freunde meistert?

Es sei dem Leser überlassen, in eine Science Fiction Welt einzutauchen, die es bisher nicht gab.

Man beachte, dass Mukesh zum Anbringen der Sensoren für ein besseres Spielerlebnis in 3 D selbstverständlich einen kleinen Stecker hinter seinen und natürlich auch Elena´ s und Georg´ s Ohren montieren musste.

Niemand würde sie im verlassenen alten Schloss von Marzoll neben dem Weiher im beschaulichen Berchtesgadener Land entdecken. Da war ja auch schließlich noch Jonas, der die virtuelle Reise und alle Herz- und Lungenfrequenzen der drei überwachte. Jonas und Georg hatten auf Anweisung von Mukesh sogar ein Ultraschallgerät aufgestellt.

Jeder einzelne Traum der Spieler ist zusammengesetzt aus Wünschen, Sehnsüchten und auch tiefst verankerten Ängsten. „Realer kann ein Videospiel nicht sein“, sinnierte Mukesh noch, bevor er sich auf seine Pritsche legte und verlangte, dass der Megahack der Geschichte endlich beginnt.

Bevor Jonas das Trio in das Spiel einklinkte, gibt es aber noch sehr viel über Georg zu erzählen. Damit möchte er  vorweg noch beginnen, denn er erachtete es als wichtig:

„Es ist schon bemerkenswert, wie viel ein Mensch aushalten kann. In Bayern sagt man, er ist ein zäher Hund, wenn jemand weiß Gott etwas mitgemacht und überstanden hat. Im Grunde genommen ist ja jedes Menschenleben außergewöhnlich, aber bei manchen Geschichten muss man einfach noch einmal nachfassen oder noch besser: Ihre Geschichte niederschreiben, erzählen, in Worte fassen. Ich bin mir sicher, dass solche Dinge einfach interessanter sind als Märchen, da sie teilweise wirken wie aus der Fantasie entstanden, aber doch wahr sind.

Ich halte nicht viel von Übersinnlichem und schon gar nicht von Religionen oder spirituellen Dingen, aber irgendetwas gibt es, das so unbeschreiblich ist und dennoch der Wahrheit entspricht.“

So auch vielleicht die Geschichte in diesem Buch?

Bevor ich beginne, von meinem Freund Georg zu erzählen, möchte ich Euch Texte zeigen, die selbiger im Krankenhaus verfasst hat. Nein, Georg wurde nicht in einem gewöhnlichen Krankenhaus behandelt. Auf Grund von seelischen Beschwerden machte er eine psychosomatische Therapie, die gewiss im Laufe meines Erzählens noch einmal zur Sprache kommt. Georg hat durch seine Erkrankung viel leiden müssen, jahrelang. Dennoch hat er nicht eine Sekunde aufgehört, positiv zu denken, wenngleich mache Passagen sehr ernst sind. Er liebt und akzeptiert sein Leben so wie es ist: Voll von einem Drang, etwas zu erschaffen und zu erfahren, bei dem so genannte „normale“ Menschen lächelnd abwinken. Doch das Leben ist nicht nur Arbeit, Familie und Rente. Es gibt noch etwas dahinter und mit Sicherheit darüber hinaus.

Es ist nicht immer leicht, etwas zu glauben, auch wenn es einem manchmal angenehm erscheint, sich an etwas festhalten zu können.

Georg wurde 1979 in einem kleinen Vorort von Bad Reichenhall in Oberbayern geboren und hat dort auf dem Land im Endeffekt eine wunderschöne und behütete Kindheit genossen. Zu dieser Zeit war er mondsüchtig, manchmal wandelte er durch das ganze Haus. Als er das an den Tagen darauf von seinen Eltern erfuhr, reagierte er zunächst ängstlich. Die Angst und innere Unruhe würde ihn wohl noch lange Jahre in seinem Leben begleiten. Er vermisst seinen Vater und Opa so sehr.

Den Glauben an Gott hat er in seiner Jugend schon abgelegt. Er trat aus der Kirche aus und rebellierte im Religionsunterricht so lange, bis man ihn glücklicherweise in Ethik versetzen ließ.

An seinem 14. Geburtstag dachte sein Vater, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, seinem pubertierenden Sohn etwas anzuvertrauen, was ihm nicht leicht fiel. Georg erfuhr, dass er eigentlich als Zwilling geboren wurde und dass seine Schwester tot auf die Welt kam. Der Junge war sichtlich geschockt und lief wochenlang sehr bedrückt durch die Gegend. Seine Gedanken lenkten schon damals in einer Richtung, die man als psychisches Problem betiteln würde.

