Ein bischen Faschismus wagen

Von Aristo
Seit einigen Wochen wird eine leise, aber für Aufmerksame dennoch hörbare Debatte geführt. Weniger Demokratie wagen. Es gibt sogar ein Buch mit diesem Titel. Aus verständlichen Gründen setze ich hier jetzt keinen Link, um nicht unfreiwillig Werbung für ein Werk zu machen, dessen Titel auch hätte lauten können „Ein bischen Faschismus“ wagen.
Wenn mich jemand fragen würde, ob wir weniger Demokratie wagen sollten, würde ich antworten: Noch weniger?
Und überhaupt, was soll das sein, weniger Demokratie wagen? Was genau soll wo und wie und vor allem warum weniger werden?
Mit weniger Demokratie wäre die Wirtschaft und Politik angeblich wieder handlungsfähig, so die These. Welche Handlungsfähigkeit ist hier gemeint? Vielleicht die Handlungsfähigkeit, die demnächst Papademos in Griechenland mit seinem „Expertenteam“ an den Tag legen wird, oder Monti in Italien?
Haben wir überhaupt eine Demokratie, von der es etwas weniger zu wagen gilt?
Ist es nicht eher so, das wir deswegen in der Klemme stecken, weil wir zu wenig Demokratie haben?
Auf der Webseite der FTD war gestern dieser Artikel zu lesen:
Melvyn Krauss - Weniger Demokratie tut Pleitestaaten gut
Europa steckt in der Krise, weil es schlechte Politiker hat. Taktieren hat nötige Reformen in Griechenland und Italien bisher verhindert. Die Technokraten sind ein Glücksfall.
FTD
Ich wartete vergeblich auf einen Aufschrei, der durch Deutschland geht. Es herrscht Ruhe im Land der Schafe.
Europa hat schlechte Politiker. Politiker, die seit Jahrzehnten nichts anderes tun, als die Wünsche der „Märkte“ zu erfüllen. Klar, es ist viel effektiver, wenn Abgesandte der „Märkte“ die Regierung übernehmen. Dann braucht man auch nicht so viel Geld für Parteispenden aus dem Fenster werfen. Und großzügige Vortragshonorare für sekundäre Analphabeten fallen auch aus.
Sollte es zutreffen, dass weniger Demokratie den Pleitestaaten gut tut, wie gut wird dies dann erst den Nichtpleitestaaten tun? Aber zeigen Sie mir mal einen Nichtpleitestaat.
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