Hamburg… Bis jetzt nicht unsere Stadt. Wieso? Wer weiß das schon und wir können es wirklich nicht sagen. Haben wir bisher vielleicht die falschen Ecken besucht? Mag schon sein, aber was sind die richtigen Ecken? Seit dem letzten Wochenende kennen wir ein paar mehr und was soll ich sagen… Hamburg hat bei uns wirklich Punkte gesammelt und zwar so viele, dass diese in eine Prämie getauscht werden können. Wir wollen nämlich wieder kommen Ob das jetzt für Hamburg so toll ist, sei dahingestellt, aber für uns ist es toll, denn wir haben diese Stadt ein klein wenig in unser Herz geschlossen.
Bisher war es so, wir lieben Berlin und auch München hat seine Reize und ist eine so tolle Stadt. Köln liegt ja quasi um die Ecke und wir fühlen uns dort sehr wohl, vielleicht auch weil wir dort Menschen kennen, die uns in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen sind und ich denke, die Personen wissen gerade auch Bescheid, dass sie gemeint sind.
Vielleicht hat Hamburg auch so viele Punkte geholt, weil genau diese Menschen mit uns das letzte Wochenende in Hamburg verbracht haben?! Ist letztlich egal, es war toll.
Aber worum es eigentlich geht, ist ja Hamburg und um genau zu sein der Off Club von Tim Mälzer!
Wenn ich euch mit der Einleitung noch nicht abgeschreckt habe, dann reden wir doch jetzt mal über das eigentliche Thema!
Das ist also der Off Club [Madame X]
Freitag war es soweit, nach einer langen Zugfahrt ging es ins Hotel und von dort aus ins Madame X im Off Club.
Wir kamen durch die Tür und fanden vor uns eine coole Location, alles wirkte gekonnt und nicht gewollt. Sehr authentisch und einladend! Auf der rechten Seite stand ein DJ, verzeiht es mir, aber den Namen kann ich euch nicht mehr nennen. Die Musik ist aber in Erinnerung geblieben, denn sie war durchweg gut – sehr gut. Sie unterstrich total die Atmosphäre und auch das Erlebnis vor Ort. Man hätte es besser nicht machen können. Klar, Musik ist immer Geschmackssache, meinen hat sie zu 100% getroffen… und das den ganzen Abend.
Der Empfang im Off Club!
Wir wurden freundlich empfangen und „um die Ecke“ geführt… Wir waren nun im Madame X… Ok…
Der erste Eindruck war irritierend. Man hatte das Gefühl, nicht in einem Restaurant zu sein… schummriges Licht… viel rot… viel Samt… freizügig anmutende Bilder an der Wand. Ja, es war komisch, NICHT billig, aber werten konnte ich es in diesem Moment noch nicht. Auf jeden Fall wird es mir in Erinnerung bleiben, wie, wird sich später zeigen. Man rechnete damit, dass gleich eine Geisha durch die Tür kommt und dann tut, was eine Geisha halt so macht. Also ich glaube sie macht sowas… Moment! Ja, Google hat es bestätigt.
Wir haben uns dann hinten in die Ecke gesetzt und es war saubequem. Jo, so mag ich das und am liebsten hätte ich die Füsse hoch gelegt und mit Frau Gernekochen und unserem lieben Freund Malte den ganzen Abend gequatscht, getrunken und es hätte nicht mal was zu Essen gebraucht. Achso, Malte hatte die Idee hierher zu gehen und sich auch um den Tisch gekümmert… Wenn ihr Malte noch nicht kennt, sein Blog Irre kochen ist SEHR lesenswert und ihr solltet einen Blick riskieren aber ich schweife schon wieder ab. Ich war bis jetzt in keinem Restaurant, wo ich so bequem gesessen habe und durch die Art und Weise wie der Bereich aufgebaut ist, hat man einfach das Gefühl, für sich zu sein und sowas möchte man doch. Ungestört mit tollen Menschen die Zeit verbringen und wenn das die Idee hinter Madame X ist, ist es voll aufgegangen.