„Bin ich schuld, dass sie tot ist? Wie kompliziert war meine….unsere Geburt? Musste sie sterben, weil ich im Mutterleib zu viel Platz brauchte?“

Das sind selbstredend auch Dinge, die so ein junger Mensch denkt, wenn er sich früh mit so etwas auseinander setzen muss. Georg fing an, sich mit den Tierkreiszeichen zu beschäftigen. Gewiss schenkte er den Horoskopen in den Zeitungen keine große Aufmerksamkeit. Vielmehr schien es ihn zu interessieren, wie und warum der Mond und die Konstellation der Sterne den Menschen bei seiner Ankunft auf der Erde beeinflussen können. Er war sich sicher: Irgendetwas in unserem Universum wollte nicht, dass seine Schwester und er gemeinsam aufwuchsen.

Je öfter er abends am Fenster saß und den Mond beobachtete, desto mehr wurde ihm klar: Tote leben auch. Irgendwo existiert eine Welt für die, die von uns gegangen sind. Dort sind sie alle, egal in welchem Alter sie gestorben sind und diese Erde verlassen haben. Georg wollte mit Hilfe der Sterne eine Brücke zwischen dem Reich der Lebenden hier und dem Reich der Toten dort finden. Es reichte ihm nicht, derer nur zu gedenken und sich auf ewig von ihnen zu verabschieden. Nach dem Ableben würden sie sich alle Wiedersehen. Dieser Planet, da war sich Georg sicher, ist nur eine Zwischenstation zwischen zwei Dimensionen. Mit Gott oder gesandten Menschensöhnen hatte das für ihn überhaupt nichts zu tun. Ein Gesetz der Natur und der Beschaffenheit der Unendlichkeit stellte es dar. Lediglich der agnostische Gedanke, dass wenn es einen Gott gibt er wohl die gesamte Existenz sei. Keine Person und gewiss kein Vater eines Lebenwesens, wie es viele Religionen es beschreiben.

Vermutlich existieren die Toten nicht zwangsläufig in Menschenform dort im Jenseits. Sie könnten theoretisch auch Energie ohne Materie sein, ein Lichtstrahl beispielsweise. Durch diese Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod fiel ein wenig Ballast von Georg´ s Seele ab. Seine Angstzustände beschränkten sich mehr auf das hier und jetzt als auf die Zukunft, wenn dann das Ende naht und schließlich eintreten würde.

Seine Zwillingsschwester Alexandra, so wollte sie der Vater der beiden nennen, war mit Georg am 4. März im Sternzeichen Fische geboren. Nicht unbedingt eine leichte Übung, mit diesen Menschen fertig zu werden, vor allem wenn auch noch ein Aszendent Löwe mit in die wilden Karten hineinspielt.

Im jungen Erwachsenenalter analysierte Georg die Tierkreiszeichen auf seine Art. Er beobachtete im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, welche Schicksale und Lebensumstände diese Menschen hatten und ebensolche meisterten. Der ein oder andere scheiterte, doch natürlich war Georg bewusst, dass das nicht nur auf das Horoskop zurückzuführen war. Interessant war jedoch, wie Leute verschiedenster Art und auch teilweise Herkunft mit dem Geschenk des Lebens umgingen. Georg arbeitete nach seiner Ausbildung ein paar Jahre im Ausland und hatte somit Kontakte in ganz Europa, manchmal sogar von noch weiter her.

Georg schrieb gerne. Neben Gedichten und kurzen Geschichten entstanden so viele fast schon philosophische Texte, dass manch einer hellhörig wurde. In eine Holzschale hatte er etwas eingebrannt. Ein HAIKU Gedicht. Das Werkstück wurde von ihm in der Ergotherapie einer psychiatrischen Klinik angefertigt. Der Aufenthalt dort hatte dem Querdenker ganz gut getan. Zwar sieht man in so einer Station viel Leid, vielmehr aber lernt man dort Individuen kennen, die einem nicht einfach so auf der Straße begegnen. Für ihn sind depressive, ängstliche und psychotische Leute keine armen kranken Kreaturen mehr. Bei Gott nicht. Diese grenzenlose Kreativität, Begeisterungsfähigkeit und Liebe zum Detail in allen Belangen, nicht nur im künstlerischen Schaffen hat Georg ganz schwer beeindruckt.

