Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorlegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.
Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.
Ralf Boscher
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Kay Noa
Kay, was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?
Mein Staatsexamen – nein, das kommt schon darauf an, wie man Erfolg definiert. Kommerrziell sicherlich die Vampire Guides-Serie.
Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Das ist schwer, letztlich sind sie alle irgendwie meine Kinder und auch wenn ich sie oft erschlagen könnte (und das gelegentlich auch tue) – ich liebe sie alle. Aber an Lexa, die sehr viel von meiner Schwester hat, hänge ich schon besonders.
Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?
Kara ben Nemsi – das war in meiner Kindheit meine erste Liebe (aber nur der, Old Shatterhand war nicht so toll)
Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?
Wahr ist das, woran man glaubt. Daran hänge ich ein 12bändiges High Fantasy Epos auf.
Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?
Sehr schräge – ich bin so unmusikalisch wie ein Stock. In der Musikschule durfte ich bei den Vorführungen meiner Taktlosigkeit wegen nur Luftgitarre spielen. Obwohl ich sehr gern und ausdauernd Musik höre.
Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?
Der innere Zwang, einer Geschichte einen Weg in diese Welt zu öffnen. Sie ist in dir und will raus. Da gibt es nichts zu wählen, das passiert.
Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?
Das hat beides Vor- und Nachteile. Wenn man damit seine Brötchen verdient, dann schreibt man unwillkürlich mit dem Blick nach draußen, also mit dem Fokus darauf, was der Leser mag. Ein „Hobby-Autor“ hingegen schreibt vorrangig nach innen, also wie er die Geschichte haben will. Am Ende sind das verschiedene Blickwinkel auf dieselbe Story. Was besser ist? Hängt vom Autor, der Geschichte und tausend anderen Dingen ab.
Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?
Ja, ich plotte nicht wirklich. Bei mir ist es eher so, dass ich schreibe, weil ich selbst wissen will, was passiert. Da ich sehr viel Wert auf die Charakterbildung meiner Protagonisten lege, kommt es regelmäßig vor, dass die antiautoritär erzogenen Ungeheuer mir meine wohlfeil vorgestellten Szenen total verbeulen.
Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?
Die jeweils aktuelle! Ich leide immer beim Schreiben. Ob das jetzt Dialoge, Sex- oder Actionszenen, Schilderungen oder Monologe sind – wenn ich schreibe, quäle ich mich immer.
Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?
Die fertige Szene, wenn wieder eine Facette vom großen Bild dazugekommen ist, eine lustige Bemerkung, die das Werk zum Funkeln bringt.
Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?
Lies Deine Texte laut, wenn Du redigierst. Es ist faszinierend, wie anders die dann plötzlich daher kommen.
Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?
Seit vielen, vielen Jahren nur noch am Rechner.
Welches Schreibprogramm nutzt Du?
Word.
Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?
Nein, ich schreibe immer und überall…. 24/7, wobei – aufgrund anderweitiger Verpflichtungen – schon ein Schwerpunkt nachts passiert.
Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?
Ich setze bei Marketing auf Social Media wie Facebook, G+ und neuerdings etwas Twitter. Dabei geht es mir mehr darum, meinen Autorennamen als Marke zu etablieren, als ein bestimmtes Buch. Für die konkreten Titel geht viel über Gewinnspiele, Lesungen und andere Events sehr gezielte Preisaktionen in den Online-Portalen, meinen Blog und sorgsam geschaltete Anzeigen in Online-Magazinen.
Um professionelles Marketing als Selfpublisher zu betreiben, muss man sicherlich fast die Hälfte der „Autorenzeit“ hierfür aufwenden. Das unterschätzen viele, woher der Erfolg der Autoren kommt, die in den Charts vorne stehen. Nur am Anfang war das Buch. Mit „Ende“ geht es erst los.
Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?
Och weiß schon, wieso ich Thomas Mann nicht mag – das kommt darauf an. Wenn mein Mann mit den Worten „Es brennt“ reinkommt, werde ich sicherlich anders reagieren, als wenn er beginnt, „Weißt Du, was ich vorher im Supermarkt von Frau Schulzes 3. Mann gehört habe…?“
Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?
Nein. Mir wird schlecht bevor ich blau bin.
Die Kay Noa-Frage würde genauso lauten, nur mit Kaffee statt Alkohol – and that’s a different matter.
Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?
Nein. Erstens schlafe ich nur sehr wenig… 3-4 h/Nacht und zweitens verfolgen mich meine Geschichten. Da sind Notizen nicht nötig.
Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?
Nein, da geht die Arbeit ja erst los – Korrektorat, Lektorat, Beta-Leser-Meinungen, Cover, Satz, Marketing… Und dann sind ja die meisten meiner Geschichten ja auch Fortsetzungsgeschichten.
Vielen Dank Kay, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!
Die Münchner Juristin und Autorin mit dem Pseudonym “Kay Noa” schreibt aus Leidenschaft (Quelle). Sie lebt mit ihrem Mann zusammen mit einem alten Hund und zwei egozentrischen Katzen in einem noch älteren und egozentrischeren Haus am Münchner Stadtrand. (Quelle). Ihr neustes Werk “Vampire Beginners Guide” ist eine augenzwinkernde Hommage an die großen Vampirromane unserer Zeit. Mit Witz und Münchner Lokalkolorit widmet sie sich einer Vampir-Community, in der garantiert nichts glitzert (Quelle).
Unter Hochdruck schreibt Kay Noa derzeit an ihrer „Schwerttanz-Saga”. Die Arbeit an den Fantasybüchern hatte sich aufgrund der – zum Glück erfolgreich besiegten – Krebserkrankung der Autorin verzögert (Quelle). Doch nun wird Ende 2014 ihre High-Fantasy-Schwert-Saga mit neuen Covern und reichlich Bonusmaterial neu aufgelegt (Quelle).
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Blog von Kay Noa
© Profilbild Kay Noa: Nils Mehlhorn
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