Mehr als nur eine Bedienung…
Nachdem wir vielleicht eine Minute gesessen haben kam Jule um die Ecke. Jule war für diesen Abend unsere Bedienung! Hi Benni, hi Theres und hi Malte… Hallo?!?! Woher kennt die unsere Namen, war der Gedanken, den Theres und ich hatten und auch Malte meinte direkt: „Woher kennt sie eure Namen? Ich habe bei der Reservierung, außer meinen keine Namen genannt!“ Nach 5 Minuten kam mir die Lösung… Malte wurde gefragt, ob wir was nicht mögen oder eine Unverträglichkeit haben und dabei auch die Namen genannt. Somit hatte es sich geklärt und wir waren wieder entspannt. Ich möchte hier aber noch was einwerfen… Bedienung ist wirklich das falsche Wort, denn sie war keine Bedienung, es ist nicht genau zu erklären. Ihr Auftreten war locker und leger, auch ihre Begrüßung und der ganze Abend. Man hatte eher das Gefühl bei einer Freundin zu Gast zu sein, die sich den ganzen Abend aufmerksam und liebevoll um einen kümmert. Dazu kam aber noch, dass sie extrem gut informiert war, über das was so auf der Karte steht und auf den Tischen landet. Weder gestriegelt noch aalglatt, sondern authentisch. Auch hier… Es gibt keine Steigerung, ich kann mich nicht daran erinnern, in einem Restaurant so gut bedient worden zu sein. Sie war nicht nur freundlich, es stimmte einfach alles. Dieser Laden und Jule passen einfach wie der Topf auf den Deckel!
Jetzt wollen wir aber mal langsam den Schritt in die kulinarische Richtung gehen.
Was im Madame X auf dem Tisch landete!
An diesem Abend warteten viele Gänge auf uns und man wusste nie, was als nächstes kommt oder wie viel überhaupt noch kommt. Ja, man hätte fragen können, aber wir wollten uns überraschen lassen.
1. Auster
Es ging los mit einer Auster… Ich hasse Austern… Neben Kaviar, Lachs, Kaffee und Innereien steht dieses Getier auf meiner No Go Liste. Immerhin war sie pochiert und nicht roh, eine Creme war dabei, Gurke und Speck und was soll ich sagen? Es war lecker. Die Auster hätte ich nicht gebraucht, aber alles zusammen war echt lecker! Kompliment!
2. Grünkohl
Danach kam schon für mich das erste Highlight… Frittierter Grünkohl mit einer Pilzcreme und Kaviar. Ja, richtig gelesen. Wieder einer meiner absoluten Favoriten dabei. Vorweg, ich hätte den Kaviar nicht gebraucht. Eigentlich! Denn eigentlich war es auch ziemlich cool. Der intensive Geschmack des Kohls mit der Pilzcreme die bombig schmeckte. Geschmacklich war der Kaviar nicht notwendig, aber was sich da im Mund abgespielt hat… Crunchy… Cremig und dann die Struktur vom Kaviar. Ja, das hat was. Um ehrlich zu sein, ich hätte den ganzen Abend nichts anderes essen müssen. Habe ich aber noch häufiger gedacht.
3. Avocado
Und weiter geht es auf unserer kulinarischen Reise. Wir lieben ja Avocado, sehr sogar! Was passiert also, wenn man diese mit Kaffee paart? Richtig, 3. Gang, weitere Zutat meiner No Go Liste. So langsam glaube ich ja, Malte hat nicht gesagt was ich nicht mag, sondern: „Dem Benni müsst ihr das alles auftischen, der liebt das… Weisste, mit Speck fängt man Mäuse usw.“ Ok, es gab also Avocado in Kaffee gewendet und Kirschtomaten. Das war nicht mein Highlight an dem Abend, aber auch hier, es war lecker! Die Kombi aus Avocado und Kaffee passt!
4. Gelbe Bete
So, jetzt kommen wir zum Lachs. NEIN, stimmt nicht! Habe es aber schon fast erwartet. Stattdessen gab es Gelbe Bete mit einem Sauerampfer-Eis und gerösteten Haselnüssen. Wahnsinn! Warm, kalt, süß, herzhaft-erdig und dann die Nuss. Was sich da im Mund und auf der Zunge abspielt, alles zusammen auf der Gabel war ein echtes Geschmackserlebnis. An sich alles keine spannenden Zutaten, aber zusammen? Echt toll.