Sein HAIKU, das im Holz verewigt war, sollte der Beginn sein eines neuen Lebensabschnittes. Mittlerweile steht es auf der Terrasse seiner Mutter, zu der er ein außergewöhnlich gutes Verhältnis hat. Sie hat ihn immer verstanden, ob krank oder gesund. Egal, wie viel Mist er auch gebaut hat, seine Eltern standen und stehen ihm immer zur Seite. Folgender Dreizeiler ist auf dem bereits etwas verwitterten Holzschälchen zu lesen:

„Wenn das Mondlicht bricht

Und ich am Fenster sitze

Werden Worte Text.“

 Ja, das Schreiben und die Musik. Das war und ist sein Metier. Leider kann er nicht zeichnen, aber seine grenzenlose Phantasie illustriert ihm sein Leben mehr als bunt und ausführlich. Wenn man schon jeden Abend eine Tablette nehmen muss, soll das Ganze ja auch ein bisschen Spaß machen, findet Ihr nicht?

Dieses Mondlicht, auch wenn es nicht den ganzen Monat hell scheint ist doch allgegenwärtig und lässt die Beobachtungen des Freigeistes amüsant und dennoch nachdenklich erscheinen. Das Leben ist so. Man darf trauern und man darf lachen. Wer zu beidem nicht fähig ist, hat definitiv ein Problem.

Georg saß noch unterhalb des Marzoller Schlosses in der Wiese. Warum auch immer musste er an seine Zeit in der Psychiatrie denken, jedoch nicht nur Negatives. Er erinnerte sich an die zahlreichen guten Gespräche, die intensiver nicht hätten sein können. Teilweise philosophisch, manchmal am Rande des Wahnsinns, aber positiv gemeint. Ihm kam eine Idee: Er wollte sich bei diesen Leuten wieder einmal melden, schließlich hatte man am Ende des Aufenthalts Nummern und Adressen ausgetauscht. So viele verschiedene Charaktere mit ebenso unterschiedlichen Krankheitsbildern. Das Reich der Lebenden zwischen genial, verrückt und extravagant. Vielleicht würde es Georg sogar gelingen, viele Ex-Patienten an einen Ort zu bringen, dass alle 12 Tierkreiszeichen anwesend sind? Er sprudelte förmlich vor Einfällen.

Noch am selben Abend telefonierte Georg mit Maximilian und Melanie, mit denen er sich in der Klinik am besten verstanden hatte. Sie freuten sich und sagten ein Treffen ohne viel nachzudenken sofort zu. Georg schlug vor, sich jetzt im immer wärmeren Frühling zum gemeinsamen Picknick auf der alten Ruine Plainburg zu treffen. Danach war ein Essen in der Altstadt von Salzburg mit Spaziergang durch die Getreidegasse vorgesehen. Schon wenige Tage später hatten insgesamt 21 Leute zugesagt, einige von ihnen lebten ohnehin in der näheren Umgebung.

Georg saß in der Nacht vor dem Wiedersehen im lauen Wind auf seinem Balkon und rauchte Zigarillos zu einer Flasche Weißwein. Er befasste sich immer eindringlicher mit dem Thema Astrologie und versuchte, gewisse Fakten miteinander zu kombinieren. Je länger er dort saß, desto interessanter wurde es.

Er grübelte über die Zahl 12, denn jedes der zwölf Sternzeichen wird in der Lehre zwölf Häusern zugeordnet. Dazu kommt, dass die 12 in der Religion als Heilige Zahl der Begegnung Gottes angesehen wird. Nimmt man die Dreifaltigkeit, also die 3 mal die vier Elemente, ergibt es auch eine Zwölf. Weiterhin sprechen Orthodoxe von zwölf Hauptfesten. Was ist noch so magisch und könnte es sein, mit diesen Häusern, die in Verbindung mit dem Zodiac stehen das Reich der Toten zu entschlüsseln? Für Georg offensichtlich. Er wollte mit seinen Freunden aus dem Krankenhaus am nächsten Tag darüber reden. Mit seinem Freundeskreis im Ort ging das ganz gewiss nicht. Für sie war er ohnehin längst ein kleiner Spinner. Er nahm noch einen Schluck Wein:

„Zwölf Apostel im Christentum, auch Mohammed aus dem Islam hatte zwölf Imame, sprich Nachfolger. Der griechische Olymp hatte zwölf Hauptgötter, das so genannte das Kollegium der Titanen. Die germanische und nordische Mythologie fand im Asgard, dem Heim der Asen zwölf Paläste für jede Gottheit. Aber wenn es einen Herrn gibt in diesem Universum, kann es nur einer sein. Ich muss herausfinden, was genau mit den zwölf Häusern der Sternzeichen gemeint ist. Sie sind auf dieser Erde zu finden, da bin ich mir sicher.“

Als Georg die letzte Zigarillo aufgeraucht hatte, ging hinter dem Zwiesel langsam die Sonne unter. Er war noch nicht müde. Mit etwas Schokolade und einem Schreibblock kehrte er auf seinen Balkon zurück. Er zündete eine Kerze an und philosophierte weiter:

„In England und den USA entscheidet bei Strafprozessen entscheidet eine Jury von 12 Geschworenen über Schuld oder Unschuld des Angeklagten. Die Flagge der Europäischen Union zeigt als Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit zwölf goldene Sterne auf blauem Grund. Die Anzahl der Sterne ist nicht veränderlich und hat eine rein abstrakte Bedeutung. Es gibt ein Dutzend Gründe, dass ich auf Entdeckungsreise gehen muss.“

Georg lächelte und holte eine Weltkarte aus seinem Wohnzimmer. Wie aus dem Nichts schoss ihm auf einmal wieder die Sonate von Beethoven ins Gehör. Es gibt weitaus Schlimmeres. Fieberhaft versuchte Georg, an irgendeiner Begebenheit auf unserem Planeten nochmals die Zahl 12 auszumachen, mit natürlichem Ursprung, ohne die Religion und Zahlenmystik mit einzubeziehen.

In einem Buch hatte er eine Woche zuvor gelesen, dass es im Jenseits zwei weitere Gebote gibt:

Gebot 11: Du sollst Gott lieben

Gebot 12: Du sollst alles lieben, mehr als dich selbst

Nach seiner Auffassung nicht sehr anspruchsvoll, wenngleich doch ein kleines Zeichen auf seine neue Lieblingszahl. Dennoch wollte er sich jetzt auf die Natur und die Erde konzentrieren, um etwas zu entdecken, worauf er noch nicht gestoßen war. Er breitete die alte Karte seines Vaters aus und zählte Gebirgszüge, Längengrade, Meere und Seen.

„Vielleicht werde ich in den nächsten zwölf Monaten herausfinden, was mir hilfreich sein könnte“,

scherzte er mit sich selbst und brach sich ein Stück Nussschokolade ab. Danach öffnete er sein kleines Ringbuch, das ihm seine Tante geschenkt hatte. Die Weltkarte nahm er zunächst als Inspiration für seine Tagebucheinträge von diesem schönen Abend. Georg schweifte wieder einmal auf´ s Neue von den eigentlichen Gedankengängen ab. Mehr als typisch für seine innere Anspannung und das viele Denken. Rund um die Uhr.

Georg wollte nicht glauben, dass die zwölf Häuser wie in der Astrologie und auf Horoskopseiten im Internet etwas mit dem Tierkreis in Form von Halbkreisen über dem jeweiligen Horoskop zu tun haben. Nachdem er sein Buch mit den Gedichten zugeklappt hatte, ging er zum Kleiderschrank und legte sich seine Kleidung für das Treffen mit seinen Freunden zurecht. Draußen ging wieder ein Wind und prompt pfiff wieder eine Melodie durch seinen Kopf. Georg zuckte und schleuderte seinen Pullover in die Ecke. Mehr wütend als neugierig rief er in seinem Schlafzimmer, dass er keinen Bock mehr hat, so etwas zu hören, was gar nicht da war. Dann schlug er mit dem Schuh gegen die Bettkante. Er setzte sich auf den weißen Stuhl in der Ecke und fing in seine Handflächen hinein zu grübeln, die sein Gesicht bedeckten. Er kannte dieses Lied und sein Ärger ließ augenblicklich nach, als er begriff, dass die Musik ein eindeutiger Hinweis auf den Zusammenhang seiner ganzen Überlegungen mit den Sternzeichen war:

„Na klar! Egal, wenn es nur in meinem Kopf stattfindet oder auch nicht! Es sind die Götter des Olymp bei den Griechen. Man darf sie nur nicht wörtlich nehmen, das ist die Lösung!“

Die Götterfunken aus Beethovens Neunter striffen durch die Wohnung. Vielleicht auch nur durch Georg´ s Gehirn. Auch wenn es nur ein Produkt seines Denken war, er kombinierte schnell, dass es nur eine Abkürzung seines Denkens zum Ergebnis sein konnte. Die zwölf Häuser des Horoskops, die sich auf das jeweilige Zeichen beziehen, sind nicht die Namen der Götter aus der griechischen Mythologie, sondern ihre Bedeutung, beziehungsweise wofür diese Götter stehen: „Das Meer und Wasser (Poseidon), Die Geburt (Hera), Die Erde (Demeter), Das Licht (Apollon), Der Mond (Artemis), Wissenschaft, Frieden (Athene), Krieg (Ares), Liebe (Aphrodite), Handel und Reisen (Hermes), Naturgewalten (Hephaistos), Feuer (Hestia) und schließlich dem gesamten Universum (Zeus) – alles, was unsere Erde und die Menschen ausmacht! Die Griechen waren gar nicht so dumm und Ihr Polytheismus könnte den Zugang zur Unendlichkeit bedeuten.“

Georg sah diese Figuren nun nicht mehr als Figuren oder Götzenbilder aus dem Geschichtsunterricht. Nein, nicht umsonst hatten auch die Römer genau diese Götter, um jenen teilweise sogar Namen der Planeten zu geben. Man denke nur an Neptun oder den Mars. Unsere antiken Vorfahren wussten anscheinend mehr, als man ihnen zugetraut hatte.

