Ein Bahnhof für den Zaren

Ein Bahnhof für den ZarenNein, auch wenn der Titel es andeuten mag, ich bin nicht in die russische Weite gereist.

Aber ich habe Euch heute wirklich Bilder eines Bahnhof mitgebracht für den "Zaren".Wo ich ihn gefunden habe und was dahinter steckt?Erfahrt Ihr alles in diesem Artikel.

Ein Bahnhof für den ZarenIch war wieder einmal unterwegs auf der Suche nach den Spuren und Zeugnissen der Vergangenheit. Diesmal sollte es mich an den "Bahnhof für den Zaren" verschlagen.

Toller Titel oder?Natürlich heißt der Bahnhof nicht offiziell so, er trägt den eher langweiligen Namen "Ostbahnhof", aber dies soll uns doch nicht weiter stören.Ich jedenfalls finde meinen Titel wesentlich imposanter.

Ein Bahnhof für den ZarenIm Jahr 1869 wurde der Bahnhof unter der Begrifflichkeit "Station Rosenhöhe" eröffnet. 

Das Bauwerk ist ein spätklssizistischer Fachwerkbau mit einer Ziegelfüllung, anstatt Lehm und Geflecht. Sein Erscheinungsbild sollte ganz bewusst erinnern an einen Landbahnhof in der russischen Taiga.Weshalb man diese Optik gewählt hat? Was es mit meinem Titel auf sich hat? Klären wir gleich.Aber erst einmal Hallo, ich begrüße Euch zu einem neuen Beitrag auf meinem kleinen Blog ;)

Ein Bahnhof für den ZarenWarum habe ich also diesen Titel gewählt?

Reisen wir dazu etwas in der Zeit zurück, ich hoffe Ihr seid dabei.Im Jahr 1872, genauer am 6. Juni jenes Jahres, wurde Victoria Alix helena Louise Beatrice von Hessen und bei Rhein geboren. Sie war die Tochter von Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein und seiner Gemahlin Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland, damit eine Enkelin von Queen Victoria.Nun gut, aber damit sind wir immer noch nicht bei meinem Titel angelangt.Aber noch etwas Geduld.

Ein Bahnhof für den ZarenJene "Alix" genannte junge Frau hatte kein leichtes Schicksal zu erwarten. Schon in jungen Jahren verstarb ihre Mutterl an Diphtherie, gleiches Schicksal ereilte die Schwester Marie Viktoria.

Auch ihr Bruder Frittie, eigentlich Friedrich Wilhelm, starb sehr früh. Letztlich starb auch der Vater als sie gerade 20 Jahre war. Dennoch war sie wohl ein sehr fröhliches Kind.Da ihre Mutter schon sehr früh verstorben war, wuchs die kleine Alix zu großen Teilen in England am Hof ihrer Großmutter, der englischen Königin Victoria auf. 

Ein Bahnhof für den ZarenDiese ganzen Lebensfakten helfen uns zunächst nicht viel weiter. Aber es wird jetzt interessant.

Zugetan war der, wohl, liebenswürdigen Alix ihr Cousin Albert Victor (er war ein Sohn des späteren englischen Königs Eduard VII). Ein anderer Cousin war übrigens der spätere Kaiser Wilhelm II.Im jugendlichen Alter von zwölf Jahren traf sie ihren künftigen Ehegatten scheinbar zum ersten Mal. Wer es war? Nikolaus.Nein, nicht der mit dem Sack auf dem Rücken und dem langen Bart ;)Die Eltern jenes Nikolaus waren Alexander III. und Maria Fjodorowna Romanow - na, läutet es bei Euch?

Ein Bahnhof für den ZarenZunächst waren die Eltern nicht gerade sehr erbaut über die Ansichten der beiden verliebten.

In solchen Familien herrschten ja vielfach andere Denkweisen was die Hochzeiten von Töchtern und Söhnen anging.Doch alle Bedenken konnten im Laufe der Jahre hinten an gestellt werden und am 26. November 1894 fand im Winterpalast in Sankt Petersburg die Hochzeit statt.Im Zuge der Hochzeit konventierte Alix zum russisch-orthodoxen Glauben und nannte sich fortan Alexandra Fjodorowna. Da kurz vor der Hochzeit der Kaiser (oder Zar) Alexander III. gestorben war, wurde sie kurz nach ihrer Hochzeit die Ehefrau des neuen, erst 25 Jahre alten, Zaren von Russland.

Ein Bahnhof für den ZarenVon nun an kam das Zarenpaar natürlich auch in die Heimat der neuen ersten Dame nach Darmstadt. Es soll wohl so gewesen sein, dass diese mit dem Zug hier an diesem Bahnhof eintrafen - direkt gegenüber dem Palais Rosenhöhe - welches im letzten Krieg leider vernichtet wurde.

Rätsel gelöst - jetzt wisst Ihr weshalb ich diesen Titel heute gewählt habe.Die frühere Alix von Hessen und bei Rhein erwartete unter ihrem neuen Namen schon bald ein grausames Schicksal.Im Zuge der Februarrevolution wurde die Zarenfamilie gefangen genommen, zuletzt transportierte man sie nach Jekaterinburg. In der Nacht zum 17. Juli 1918 wurde die gesamte Familie grausam im Keller ermordet und in die Leichen in der Nähe vergraben.Erst im Jahre 1998 wurden die sterblichen Überreste nach St. Petersburg überführt und dort in der Familiengruft der Romanows beigesetzt. 2000 schließlich wurde die gesamte Familie von der Russisch-Orthodoxen Kirche heiliggesprochen.

Ein Bahnhof für den ZarenHeute wird der Bahnhof schon länger nicht mehr von der Bahn genutzt, er wurde veräußert und beinhaltet heute ein Fahrradgeschäft. Die Besitzer haben das Gebäude saniert.

Soweit meine kleine Geschichte ;)Die letzte Zarin war also eine Darmstädterin.Ich danke Euch für Eure Zeit.

Ein Bahnhof für den Zaren
PS: Der Himmel ist echt ;)
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