5. Rotkohl
Das Menü war saisonal angehaucht. Vorhin der Grünkohl und nun? Rotkohl mit brauner Butter. Echt nicht verkehrt! Lecker und nichts zu meckern.
6. Kabeljau
Nun kam ein weiterer Meeresbewohner auf die Teller. Ein toll gebratener Kabeljau, innen glasig, außen ganz leicht kross und dazu Vogelbeeren. Echt spannend und toll. War lecker. Was soll ich groß dazu sagen? Ich mag Kabeljau und diesen besonders!
7. Rosenkohl
Im nächsten Gang erwartete uns Rosenkohl. Dieser hat sich mit einigen Rosinen zusammen auf dem Teller verbrüdert und schmeckte gut. Selbst Frau Gernekochen, Vorsitzende im Verein der bekennenden Rosenkohlhasser, hat ihn gemocht. Mehr Lob geht an dieser Stelle nicht ;-).
8. Kalb
Jetzt aber! Der Hauptgang! Das Highlight des Abends! Bitte etwas Spannungsmusik, Trommelwirbel und Tusch. Geschmorte Kalbshaxe Bordellaise. Dazu gab es etwas Kalbsmark und eine Soße, oh Leute diese Soße. Jule war so lieb und hat bei mir nochmal nachgelegt und ich habe eine Extraportion Soße bekommen. Dieses Gericht war wirklich und das sage ich ohne zu übertreiben, mein kleines Paradies. Ganz großes Kino!
Darauf jetzt ein Dessert. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich euch sage, dass es zwei Dessertgänge gab. Ich bin ehrlich nicht soooooo der Dessertliebhaber, aber ab und zu ist es ganz nett.
9. Apfel
Zuerst gab es eine Apfelrose mit Vanilleeis. Oft gegessen und noch öfter gesehen. Kann man essen, war auch lecker, aber mit den Gängen davor kann es nicht mithalten.
10. Schokolade
Der zweite Dessertgang hat mich da schon deutlich mehr überzeugt. Eine Schokoganache mit Sauerteighippe und Olivenöl. Tolle Kombi, lecker, passt! Ein toller Abschluss des Menüs.
Fazit:
Meine Erwartungen waren wirklich SEHR groß! Tim Mälzer ist so ein bisschen mein Idol. Wäre ich Koch, würde ich so kochen wollen wie er. Sein Geschmack, seine Stärke im Herausschmecken von Aromen, all das bewundere ich. Sein Kochbuch „Born to Cook“ war mein allererstes Kochbuch und ich besitze alle seiner Bücher. Ich kaufe mir regelmäßig die „Essen und Trinken für jeden Tag“ und das hauptsächlich wegen seiner Gerichte. Seine Umzugssuppe war das erste Gericht, was ich nach Rezept gekocht habe. Durch seine Sendung „Schmeckt nicht, gibt´s nicht“ habe ich mit dem Kochen begonnen. Ich habe erwartet, dass sich diese Erwartungshaltung im Madame X bestätigt. Hat sie!
Ich habe mich wohl gefühlt, die Musik war toll, wir wurden großartig durch den Abend geführt, die Speisen waren richtig toll, zwei liebe Menschen an meiner Seite und auch das Ambiente hat nach anfänglicher Skepsis dazu geführt, dass ich bisher keinen besseren Abend in einem Restaurant verbracht habe. Jedes Detail hat dazu seinen Teil beigetragen.
Zuvor habe ich noch gedacht, bei der Erwartungshaltung kannst du nur enttäuscht werden. Wurde ich aber nicht, sie wurde mehr als bestätigt.
P.S.:
Vielleicht klingt es für den einen oder anderen wie eine Lobhudelei!? Kann sein. Ist es aber nicht! Ich bin nicht leicht zu begeistern, aber wenn man es schafft, halte ich mich auch nicht zurück.
Ich möchte dem ganzen Team im Off Club mein allergrößtes Lob aussprechen! Wäre Hamburg nicht so weit entfernt würde ich mir dieses Erlebnis häufiger gönnen denn auch der Preis ist mehr als fair. Aber auch so… Wir kommen wieder!
Lediglich zum Fotografieren der Speisen ist der Off Club nur bedingt geeignet