Georg überlegte nun fieberhaft, wie er mit dem gesammelten Material etwas anfangen konnte. Eins war nun sonnenklar: Er wollte nun dringend in Mukesh` Videospiel. Jedes Sternzeichen hat eine Verbindung zu einem der Häuser, den Göttern der Griechen, nein, den Grundpfeilern des Menschlichen Lebens. Mit Hilfe seiner Ex-Mitpatienten würde er irgendwann darüber sprechen, am Liebsten mit Max. Doch bevor er sich auf die Pritschen zu Elena und dem genialen Inder legte und sich die Sensoren von Jonas an die Ohren anlegen ließ, begab er sich noch einmal auf ein Neues nach draußen, trank eine Tasse  Kaffee und öffnete neben seinem Schreibblock eine Schachtel der teuren Zigaretten von seinem Onkel. Er wurde wieder lyrisch, denn man konnte die Sterne sehen.

Er kehrte aber prompt wieder zurück zu seinen neuen Freunden aus der LMU und sagte dann:

„Lasst uns starten und etwas entdecken, verändern, träumen und bewirken auf dieser oder auch in einer anderen Welt!“

Elena und Mukesh lächelten. Jonas auch. Er gab ein Zeichen und beamte das Studentenensemble aus allen Himmelsrichtungen der Welt in ein Spiel, das den Namen „Spiel“ eigentlich gar nicht verdient. Es geht weitaus darüber. Die Sensoren an den Ohren saßen perfekt.

Der Start in die Welt eines Spiels

Zwei Heranwachsende, einer aus dem US-amerikanischen Texas und der andere aus Bayerns Landeshauptstadt München kommen im ersten Teil der Geschichte unverhofft und nichts vom anderen wissend an zwei Teleskope, mit deren Hilfe man am Sternenhimmel zur Wintersonnwende einen verschlüsselten Wegweiser ins Sagen umworbene Atlantis erkennen kann. Schon nach kurzer Zeit machen sich beide auf nach Las Palmas de Gran Canaria, wo sich erstmals ihre Wege kreuzen. Eine Abenteuerreise zu den 7 Weltwundern der Antike, ermöglicht durch das ganz und gar nicht unbewohnte Atlantis beginnt.

Durch ein steinernes Rad mit acht Einstellungen gelangen Georg, sein Großvater Johannes, der Amerikaner Douglas und dessen Freundin Candace in einer Grotte vor der Küste der Insel aus der Lichtwelt in die Spiegelwelt der Erde, die Schattenwelt.

Es stellt sich heraus, dass Gran Canaria in der Schattenwelt „Atlantis“ ist. In der königlichen Metropole der fantastischen Welt befinden sich sieben verschlossene Höhlen, die die Eingänge zu den Weltwundern der Antike darstellen. Öffnen lässt sich jede einzelne Tür nur mit Hilfe eines „Mitbringsels“ aus der Mission des vorhergegangenen Wunders.

Durch das Bewegen des Rades und gleichzeitigem Einfügen der Miniatur in eine kleine Form an den Eingängen öffnet sich jedes weitere Mal ein unglaubliches Abenteuer für die Spiegelweltreisenden und Ihre Mentorin Königin Carmen von Atlantis.

Im zweiten Band der Geschichte stellt sich heraus, dass Atlantis nur ein Teil von Georgs unzähligen Missionen war und zu welch eigentlichem Ziel er vorgesehen ist. Als „Botschafter Gottes“, Lichtwesen des Sternenbilds CASSIOPEIA ist er damit beauftragt, zusammen mit vier anderen Auserwählten auf verschiedenen Planeten für Recht und Ordnung zu sorgen. Georg springt durch Zeitepochen und unterschiedliche Entwicklungsphasen im gesamten Universum.

„Die magischen fünf Ecken“ sind die Botschafter Gottes. Die Ecken des „W“ des Sternenbilds Cassiopeia stehen für die einzelnen Propheten der Weltreligionen.



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