Ein Augenzeugenbericht: Putsch und Neuwahlen in Honduras

Ein Augenzeugenbericht: Putsch und Neuwahlen in HondurasVon Eva Jünemann und Mario Mejia

Der Putsch im Juni dieses Jahres stürzte Honduras in eine schwere innenpolitische Krise: Ausnahmezustand mit Ausgangssperren und Einschränkung der Pressefreiheit, Demonstrationen, Manifestationen, Bombenattentaten und gewaltsamen Übergriffen seitens der Polizei auf Demonstranten in der Hauptstadt Tegucigalpa.

Was für Auswirkungen hat der Putsch auf die Bevölkerung und das Alltagsleben, wie ist die Stimmung im Land und was hält man von dem Wahlergebnis des letzten Wochenendes? Der gebürtige Honduraner Mario Mejia ist 26 Jahre alt, lebt in der Stadt La Ceiba und arbeitet dort für eine lokale NGO. Er gibt uns Einsicht in seine Erfahrungen und Einstellungen gegenüber der politischen Geschehnisse in seinem Land.


Hintergrund: Manuel Zelaya der Liberalen Partei Honduras wurde 2006 zum Staatspräsidenten gewählt. Ende Juni 2009 wurde er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von der Armee aus dem Land geflogen und von seinem Parteikollegen Roberto Micheletti ersetzt. Hintergrund für den ersten Putsch in Lateinamerika seit 16 Jahren war der Versuch Zelayas, sich über eine Verfassungsänderung eine weitere Amtszeit zu sichern. Ende September schlich sich Zelaya wieder in sein Land und sitzt seitdem in der brasilianischen Botschaft in der Hauptstadt Tegucigalpa fest. Honduras befand sich seit dem Putsch in einer schweren innenpolitischen Krise. Am vergangenen Sonntag waren Neuwahlen, bei denen weder der gestürtze Präsident, noch der Putschpräsident Micheletti zur Wahl standen. Als Sieger ging der konservative Oppositionskandidat Lobo hervor.

Mit dem Putsch war der Frieden und der Zusammenhalt der Dörfer dahin, die seit den Zeiten von Francisco Morazán bestand. Michelleti hat dieses Bündnis der Liebe und des Friedens zerstört, so dass es zwischen Freunden, Familien und Arbeitskollegen Konflikte gibt, denn mit dem Putsch wurde das Land zerteilt in diejenigen, die den Putsch unterstützen und diejenigen, die ihn nicht unterstützen.Der Putsch war für alle sozialen Ebenen in Honduras schlimm, besonders hart hat es die Mittel- und Unterschicht getroffen. Tausende verloren ihre Arbeit. Besonders die, die vom Tourismus leben oder Organisationen, die über internationale Institutionen finanziert werden, erlebten Einbrüche. Wer will schon in ein Land reisen, das in einer politischen Krise ist und welche Regierung arbeitet mit einer Putschregierung zusammen?Ein Augenzeugenbericht: Putsch und Neuwahlen in Honduras
Mich persönlich haben besonders die Ausgangssperren seitens der Putschregierung betroffen. Wir konnten uns nicht frei bewegen, wir waren quasi Gefangene in unseren eigenen Häusern.
Die Putschregierung unterdrückte uns. Man konnte seine Meinung nicht frei artikulieren und auch Radio- (Radio Progreso, Radio Globo) und Fernsehsender sendeten nichts mehr. Aber wirkliche Gewalt gab es eigentlich nur in der Hauptstadt Tegucigalpa, jeder der demonstrieren wollte fuhr dorthin, aber Ungerechtigkeit gibt es im ganzen Land.
Um die internationale Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass die Wahlen legitim abgelaufen sind wurde behauptet, dass die Wahlbeteiligung 62% beträgt. Aber im Land gibt es Stimmen, dass sie deutlich darunter lag. Der gesamte Wahlprozess war für mich nicht wirklich transparent und ich wünschte Zelaya hätte zur Wiederwahl gestanden.

Bild: Mario Mejia


Im Internet zum Thema: auf Spiegel online ( mehr...), beim Informationsdienst Wissenschaft (idw) ( mehr...), bei lateinamerikanachrichten.de ( mehr...), und in der honduranischen Presse bei Tiempo ( mehr...).


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