Wenn ich die Kriterien ein wenig erweitere, gibt es höchstens ein Buch, das mich an sowas ähnliches wie einen Ort erinnert: an die ICE-Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Eine Zeitlang bin ich die oft gefahren, und dieses Reisegefühl verbinde ich akustisch ganz eindeutig mit Massive Attack (Mezzanine) und literarisch eher vage mit Ein Fall für Kay Scarpetta von Patricia Cornwell. Die Scarpetta-Reihe erfreut sich ja weltweit einer riesigen Fangemeinde, und auch ich habe einige Bände gelesen. Dieser hier blieb mir im Gedächtnis, weil er wirklich spannend ist. Nullkommnix war die Zugfahrt vorbei.
Wie immer geht es bei Kay Scarpetta um Mord (sie ist halt Pathologin), gerne auch inklusive Serienkiller und seltenen psychischen Störungen. Hier hat es mal wieder jemand auf Frauen abgesehen, die er in ihren eigenen Häusern überwältigt und brutal tötet. An sich kein Brüller von Storyline, aber die Cornwell hat ihre Hausaufgaben gemacht und erzählt atmosphärisch dicht mit glaubhaften Figuren. Mädels mit viel Einbildungskraft werden sich nach der Lektüre allein zuhause eventuell nicht ganz so wohlfühlen.