Ein bisschen Assi schadet nie

ich gehöre eher zu der fraktion: höflich, taktvoll, gut erzogen. grundsätzlich und überwiegend. fluchen ist erlaubt. das heißt, wenn mir jemand auf den nerv geht, so richtig auf den nerv, bekommt er von mir nicht zu hören:

„du esel, du.“

sondern vielmehr ein:

„du blödes arschloch.“

finde ich vertretbar. manchmal muss man die sprache seines gegenübers sprechen, damit man auch verstanden wird.

ich finde auch, dass temperament zu zeigen, nicht unbedingt immer assi sein muss. ich stehe dazu, dass ich unter dem einfluss meiner antihormontherapie menschen, die mir den parkplatz wegnehmen, als hässlichen schlumpf beschimpfe und menschen, die sich mir oder anderen gegenüber respektlos benehmen oder meinen, mich für blöd verkaufen zu können, die meinung geige. aber ansonsten bin ich höflich und zurückhaltend. okay, ich habe schon mal so einer schamlosen tussi, die im cluburlaub meinte, meinen mann völlig maßlos anbaggern zu müssen, haue angedroht. und das war vor meiner antihormontherapie. aber da muss man mich schon so richtig aus der reserve locken, dass ich so drastisch reagiere, und die schlampe hatte es echt verdient. vermutlich liegt das auch in den genen, denn mein vater hat in jüngeren jahren mal einem nebenbuhler auf einem faschingsball ebenfalls haue angedroht, da dieser unhold meine mutter mit wiener würstchen fütterte. er hat ihn dann auch gehauen, soweit ich weiß. und mein vater ist auch ein höflicher, gebildeter, kultivierter mensch. ist halt so ne temperamentsache, würd ich sagen.

nun habe ich vorgestern eine geschichte erlebt, die mich ein wenig beschäftigt und immer noch amüsiert. man stelle sich vor: reitstall, ländliche umgebung, ländliches klientel, gepaart mit versnobten städtern. ein sonniger hof, in dem sitzen: ich, eine ausreitfreundin (ist auch eher höflich) und eine, sagen wir mal, liebenswerte aber durchaus prollige zeitgenossin. vom parkplatz her kommt ein mann, marke versnobter städter. in designerklamotten, blankgewienerten reitstiefeln, arroganter miene. 

prollige zeitgenossin (pz): „das ist ein arschloch.“ (in ausgeprägtem regional eingefärbtem dialekt, den ich aus gründen der anonymität hier nicht widergeben möchte.)

ich, während er an uns vorbeigeht, höflich und freundlich: „guten tag!“

mister snob marschiert an uns vorbei, ohne uns eines blickes zu würdigen. 

pz: „arschloch, hab ich euch doch gesagt. hab den neulich abends erlebt, den knecht. wollte abends noch ne runde in der halle reiten. normalerweise rauche ich nie auf dem pferd. hatte aber nen scheißtag, war alleine in der halle und zündete mir ne kippe an. kommt der knecht da rein und starrt mich von der bande aus feindselig an.

ich: „hey, wenn du schon hier bist, kannst du grad mal meine zigarette im aschenbecher ausdrücken?“

er:“nein, das werde ich nicht tun. in der halle ist rauchen verboten. und auf dem pferd auch.“

hab ich dem geantwortet: „pass mal auf du knecht, ich kann auf meinem eigentum machen, was ich will. und wenn ich meinen gaul abfackeln will, mach ich das, ist das klar ???“"

ich gebs ja zu, so ein verhalten ist weder ladylike, noch höflich, außerdem raucht man ja wirklich nicht auf dem pferd, pfui, ne, aber ich finde doch, dass es auch etwas hat. sie hat mit sicherheit keine magengeschwüre und ich überlege, ob ich sie mal in der einen oder anderen angelegenheit als privatcoach behellige ;-)  


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