"Wenn Sie Ihren Kindern unbedingt etwas geben wollen, dann geben Sie Ihnen ein gutes Beispiel."Pearl S. BuckIhr Lieben,Ich möchte Euch heute ein kleines praktisches Beispiel erzählen, wie man Kinder stark machen kann, damit sie sich gegen Übergriffe sexueller und gewaltsamer Art wehren können:Ich habe vor einiger Zeit in der Grundschule, die ich in meiner Kindheit selbst besucht habe, einmal in der Woche zusammen mit einer Lehrerin mit Kindern einer vierten Klasse Lesen geübt.Unter diesen Kindern befand sich ein Junge, klein, schmächtig und sehr schüchtern.Ein wenig erinnerte er mich in seiner äußeren Gestalt an meine eigene Kindheit.Ich beobachtete, dass er in seiner Klasse ständig geknufft, geärgert, gestoßen, geschlagen und geschubst wurde. Wie mir seine Mutter auf Nachfrage erzählte, wurde er zuhause von seinen älteren Brüdern ebenfalls sehr viel herumgeschubst und geärgert.Ich merkte, dass der Junge unter seiner Situation sehr litt und daher nahm er meinen Vorschlag, ihm beizubringen, wie er sich wirkungsvoll wehren könne, voller Begeisterung an.Bei meinem Vorschlag berücksichtigte ich, dass der kleine Junge keine Chance hatte, sich auf körperliche Weise zu wehren.Ich habe mit diesem Jungen dann etwas eintrainiert, das ihm sehr geholfen hat.Ich habe ihn gebeten, sich gerade hinzustellen, mir klar ins Gesicht zu schauen und die Arme und Hände so an den Körper heranzuziehen, dass die Handflächen in Höhe seiner Schultern nach vorne zeigen.Dann habe ich mit ihm immer wieder eingeübt, die Hände nach vorne zu stoßen und laut zu schreien: NEIN, DAS WILL ICH NICHT, LASS MICH IN RUHE.Zunächst kam aus seinem Mund nur ein jammervolles dünnes Stimmchen, aber je länger wir geübt haben, desto besser klappte es.Die größte Motivation aber bekam der Junge, als er diese Übung nun im Alltag in seiner Klasse und zuhause tatsächlich einsetzte.Sicher hat er mit seinem Händestoßen und seinem Geschrei die anderen Kinder und seine Brüder nicht gerade zu Tode erschreckt, aber er hat sie alle verwirrt, denn sie waren ja alle gewohnt, dass er das ideale Opfer war, dass er sich alles gefallen ließ. Nun, wo sie feststellen mussten, dass er sich nun ganz anders verhielt, verloren sie den Spaß daran, ihn zu ärgern.Nach nur wenigen Wochen war der Junge seine Peiniger los, denn niemand wollte mehr riskieren, dass er laut wie eine Sirene losschrie.Ihr Lieben,Ich wünsche Euch heute viel Fröhlichkeit und möchte Euch wieder einmal meinen herzlichen Dank aussprechen, dass Ihr Euch auf dafür einsetzt, dass Kinder und Jugendliche stark gemacht wreden, damit sie sich gegen Übergriffe gewaltsamer und sexueller Art wehren können..Herzliche Grüße aus Bremen Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt